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Ausgabe: 18. Februar 2022

Wolfgang Müller

„Ich bin ja nicht naiv, sonst wär’ ich nicht hier“

Trotz vieler Fragezeichen rund um die neue Klubführung startet der neue Wacker-Trainer Michael Oenning optimistisch in die Frühjahrssaison.

Innsbruck – Seit 1. Februar ist er Cheftrainer des FC Wacker, seit 15. Februar in Personalunion auch noch sportlicher Leiter – gestern äußerte sich Michael Oenning erstmals öffentlich. Warum der doch sehr lange Maulkorb? „Es war alles ziemlich kurzfristig. Daher wollte ich mir erst mein Bild vom Verein, der Mannschaft und den handelnden Personen machen, bevor ich an die Öffentlichkeit trete. Ich muss ja wissen, von was ich rede.“

Und wie fällt das Bild nun aus? „Der Klub ist im Umbruch. Da braucht es eben Zeit, bis alles auf Schiene ist. Aber ich bin zuversichtlich, dass sich alles zum Positiven wendet“, will und kann der 56-jährige Deutsche, der im Mai noch den Pokalsieg mit dem Újpest Budapest feierte, ehe der ungarische Traditionsklub in Turbulenzen geriet, und Oenning plötzlich frei für eine neue Aufgabe war. „Die zweite Liga in Österreich war nicht unbedingt mein erklärtes Ziel, aber ein Verein wie der FC Wacker schon. Denn dieser Klub hat in Deutschland aufgrund der Erfolge in der Vergangenheit immer noch eine Strahlkraft.“ Auch Horst Hrubesch, der zunächst als Co-Trainer von Ernst Happel und dann ein Jahr als Chefcoach (1991/92) im Tivoli arbeitete, machte ihm das Engagement schmackhaft.

Zurück zur Gegenwart und der Lage bei den Schwarzgrünen. „Bis jetzt wurde alles eingehalten, was versprochen wurde. Was war, liegt nicht in meinem Verantwortungsbereich, was kommt, freilich schon und darüber kann ich sprechen.“ Nichts sagen konnte oder wollte Oenning über jenen Themenbereich, der am meisten interessiert – den Investor. „Das müssen andere beantworten. Ich bin für den sportlichen Bereich verantwortlich und konzentriere mich mit der Mannschaft auf den Frühjahrsstart in Kapfenberg.“

Dass die Schwarzgrünen als Tabellenachter aufgrund der Lizenzierung noch im Aufstiegsrennen sind, kann Oenning nicht so recht nachvollziehen. „Solche Konstellationen dürfte es im Profifußball nicht geben. Sollte es eine Chance auf die Relegation geben, werden wir uns natürlich darauf einstellen, aber das ist gegenwärtig nicht das Thema.“ Sondern? „Im Frühjahr eine Mannschaft entwickeln, mit der man dann weitere Ziele angehen kann. Die Zeit war kurz, aber ich finde, dass wir gut vorbereitet sind. Die Mannschaft zieht voll mit, ist zwar sehr jung, hat aber Potenzial und auch Qualität.“

Oenning schwebt ein attraktiver Fußball vor, „der die Wacker-Fans wieder ins Stadion lockt“. Auch das Scouting vor der Haustür will er forcieren. „Man muss in die Täler gucken“, ist Oenning überzeugt, dass es sich auszahlt, einheimische Talente beim FC Wacker einzubauen und zu fördern.

Das FCW-Spielsystem richtet sich nach dem Kader. Zum Start ist es ein 4/2/3/1 mit Ronivaldo, der sich voll und ganz auf den Strafraum konzentrieren soll, an vorderster Front. In Kapfenberg wird Flo Jamnig die Tiroler als neuer Kapitän auf das Feld führen und Clemens Hubmann neben Florian Kopp in der Innenverteidigung auflaufen, auf den Sechserpositionen wird mit Marco Holz (32) und Neuzugang Dennis Grote (35) eine geballte Portion Routine aufgetischt.

Zum Abschluss noch eine wichtige Frage abseits des Sportlichen – könnte die anstehende Lizenzierung ein Problem werden? „Ich gehe fest davon aus, dass der Klub das im Griff hat und ordnungsgemäß über die Bühne bringt.“