- 29. Mär 2008, 01:48
#26660
Wacker-Fan wurde ich einzig und allein durch die Pleite des FCT - und nun, im Nachhinein betrachtet, kann ich mit gutem Gewissen sagen, dass dies keine Notlösung war, im Gegenteil. Die Faszination für den Fussballclub aus Innsbruck habe ich erst vollkommen absorbiert, als die Schwarz-Grünen das Feld betreten haben. Aber alles der Reihe nach...
Am Anfang war, nein, nicht das Wort, sondern der SV Rapid Lienz (nona, mag man jetzt sagen). Vater und Gotl (eigentlich Vorwärts-Steyr-Fan - vgl. Thread Die Legende eines Toten) haben von den Spielen der Grün-Weißen erzählt, die Brüder waren im Nachwuchs aktiv, und so ist es auch nicht verwunderlich, dass die ersten Live-Spiele im Dolomitenstadion miterlebt wurden. Das erste Tor im TV allerdings, das sich in meine Erinnerung eingebrannt hat, war das 1:0 von Hansi Müller gegen Turino Calcio (2:1) im UEFA-Cup-Viertelfinale - natürlich, es war ein Rapidler in Innsbruck tätig, Idl mischte das Mittelfeld auf, und ja, ich war damals schon Fernseh-Junkie.
Und damit war eine zweite Faszination geboren, die allerdings blau-weiß war und Swarovski Tirol hieß. Ein Grund mehr, warum ich zwar meine Probleme mit erwachsenen Glory-Huntern habe, ich aber nie auch nur einen Gedanken daran verschwenden würde, junge Fußballbegeisterte, welcher Vereins-Coleur auch immer, deswegen anzufeinden. In der Folge wurden dann am Schulhof fleißig Pickerln getauscht, und durch die Ausbildung meiner fußballdesinteressierten Schwester in Innsbruck (der ich dafür noch heute unheimlich dankbar bin) erlebte ich mein erstes Match am Tivoli am 18.08.1990 gegen Rapid Wien auf der Südtribüne. Unbeschreiblich. Hansi Müller von der Weite. Jan Åge Fjørtoft zum anfassen nah. Eine Rote für Hörtnagl in Hälfte eins. Ein 0:2 Rückstand. Eine fesselnde Aufholjagd. Ein 3:2 Sieg in Unterzahl. Mein Verhältnis zum Innsbrucker Verein wurde tief geprägt durch dieses Spiel, mehr noch als durch die ersten Matches während meines Studiums, die ich durch die Ausfahrt Süd-West-Ecke miterlebte. Mehr noch als durch den Meistertitel 2000 auf der Nord, am Rasen und die überwältigende Feier in der Stadt (ein Stück Tivoli-Rasen hat sich gut in meinem Garten in Lienz eingewachsen ;D). Mehr noch als durch mein erstes Match im neuen Tivoli gegen Fiorentina. Mehr noch als durch die folgenden Titel.
Und dann kam der Crash, knapp nach der Liquidation meines Vereins, des SV Rapid Lienz. Und diese für mich schockierenden Ereignisse in Kombination brachten mein Herz erst Wacker nahe. Man muss wahrlich fußballverückt sein, um so zu denken, so zu handeln - doch wenn, dann ist das Resultat vorbestimmt. Die orientierungslosen Stunden vor dem Tivoli, die wankenden Emotionen bei der Neugründung des Vereins, die Spiele in der Regionalliga in beinahe familiärer Atmosphäre, die unerträgliche Spannung in den Relegationsmatches, die tiefsten Tiefen und höchsten Höhen in der Zweitligasaison, das für mich unvergesslich prägende "Auswärtsspiel" Singen statt Werfen gegen Wörgl (ja, das Match war Schmarrn, aber...), die Rückkehr in die Bundesliga in guten und noch mehr schlechten Tagen, sei's spielerisch, sei's vereinspolitisch (nein, ich konnte mich zu Beginn bei Gott nicht anfreunden mit den Wünschen und Vorstellungen derer, die den FC Wacker Innsbruck herbeisehnten - bis ich verstand...), all das hat mich zu einem Wackerianer gemacht, der zwar die Vergangenheit als FCS oder FCT nie missen könnte oder gar möchte, der aber - als Osttiroler, als Rapidler - bis in die kleinste Faser seines Körpers Schwarz-Grüner ist, den FC Wacker Innsbruck in seinem Herzen trägt.
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P.S.: Hier fehlen mir die ausgebreiteten Herzen der Mitglieder, der Verantwortlichen, der zutiefst mit dem Verein verbundenen, der Speerspitzen der Nord - dieser Thread hätte es sich verdient, länger zu sein...
Zwei Minuten gespielt, noch immer hohes Tempo.