Lange wurde der FC Wacker künstlich am Leben gehalten. Jede Finanzspritze hielt die Illusion aufrecht, der Patient sei lebensfähig und Tradition allein würde den Beitrag der öffentlichen Hand rechtfertigen. Der Klub hängt nicht erst seit gestern am Tropf, da seinen Protagonisten auf der Geschäftsführerebene ein vernichtendes Zeugnis vom Insolvenzverwalter ausgestellt wurde. Ex-Präsident Kevin Radi war das letzte Glied einer langen Kette, das diesen Niedergang zu verantworten hat. Allein die nicht vorhandene Buchhaltung bringt die Unfähigkeit der Verantwortlichen aufs Tapet, von denen sich manche angesichts ihrer ursprünglichen Profession am Anwaltssektor oder im Bankwesen darauf verstehen sollten.
Die Historie des FC Wacker begleitet ein immer wiederkehrender Automatismus, dem Begrifflichkeiten wie Demut und Aufbauarbeit fremd sind. Viel lieber schwelgt man in Europacup-Erinnerungen aus den 70er- und 80er-Jahren, als Fernsehgelder noch keinen entscheidenden Budgetposten darstellten und Mittelunternehmer den Grundstein für einen Meistertitel legen konnten. Damals waren Teams aus Spanien, Italien oder Deutschland noch in sportlicher Reichweite, mittlerweile sind diese längst enteilt. Das Umfeld des FC Wacker Innsbruck ist, wenn man es so sehen will, im Zeitalter des Röhren-Fernsehens steckengeblieben.
Es darf gehofft, allerdings auch bezweifelt werden, dass der Amateurverein FC Wacker Innsbruck über den Herbst hinaus Bestand hat. Wahrscheinlicher mutet es nach der gestrigen Tagsatzung an, dass es zurück an den Start geht. Unterhaus-Nostalgie statt Europacup-Euphorie heißt es dann. Nicht weiter verwunderlich, denn zur Mittelmäßigkeit fühlte man sich in diesem Verein noch nie berufen. Und wer immer den mahnenden Zeigefinger erhob, auf Kostenwahrheit pochte oder zur Geduld riet, wurde als Nestbeschmutzer verunglimpft. Nachwuchs- und Damen-Förderung zu den Profis – warum auch nicht?
Der FC Wacker hat den Bogen überspannt, die Insolvenz lediglich hinausgezögert, um nun am Boden der Tatsachen zu landen. Für den geplatzten Traum müssen nun viele zahlen: Gläubiger, die lange hingehalten wurden, junge Tiroler, deren Kinderzimmer in untrügliches Schwarz-Grün getunkt war, Talente, die ein Antreten im Wacker-Dress zum Ziel erhoben haben. Nun sollen auch jene zahlen, die mit ihrem verantwortungslosen Auftreten und ihrer Selbstverliebtheit den Ball ins Rollen brachten. Als Mahnmal für jene, die irgendwann nachkommen.