Ex-Politiker Hannes Rauch (50) übernimmt den krisengeschüttelten FC Wacker Innsbruck. Dem Kufsteiner geht es vorrangig um die Vereinsrettung.
Wann reifte die Entscheidung, sich als Wacker-Präsident kooptieren zu lassen?
Hannes Rauch: Erst am Dienstag, das war sehr kurzfristig.
Was steht auf Ihrer Agenda ganz oben?
Rauch: Die Frage 3./4. Liga und die Finanzierung. Ich glaube, dass es eine Lösung gibt, um die Vereins-Insolvenz abzuwenden.
Das kolportierte Minus liegt bei einer Mio. Euro. Wann steht die Rettung und wie sollte sie aussehen?
Rauch: In zehn bis 14 Tagen haben wir eine Lösung, mit dem Masseverwalter bin ich diesbezüglich im Austausch.
Was dürfen sich die Fans erwarten?
Rauch: Jedenfalls keinen Millionen-Regen, denn wir sprechen von Amateurfußball. Für die Regionalliga bedarf es aus meiner Sicht eines Budgets von 1,5 bis 1,7 Mio. Euro, derzeit kalkuliere ich noch mit 800.000 Euro. Wir brauchen jeden Unterstützer.
Zählt auch Ex-Investor Michail Ponomarev dazu?
Rauch: Ich kenne ihn als professionellen und angenehmen Menschen, er ist eine von drei Optionen.
Beinhaltet Wacker neu auch die zwei Damen- und die 14 Nachwuchs-Teams?
Rauch: Wir tragen eine gesellschaftliche Verantwortung und wollen alles, so gut es geht, mittragen. Unendlich ist unsere Finanzkraft halt nicht. Am Ende muss die schwarze Null stehen.
Was erwarten Sie sich von der heutigen Sitzung des Protestkomitees im Tiroler Fußballverband?
Rauch: Ich sehe das pragmatisch, hoffe immer noch auf eine Regionalliga-Teilnahme. Das macht uns für Sponsoren attraktiver und andere Vereine haben es leichter, die keine entsprechende Infrastruktur vorweisen können – von vielen Wacker-Fans gehe ich auch in Liga vier aus.
Noch hat man nicht einmal eine Kampfmannschaft. Lässt sich das so kurzfristig arrangieren?
Rauch: Bei einem Trainingsstart in Kufstein durften wir einmal sechs Spieler begrüßen, dann kam alles später ins Rollen. Mein Motto: Das Hendl wird erst in den letzten fünf Minuten knusprig. Wir haben eigene Leute in der bisherigen dritten Mannschaft, dazu braucht es vier, fünf mit Regionalliga-Niveau.
Gibt es Visionen Richtung Bundesliga, wie sie Ihre Vorgänger hatten?
Rauch: Visionen habe ich zehn am Tag, ich spreche lieber von Strategie-Entwicklung für drei bis fünf Jahre.
Was wünschen Sie sich vom Wacker-Umfeld?
Rauch: Mein Engagement ist langfristig angelegt. Am Anfang werde ich nichts verdienen, sondern viel Arbeit einbringen. Aber ich bitte alle um einen Vertrauensvorschuss. Es muss jedem bewusst sein: Vom Profifußball sind wir derzeit weit entfernt, die Gegenwart gilt es zu akzeptieren.