Die Tiroler Sportöffentlichkeit ist des FC Wacker längst überdrüssig. Präsident Kevin Radi könnte morgen den Weg für einen Neuanfang freimachen.
Innsbruck – Kevin Radi? Nicht erreichbar. Die Mailbox läuft beim Noch-Präsidenten des FC Wacker Innsbruck, während seine Zeit langsam ablaufen dürfte. Keine unvorhersehbare Kehrtwendung vorausgesetzt, wird der 34-Jährige am Mittwoch wohl letztmals als Oberhaupt fungieren. Von vielen Wochen der Wahrheit sollte das die letzte sein, in der noch von Rettung die Rede sein könnte. Viele Fragen kreisen um den Verein, dessen Schicksal mit Monatsende besiegelt sein könnte.
1 Kann sich Präsident Kevin Radi weiterhin im Amt halten? Als Kernmitglied „BlockRock GmbH“, die der Wacker-Präsident gemeinsam mit Gesellschafter Bernhard Dornauer führt und über die der 34-Jährige 1500 Stimmen hält, bleibt der Innsbrucker in dieser außerordentlichen Generalversammlung noch unantastbar. Ausbleibende Zahlungen verringerten bereits seinen Handlungsspielraum und die Geduld der Fans neigte sich schon bei der letzten „sehr emotionalen“ Mitgliederversammlung dem Ende zu. Ob Radi die ordentliche Generalversammlung zum Jahreswechsel abwartet? Um auch dann noch im Amt zu bleiben, müsste Radi zumindest die 75 Euro Mitgliedsbeitrag für die 1500 Kernmitgliedsstimmen (112.500 Euro) einzahlen.
2 Wann ist buchstäblich „Feierabend“? Am 4. Juni wurde das Insolvenzverfahren eingeleitet, seit damals die Gläubiger angeschrieben und die Wirtschaftsunterlagen gesichtet. Gerüchten zufolge scheint eine Rettung des Vereins unwahrscheinlich, zumal keine Liquidität gegeben ist und die Verflechtung mit dem Profibetrieb tendenziell einen höheren Schuldenstand vermuten lässt (derzeit mit Monatsende 1,9 Mio. Euro GmbH und 970.000 Euro Verein, Förderungen nicht miteingerechnet). Und die Sache mit dem Investorgeld des Stuttgarters Thomas Kienle, der seit 15. Februar jeden Tag zahlen sollte? Nicht einmal mehr ein Strohhalm.
3 Ist es gesichert, dass der Verein in der Hypo Tirol Liga einen Neuanfang unternimmt? Nein, denn bei einer Zahlungsunfähigkeit bis Monatsende (Einspruchsmöglichkeit bis 14. Juli) würde eine Pleite einen Start in der 2. Klasse zur Folge haben. Die Einteilung des TFV basierte nämlich auf der Insolvenz der GmbH – wenn der Verein auch in Konkurs gehen würde, müsste man laut TFV-Präsident Josef Geisler „umdenken“ (2. Klasse).
4 Kann den FC Wacker ein Sanierungsverfahren retten? „Per 24. Juni war jedenfalls kein Sanierungsplanverfahren anhängig, nur ein auf Liquidation ausgerichtetes Insolvenzverfahren“, heißt es in einer Kurzstellungnahme des Masseverwalters, wobei die Frist diesbezüglich mit 30. Juni ablaufen würde. Bis 13. Juli können Gläubiger ihre Ansprüche anmelden, am 27. Juli sollen diese geprüft werden.
5 Was passiert mit dem Nachwuchs? Das Gerücht, wonach der Tiroler Fußballverband und das Land Tirol die 250 Talente auffangen, kann so nicht bestätigt werden. LHStv. Josef Geisler und sein Namenskollege vom Tiroler Fußballverband (Präsident Geisler) hielten lediglich fest, die Spieler beim Wechsel zu anderen Vereinen unterstützen zu wollen. Geisler (TFV): „Es wäre dem TFV nicht möglich, Spieler selbst anzumelden.“ Man könne selbst nicht Stammverein sein.
6 Sind die noch gemeldeten Spieler im Fall einer Insolvenz ablösefrei? Nein – den Bestimmungen zufolge muss es zu einer Auflösung des Vereins kommen, damit die Akteure zu ihren Pässen kämen. Im Fall des Profibetriebs verhielt sich das anders – dabei ging es allerdings um ein Vertragsverhältnis, wofür andere Bestimmungen gelten.
7 Was ist mit den Rettungsgesellschaften? Von denen ist nur noch Ex-Investor Michail Ponomarev im Rennen – mit Ex-Politiker Hannes Rauch als verlängertem Arm und möglicherweise als Präsident.
Aber die Geduld des Russen, der zwei Klagen gegen den FC Wacker angestrengt hat, ist am Ende. Mehrere Wochen wurde er von Kevin Radi bereits hingehalten, dem es offensichtlich am Vertrauen fehlt.