Nach Hausdurchsuchungen ist beim FC Wacker Innsbruck immer mehr Feuer am Dach. Ex-Bosse sind im Visier der Staatsanwaltschaft. Landeskriminalamt untersucht Geldflüsse zwischen Verein und Profi-Gesellschaft.
Innsbruck ? Exakt zweieinhalb Monate nach der Eröffnung des Konkursverfahrens gegen die FC Wacker Innsbruck GmbH (=Profiabteilung) ist die traurige Geschichte um den Traditionsklub um ein Kapitel reicher, das sich viele wohl gerne erspart hätten: Acht zeitgleiche Hausdurchsuchungen (auch in der Geschäftsstelle im Tivolistadion) bezeugten am gestrigen Tag, dass das Landeskriminalamt Tirol auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Innsbruck Ermittlungen wegen des Verdachts der fahrlässigen Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen und der betrügerischen Krida aufgenommen hat.
Im Fokus der Ermittlungen stehen mehrere (Ex-)Verantwortliche und Funktionsträger. Offenbar handelt es sich um die ehemaligen Präsidenten Kevin Radi und Joachim Jamnig sowie Gerhard Stocker, Thomas Kerle und Alfred Hörtnagl. Für sie gilt die Unschuldsvermutung.
„Das ist alles brandaktuell, ich will nichts dazu sagen. Ich und meine Familie haben schon ein halbes Jahr genug abbekommen, weil ein anderer (Kienle, Anm.) nicht gezahlt hat“, merkte Radi gegenüber der TT kurz an.
Der Anfangsverdacht ergab sich laut Staatsanwaltschaft aus den ersten Feststellungen des Masseverwalters, wonach keine ordentlichen Geschäftsbücher geführt und die finanzielle Gebarung der GmbH einerseits und des Vereins FC Wacker Innsbruck andererseits nicht immer getrennt wurde. Eine Tatsache, die schon seit mehreren Wochen bekannt ist und auch den hochverschuldeten Verein aus dem laufenden Betrieb (s.?u.) reißen könnte.
Beim Verein geht man bislang von Schulden in Höhe von rund einer Mio. Euro aus, die Gesellschaft soll Verbindlichkeiten von rund 3,5 bis vier Millionen Euro haben.
Was könnte hinter der fahrlässigen Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen und der betrügerischen Krida stecken? Offenbar wurden finanzielle Transaktionen zwischen Verein und Gesellschaft nicht ordnungsgemäß verbucht sowie nicht gerechtfertigte (Aus-)Zahlungen vorgenommen. Die Gesellschaft dürfte bereits seit Mitte Juni 2021 nicht mehr liquide gewesen sein.
Rund um Transfererlöse ranken sich ebenfalls viele Spekulationen. Aus heutiger Sicht erhalten auch die seinerzeitigen Vorwürfe des ehemaligen Investors Matthias Siems immer mehr Brisanz. Der Hamburger prangerte offen mögliche Unregelmäßigkeiten bei der Verwendung seiner investierten Mittel an.
Und wie geht’s beim Amateurverein weiter? Der laufende Spielbetrieb dürfte auch Finanzspritzen des russischen Investors Michail Ponomarew zu verdanken sein, bei einem (großen) Wunder wäre möglicherweise sogar etwas Kapital von dessen Nachfolger Thomas Kienle zu erwarten. Letzterer hat seine Zahlungsfähigkeit in der Ära von Radi aber alles andere als unter Beweis gestellt.
„Ich will als Staatsbürger eine lückenlose Aufklärung aller Vorwürfe“, hält Neo-Vereinspräsident Hannes Rauch fest: „Solche Schlagzeilen sind für den Verein natürlich alles andere als wünschenswert, aber wir sind nicht die Vergangenheit, sondern wollen uns um die Zukunft des Klubs kümmern.“ Ein Ziel, das immer schwieriger zu werden scheint.
Bei allen Zugriffen auf die Vergangenheit, die an nicht vergessene Zeiten (Konkursverfahren über den FC Tirol 2002 und 1994) erinnern, hält Rauch in der Gegenwart fest: „Wir bedienen die laufenden Kosten. Ich sehe den Verein auf einem guten Weg.“