Impressum

Ausgabe: 02. März 2022

Florian Madl, Reinhard Fellner

.. und jährlich grüßt das Murmeltier

Beim FC Wacker wurde gestern der neue dreiköpfige Vorstand mit Präsident Kevin Radi an der Spitze installiert, das alte Team im Gegenzug entlastet. Nun kündigt sich ein juristischer Schlagabtausch an.

Innsbruck – Als leitender Angestellter für Entwicklung und Controlling war Dennis Duve einst bei Wacker als Co-Geschäftsführer eingestellt worden. Als Sohn des verlängerten Arms von Vor-Vor-Investor Matthias S. (Anm: Hamburger Investor) sollte der Jüngling auch noch gleich Wacker-Prokurist werden, was letztlich formal jedoch nie umgesetzt wurde. Da man bei Wacker jedoch auch keine Arbeitsleistung sah, die monatlich 7000 Euro brutto entsprochen hätte, Duve sich laut Wacker indes Vorstandsagenden angemaßt hatte sowie öffentlich Unregelmäßigkeiten im Verein monierte, zogen die Innsbrucker Ende Mai letzten Jahres die Notbremse und entließen Duve. Wacker argumentierte damals auch, dass damals einfach nicht genug Geld da gewesen sei, um Duve und andere weiter zu bezahlen.

Da der Schritt Duve ungerechtfertigt erschien, klagte er gestern am Landesgericht seine Ansprüche aus ungerechtfertigter Entlassung ein. Anwältin Marlene Wachter listete darauf mitsamt Sonderzahlungen und Urlaub eine Forderung über 64.609,14 Euro auf. Kein Pappenstiel für den ohnehin klammen Verein – und doch angesichts eines drohenden längeren Verfahrens ein überschaubarer Betrag. So fiel das Bemühen von Richterin Christiane Kasseroler, doch noch über einen kostensparenden Vergleich nachzudenken, im Verfahren schnell beiderseits auf fruchtbaren Boden. Danach ersetzte der Taschenrechner weitere Inhalte, auch wenn Anwalt Anton Triendl und Wacker-Vizepräsident Thomas Kerle betonten, dass dies nur in Frage komme, wenn es „für Wacker ökonomisch Sinn mache“. Duve-Anwältin Wachter: „Auch der Kläger hat kein Interesse, die Vergangenheit ewig mit sich herumzuschleppen!“ Einige Berechnungen später lautete der Vergleich dann auf einen Betrag von brutto 40.000 Euro. Auch die Prozesskosten hielt man so gering wie möglich und sie treffen Wacker anteilig mit 1321,80 Euro. Im Zuge einer Generalklausel wurde festgelegt, dass damit beidseitige Ansprüche für immer bereinigt sind. Der Vergleich wurde vorerst bedingt abgeschlossen, da Wacker-Vize Kerle ihn noch vom Vorstand absegnen lassen muss. Dafür hat Wacker bis zum 31.3. Zeit.

Es dürfte nicht das letzte juristische Aufeinandertreffen aus der Ära S. (anm.: Hamburger Investor)gewesen sein, von dem man über 2 Mio. Euro erhalten hatte und auf die der Hamburger Unternehmer wieder Ansprüche stellt. Das geht aus einer Stellungnahme hervor, um die von der TT gebeten wurde: „Unser Mandant muss gerichtliche Hilfe in Anspruch nehmen, um die Verantwortlichen des FC Wacker zur Rechenschaft zu ziehen. Ihm wurde das Recht auf Bucheinsicht bis zum heutigen Tage verwehrt. Nun wird das gerichtliche Verfahren belegen, dass unser Mandant den Fußballclub mit Millionenbeträgen gefördert hat, bis Unregelmäßigkeiten bei der Verwendung der Mittel zu Tage traten. Ziel des Investments war eine erfolgreiche Weiterentwicklung des Traditionsvereins, die durch das unverantwortliche Handeln Einzelner zunichtegemacht wurde.“ Eine knifflige Aufgabe für den gestern bei der Generalversammlung gewählten Vorstand – schließlich will auch Siems-Nachfolger Michail Ponomarev sein Recht geltend machen (1,2 Mio. Euro).

Harte Nüsse also für den gestern neu gewählten Vorstand um Präsident Kevin Radi (erhielt 97,85 Prozent der Stimmen), Niklas Sattler und Thomas Kerle. Letzterer wurde wie seine alten Kollegen (u. a. Alfred Hörtnagl) mit 86,67 Prozent (Saison 19/20) bzw. 67,14 Prozent (Saison 20/21) der Stimmen entlastet. Am Engagement des neuen Chefs Radi mangelt es nicht: „Es ist unser Ziel, Strukturen aufzubauen, die es dem Verein ermöglichen nachhaltig erfolgreich zu sein.“