A12. A93. A8. A1. S33. B37. B218. B34. L64. B4. Das ist keine Anleitung zum Schifferlversenken oder lustiges „Wo ist Wally?“, sondern die Anfahrt nach Horn. Nicht nur 5h und fast 500 Kilometer machen den Ausflug in das Waldviertel zu einer unangenehmen Reise, auch Horn selbst kann mehr, als es zunächst verspricht.
Eine rasante Autofahrt durch die menschenleere Feldkircher Innenstadt, eine Cocktailparty samt Opernbesuch in Bregenz, eine Flucht vom Gaislachkogl, die mit einem Feuergefecht in Obertilliach endet. Und immer wieder derselbe Bösewicht, dessen eigentlicher Name klingt wie ein Vorarlberger Tischler oder Tiroler Bürgermeister: Franz Oberhauser. James Bond fühlt sich wohl im Westen Österreichs. Wenn Innsbruck auf Dornbirn trifft, dann ist das kein filmreifer Showdown – aber auch dort trifft man sich nicht zum ersten Mal im Duell um Punkte und Tore.
Der Fünfte gegen den Zwölften. Elf Punkte Rückstand auf den Tabellenführer gegen drei Punkte Vorsprung auf die rote Laterne. Die sechstschwächste Offensive gegen die zweitschwächste Defensive. Oder, wie es in Liga Zwei heißt: das Duell der Aufstiegskandidaten Wacker Innsbruck gegen Floridsdorfer AC. Ein bisschen eine verkehrte Welt...
Gesellschaftliche Grenzen begegnen uns ja jederzeit und überall. Manche sind moralisch begründet, andere folgen lediglich einer sozialen Etikette. Und viele, denen wir derzeit unterworfen sind, haben nichts als den Schutz der Schwächsten, die Gesundheit aller im Sinn. Und dann gibt es auch noch Tabus, die man sich selbst auferlegt. Keine Schokolade in der Fastenzeit – haben Sie auch so Bauchweh wie die Ratschermädels und –buben nach einer erfolgreichen Runde? Kein violett-lilanes Leiberl anzuziehen – da mag man es auch noch so freundlich angeboten bekommen. Oder: über Blau-Weiß Linz zu sprechen, ohne ihn zum Thema zu machen.
Sonntag, 10:30. Ich werde es nie verstehen. Aber bevor ich lamentiere, eine Servicemeldung für alle schwarz-grünen Katholiken in Innsbruck (abseits davon kennt man die Öffnungszeiten des lokalen Lebensmittelmarktes, die Telefonnummer des Wirtens und die Messzeiten ja auswendig): Vorabendmesse besuchen, etwa in der Jesuitenkirche um 18 Uhr auf Englisch. Oder, nach Heiligen aufsteigend, am Sonntag um 8:30 in der Dreiheiligenkirche, als Livestream um 10 Uhr aus Allerheiligen, mit leichten Überschneidungen halt zum Match. Und meiden Sie stets als gläubiges Event getarnte Umzüge durch die Innenstadt. Damit helfen Sie Ihrer Gesundheit, tun etwas für’s Seelenheil – und der Live-Stream zum wackeren Spiel gegen Kapfenberg geht sich auch noch aus!
Wenn selbst im kühlen Norden der Vereinigten Staaten, in den höher gelegenen Appalachen-Tälern und den Rocky Mountains sich der Frühling seinen Platz erobert, wenn im Peach State Georgia die Pfirsichblüte schon fast vorüber ist, wenn hunderttausende Studenten eine Pause vom Studium einlegen, werden die USA verrückt. Also noch verrückter. Es ist nicht der Spring Break, vor dem sich die Küstengegenden des Südens fürchten – it’s March Madness!
Da steht man und schaut. Und sieht eigentlich nur Pferdchen mit Streifen. Gut, man kann fragen: Weiße Pferde mit schwarzen Streifen? Schwarze Pferde mit weißen Streifen? Aber halt doch – Pferdchen. Ein bisschen wie bei den Juniors aus Oberösterreich. Nett, dass sie so einen niedlichen Namen haben, der vorgaukelt, sie wären was ganz eigenes. Nur, es sind halt doch die kleinen Pferdchen des LASK. Hätten sie nicht Streifen, sie wären ziemlich unauffällig. Aber so – ui, süß, kleine Zebras!
Sonntag wieder einmal, zur besten Messzeit. Während die Ministranten das violette Gewand zurechtrichten, streift sich die einzig nicht-violette Austria ihr grünes Trikot über. Grün, die Farbe der Hoffnung, Hoffnung auf Veränderung, Hoffnung auf Besserung. Und Hoffnung darauf, nicht zu streng gerichtet zu werden...
„Kinder, ich erzähle euch jetzt eine unglaubliche Geschichte. Sie handelt davon....“ Wenn Eltern mit diesem Satz beginnen, nehmt euch Zeit. Sucht euch was zu knabbern, holt euch einen Kaffee, so schnell kommt ihr nicht mehr weg. Ich weiß, manchmal hat man dieses Gefühl auch, wenn man hier die Vorberichte zu den Wacker-Spielen liest. Aber ich versprech‘s, ich mach es kurz und knapp, auf den Punkt und ohne Ausschweifungen. Also...
Wacker Innsbruck ist dabei. Liefering am besten Weg dazu. Der „elitäre“ Klub der Teams, die seit Einführung einer österreichweiten zweiten Liga 10 Saisonen oder mehr dort verbracht haben. Egal unter welchem Namen. Also die Liga, nicht (nur) die Vereine. Man könnte dann eigentlich schon beinahe von Tradition sprechen – tun wir aber nicht. Sprechen wir lieber von Role Models.
Fans, wie man sie will
Denn ginge es um Tradition, dann müsste man einen Verein ganz vorne hin stellen. Einen Club, der die Zweite Liga noch als Erste Liga kennt. Als Erste Division. Als 2. Division. Und sogar das eine Jahr, als sie Nationalliga hieß. Auch der Club hieß damals etwas anders, Donawitzer SV Alpine, nicht so wie heute DSV Leoben. Gegner waren damals die auch heutigen Zweit-Ligisten GAK, Dornbirn und Kapfenberg, dazu auch der nunmehrige Europacup-Starter WAC oder die in der Versenkung verschwundenen Rapid Lienz oder Simmeringer SC. Die Donawitzer können auf 31 Saisonen Zweitliga-Geschichte zurückschauen, auf 968 Partien und einen Titel. Bei Liefering sieht es etwas anders aus. Neun Saisonen stehen zu Buche, seit 2013 rockt man als Jungversionen der roten Bullen durch die Liga, Titel steht noch keiner an. Naja, wobei, so ganz stimmt das nicht, mit einem Titel darf man sich krönen: Noch unter dem Namen USK Anif ist man die österreichische Version des Spandauer SV. Die Berliner sind in Deutschland Kult, als schlechteste Zweitliga-Mannschaft belegen sie den letzten Platz der Ewigen Tabelle. Nur 2 Siege, der erste volle Erfolg erst am 23. Spieltag, 33 Tore gegen 115 Gegentore. Und gefeiert dafür. Ähnliches geschah auch in Österreich in der Saison 1978/79: die ersten 14 Spiele en suite verloren, die ersten fünf gleich zu-Null, erst in Spiel sechs den ersten Treffer. Trost war es damals wohl keiner, das Spiel ging nämlich mit 1:10 gegen den Donawitzer SV verloren. Dafür konnte man im letzten Spiel vor der Winterpause einen sensationellen 1:2-Auswärtssieg in Wolfsberg feiern – immer wieder die üblichen Verdächtigen in Liga zwei. Anif beendete die Saison mit zwei Siegen bei 24 Niederlagen, 14 Toren und 82 Gegentreffern. Und einem Auftritt in der Sendung Sport am Montag auf Grund der besonderen Anhängerschaft, die den Club trotz aller Niederlagen stets feierte. Mehr noch, selbst in Wien wurde ein Anif-Fan-Club gegründet, um die erfolgloseste Truppe der Liga lautstark zu unterstützen.
Spieler, wie man sie will
Eine starke Fanbasis ist jetzt nicht unbedingt das, was man mit dem FC Liefering verbindet. Selbst unter Normal-Bedingungen haben die Auftritte in Grödig oder der Bullen-Arena den Charme einer Corona-Partie. Egal, Liefering kann mit etwas anderem punkten: mit jungen, hungrigen, unheimlich talentierten Spielern, die es in den Kader von Salzburg schaffen und dann nach ganz Europa. Mit ausgesiebten Spielern, die für jeden Konkurrenten in der Liga eine Bereicherung darstellen. Mit einem Kader-Durchschnittsalter von 18,5 Jahren und bereits insgesamt 30 eingesetzten Ballesterern in dieser Saison, von denen die ältesten beiden in den USA sogar schon ein Bier trinken dürften, sind sie ja gerade 21 geworden. Und Liefering weiß mittlerweile, wie man diese Spieler auch entwickelt. Kein Wunder, dass sie als Kern der Primavera die UEFA Youth League rocken. Kein Wunder auch, dass sie die zweite Liga beinahe beherrschen. Als De-Facto-Zweitmannschaft der Bullen verzichten sie halb freiwillig, halb gezwungen auf die Teilnahme am Cup und den Aufstieg, und hätten doch in den vergangenen Jahren stets um den Titel mitgespielt. Sechs- von siebenmal landeten sie unter den Top 5, viermal unter den Top 3, auch aktuell rangieren sie – völlig zu Recht – auf dem zweiten Tabellenplatz. In der Zweitliga-Tabelle seit dem Aufstieg der Lieferinger 2013 rangieren die Salzburger unangefochten auf Platz eins vor Lustenau und Kapfenberg, welche ebenso viele Saisonen aufweisen können. Niemand hat mehr Tore erzielt, und selbst beim Thema Punkteschnitt pro Spiel rangiert man als Fünfter vor den Innsbruckern (1,61 zu 1,56), trotz deren Meistertitel und damit verbundenem Aufstieg.
Ergebnisse, wie man sie will
Liefering ist mäßig in das Jahr 2021 gestartet, sowohl gegen Blau-Weiß als auch völlig überraschend gegen die jungen Grün-Weißen ließ man sämtliche Punkte liegen. Etwas, das Innsbruck bei den Remis‘ gegen Kapfenberg und Floridsdorf nur marginal besser gemacht hat. Liefering darf aber auf etwas aufbauen: auf ein locker herausgespieltes 6:2 in der letzten Runde gegen Horn mit sechs verschiedenen Torschützen. Mit den Salzburgern ist nicht zu spaßen...
Bild von Lutz Peter auf Pixabay
Weihnachten kommt mit Riesen Schritten näher, der Fussball verabschiedet sich nun auch im Profisegment in die Winterpause und es sollte langsam ruhiger werden.