Wacker Innsbruck hat beim Stadion-Vermieter Außenstände von 310.000 Euro, letzte Zahlungen erfolgten im Mai 2021. Die Spieler bekommen keine Schuhe mehr, die Wohnungsvermieter drohen mit Rauswurf.
Innsbruck – Wacker-Investor Thomas Kienle schweigt bereits wieder beharrlich, und das seit knapp zwei Wochen. Damals hatte der Stuttgarter Unternehmer gegenüber der TT noch angekündigt, er gehe fest davon aus, dass man bei Wacker Innsbruck innerhalb einer Woche „alle wichtigen Dinge geklärt und besprochen“ haben werde. Das war am 23. März. Geändert hat sich seither nichts – außer dass es für den Innsbrucker Fußballclub finanziell immer enger wird.
Das Land Tirol hat die Förderungen auf Eis gelegt. Immerhin 320.000 Euro pro Jahr, davon 60.000 Euro für die Profis. Ein neuerlicher Appell des Landes vor einigen Tagen, dass der Verein endlich die finanzielle Situation darlegen möge, ist trotz erneuten Versprechens, alle Unterlagen zu präsentieren, ergebnislos geblieben. Und der Innsbrucker Gemeinderat hat zuletzt drei Subventionsansuchen vorerst zurückgestellt.
Doch es kommt noch dicker: Die Außenstände des Vereins sollen jetzt Schritt für Schritt eingefordert bzw. eingeklagt werden. So auch bei der jeweils zur Hälfte im Besitz von Stadt und Land Tirol stehenden Olympiaworld, die das Tivoli-Stadion betreibt. Ende März erging deshalb der Auftrag, Anwälte einzuschalten. Die letzten Zahlungen von Wacker Innsbruck an die Olympiaworld erfolgten im Februar bzw. im Mai 2021 (!). Nicht nur für den Bereich Profifußball gibt es Außenstände (116.000 Euro), sondern auch im Amateurbereich, im Nachwuchs und bei den Wacker-Damen – in Höhe von 194.000 Euro. Insgesamt wartet die Olympiaworld damit auf 310.000 Euro. Bereits gegenverrechnet ist dabei das Sponsoring der Olympiaworld von rund 300.000 Euro für Wacker.
Die Gesellschafter, also Stadt und Land, wurden über die der Situation informiert und gaben Rückendeckung dafür, dass die aushaftenden Zahlungen notfalls eingeklagt werden.
Dass der Stadionname an einen Sponsor verkauft werden soll, sorgte in der Vorwoche ebenfalls für Diskussionen. Die hätte es aber gar nicht geben dürfen, denn Neo-Präsident Kevin Radi wurde von der Stadt Innsbruck klar signalisiert, dass diesem Wunsch keinesfalls zugestimmt werde. Tivoli bleibt Tivoli.
Das Ausmaß der Forderungen bekommt der Verein mittlerweile auf allen Ebenen zu spüren, auch wenn sich die betroffenen Gläubiger öffentlich nicht äußern wollen.
Sozialabgaben: Bis Ende März wurden die Beiträge gestundet. Nun müsste der FC Wacker zahlen oder dieser Tage neuerdings einen Stundungsantrag stellen. Der wiederum würde auf die Wahrscheinlichkeit weiterer Zahlungen hin geprüft.
Mietrückstände: Nicht nur der Stadionbetreiber will die beim FC Wacker ausstehenden Zahlungen zurück, auch die seit Monaten der Dinge harrenden Wohnungs- und Hausvermieter der Spieler. So mancher Profi wurde in den vergangenen Tagen bereits aufgefordert, den ausstehenden Betrag aus der eigenen Tasche zu begleichen, um einem möglichen Rauswurf zuvorzukommen.
Gehaltsrückstand: Während die Spieler auf die April-Gehälter warten, müssen Wacker-Mitarbeiter bereits Rückstände aus den Monaten Februar und März in Kauf nehmen.
Ausrüster: Auf Nachfrage wollte man sich dazu nicht äußern, aber in Sachen Spielerutensilien ist mittlerweile ebenfalls ein Schuldenberg zu beklagen. Verdutzte Spieler können vorerst keine neuen Schuhe beziehen – bis der Verein den geduldigen Gläubigern endlich die bisherige Summe überweist.
Unfallkosten: Zahlreiche Inkassobriefe gingen in den vergangenen Tagen ein, darunter einer aus einem Krankenhaus. Die Kosten einer Operation belaufen sich angesichts der Zwangsforderung mittlerweile auf über 20.000 Euro, heißt es. Nur einer von mehreren Posten, die es zu begleichen gilt.
Sicherheit/Catering: Zur Nagelprobe mutiert sprichwörtlich das nächste Heimspiel gegen den GAK (15. April, 18.30 Uhr). Denn weder Caterer noch Sicherheitsfirma sind dem Vernehmen nach gewillt, ein weiteres Mal in Vorlage zu treten. Unter diesen Umständen könnte auch der Spielbetrieb wohl kaum fortgesetzt werden.
Transferfenster: Der 15. April bleibt auch in anderer Hinsicht ein Stichtag. Bis zu diesem Zeitpunkt muss der Verein eine Option ziehen, um Spieler wie Rio Nitta, Florian Kopp oder Rami Tekir längerfristig an sich zu binden und im Fall einer weiteren Leistungssteigerung hohe Transfergelder zu lukrieren. Angesichts der Umstände steht hinter dieser Vertragsklausel ein Fragezeichen und die Spieler wären mit Saisonende ablösefrei am Markt.
Spielervermittler: Seit mehreren Monaten ist der Verein im Rückstand.
Bundesliga-Lizenz: Bereits am 13. April will die Bundesliga erstmals mit einer Bestandsaufnahme zur Erteilung der Lizenzen (Spielberechtigung) an die Öffentlichkeit gehen. Der FC Wacker wird sich nicht unter jenen Vereinen befinden, denen man dieses Privileg zuerkennt. Schon jetzt kann man sich auf einen Gang zum Protestkomitee einstellen, der eine Profi-Saison 2022/23 im zweiten Anlauf ermöglicht.
Amateurfußball: Sollte sich keine Lösung abzeichnen, bleibt nur der Weg in den Amateurfußball, Profi-Verträge wären mit dem Zwangsabstieg hinfällig. Präsident Kevin Radi war für keine Stellungnahme erreichbar.