Wie nicht anders zu erwarten, entschloss sich nun auch der Wacker-Vorstand dazu, einen Antrag auf Insolvenz einzureichen. Der Profibetrieb ist Geschichte, nun geht es um die Rettung der übrigen Sparten.
Innsbruck – Der am Montagnachmittag von Wacker-Vorstandsmitglied Niklas Sattler eingereichte Konkurs der GmbH besiegelte offiziell den Abschied vom Profibetrieb des Traditionsvereins. Nach 20 Jahren Berg- und Talfahrt endet ein schwarz-grünes Kapitel tragisch, das nach dem FC-Tirol-Crash 2002 mit allerhand guten Vorsätzen gestartet worden war. Die sich daraus ergebenden Fragen:
1 Was genau setzte der Wacker-Vorstand in Gang? Niklas Sattler stellte einen Insolvenzeröffnungsantrag für die Profi-GmbH, deren Minus mit Ende Juni auf 3 Millionen Euro taxiert wurde.
2 Was steht dem Verfahren im Weg? Das Insolvenzgericht prüft die Zulässigkeit, da die Legitimation des Antragstellers nicht ausreichend bescheinigt sei, hieß es in einer Mitteilung des Kreditschutzverbandes. Hintergrund: Die Wacker-GmbH operiert nach dem Rückzug von Vorstandsmitglied Thomas Kerle derzeit ohne nominellen Geschäftsführer, wenn auch im Zuge eines Gesellschafterbeschlusses Kevin Radi als solcher auftritt.
3 Wird Radi unterzeichnen? „Der Insolvenzeröffnungsantrag wurde lediglich vom Vorstand des Vereins FC Wacker Innsbruck unterschrieben, nicht jedoch von dessen Präsidenten“, meinte Klaus Schaller, Regionalleiter West des KSV, gestern in der Mitteilung. Vereinssprecher Alexander Zorzi bestätigte indes, dass sich Radi dem Ansinnen seines Vorstandskollegen anschließen würde.
4 Wie argumentierte der Verein den Insolvenzantrag? In einer kurzen Aussendung, die dem TT-Online-Bericht folgte, hieß es: Man werde versuchen, den mit 970.000 Euro verschuldeten Amateurbetrieb zu retten. Es werde mit Interessengruppen gesprochen, „die ihre Intention äußerten, im ‚worst case‘ an der Rettung des Vereins mitzuhelfen“. Bekanntlich liegt ein Angebot von Ex-Investor Michail Ponomarew vor: Der Russe wolle demnach 500.000 Euro vorstrecken, im Zusammenhang mit noch nicht ausbezahlten (weil nicht nachgewiesenen) Förderungen von Stadt und Land könne das in der Folge zu einer Rettung des Amateurbetriebs beitragen.
5 Wie reagierte die Öffentlichkeit? Von Bedauern bis Enttäuschung spannte sich der Bogen. LHStv. Josef Geisler knüpft an das Ende des Profibetriebs die Aussicht auf einen Reset mit jungen Spielern, stellte aber klar: „Es überwiegt die Hoffnung, dass wir einen Neustart mit neuem Personal zustande bringen.“ Als Wunsch nach einem neuen Wacker-Vorstand wollte der Zillertaler das nicht verstanden wissen – die Vereinsautonomie stehe über allem. Man habe zudem versucht, die Vergangenheit – Stichwort Förderungen – aufzurollen. Für 2021 sei das bereits gelungen. Nun gehe es darum, die abgelaufene Saison abzuwickeln.
6 Wie geht es sportlich weiter? Die Auf- und Abstiegsbestimmungen des Tiroler Fußballverbands lassen diesbezüglich keine Frage offen:
Sollte neben der GmbH auch der Amateurbetrieb in Konkurs gehen, sehen die Bestimmungen einen Neustart in der zweiten Klasse vor. Die derzeit in der Regionalliga gegen den Abstieg spielenden Amateure verlieren aufgrund der fehlenden Bundesliga-Zugehörigkeit ihre Berechtigung, für die um den Gebietsliga-Aufstieg spielenden Wacker Juniors gilt das ebenfalls: „Auch hier war die Bundesliga-Zugehörigkeit die Basis der Zulassung“, hält Tirols Fußballverbandspräsident Josef Geisler fest.
7 Wo erfolgt ein sportlicher Neustart? Als Vereinsmannschaft gilt derzeit lediglich das abgestiegene Bundesliga-Team. Ohne GmbH-Konkurs wäre die dritte Liga vorgesehen. Sollte man zumindest den Amateurbetrieb retten, bleibt die vierte Liga (Hypo Tirol Liga) als Option – oder eine andere Liga darunter. Das 15-köpfige Präsidium des Tiroler Verbands kann das autonom entscheiden.
8 Was passiert mit den vebleibenden Wacker-Spielern und den Akademie-Talenten? Im Raum steht in Anlehnung an das Vorbild Burgenland eine Akademie-Mannschaft in der Hypo Tirol Liga, die Umsetzung bedarf allerdings einer Vereinsgründung. Realistisch erscheint so ein Szenario nicht vor 2023/24, es gibt dafür bereits erste positive Signale.
9 Was passiert mit der Tiroler Fußball-Akademie? Der heimische Talente-Pool (Jahresbudget 800–900.000 Euro) bleibt wie bisher beim Verband – glücklicherweise, muss es nach der zweiten FC-Tirol/Wacker-Pleite binnen 20 Jahren heißen.