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Ausgabe: 23. Mai 2022

Wolfgang Müller

Jedes Ende ist ein neuer Anfang

Es war einmal und es war schön. Zugegeben nicht immer, aber halt doch. Die Meistertitel der Vergangenheit sind zwar längst schon Geschichte, ebenso die rauschenden Fußball-Feste im alten und neuen Tivolistadion. Damals stand ganz Tirol im Kampf gegen die Wiener Großklubs wie eine Wand hinter „seinem“ Verein. Glorifizierte Vergangenheit, die Gegenwart ist deprimierend, weil der Dauer-Patient FC Wacker letztlich nicht mehr zu heilen war. Die letzten Monate waren für die schwarz-grünen Fans nur noch ein Leiden ohne Ende. Gestern erfolgte endgültig der Schlusspfiff für den Profifußball in der Landeshauptstadt. Tut schon weh, ist aber die logische Folge jahrelanger wirtschaftlicher Murkserei, gepaart mit sportlichem Versagen. Was bleibt, sind die Erinnerungen an spezielle Wacker-Events im neuen Jahrtausend – Wunder von Wolfsberg, die rauschende Aufstiegsfeier in Pasching – und die Hoffnung, dass der Klub nach der Rückstufung in die Regionalliga die Turbulenzen um Millionenschulden und Investoren-Possen überhaupt überlebt.

FC Wacker, dieser Name hatte einmal so richtig Gewicht im österreichischen Fußball. Meistertitel und unvergessene Europacup-Abende waren Beleg für eine starke Marke. Schnee von gestern – nach der Neugründung im Zuge des spektakulären „FC-Tirol-Konkurses“ 2002 wurde zwar der Stern für zehn Meistertitel der Vorgänger-Klubs mit in das neue Wappen aufgenommen, der Glanz vergangener Tage war allerdings mehr Bürde als Antrieb. Was bleibt, ist die Hoffnung, dass jedes Ende ein Neuanfang ist. Man frage nach bei den Glasgow Rangers: Die wurden 2012 nach dem Konkurs in die vierte schottische Liga durchgereicht, starteten – offensichtlich mit einem durchdachten Konzept – neu durch, standen zehn Jahre später im Europa-League-Finale gegen Frankfurt und feierten den Meistertitel vor dem Erzrivalen Celtic.