Keine leeren Kilometer: Tirol-Ligist Prutz/Serfaus drehte gestern in Kirchbichl einen 0:3-Rückstand. Streiter gewann beim FC Wacker.
Kirchbichl – „Warte bitte kurz.“ Benjamin Schranz musste seine Mitspieler erst beruhigen. „So, jetzt geht es besser“, meldete sich der Kapitän der SPG Prutz/Serfaus gestern bei der TT aus dem Partybus. Im Hintergrund konkurrierten Stimmen und laute Musik um die Vorherrschaft. Die Euphorie auf der Autobahn lag in einem Spielverlauf begründet, den Schranz in dieser Form „auch noch nicht erlebt“ hat. Bis zur 74. Minute waren die Oberländer im Gastspiel der Hypo Tirol Liga in Kirchbichl mit 0:3 zurückgelegen. „Dann haben wir die Prutz-Viertelstunde angerissen“, ballte Schranz, der selbst für das zwischenzeitliche 2:3 (78.) verantwortlich zeichnete, die Fäuste. Peter Westreicher mit einem Doppelpack (74., 84.) und Fabian Krismer (80.) trugen das Übrige zum geschichtsträchtigen 4:3-Auswärtssieg bei.
Der dritte volle Erfolg in Serie belohnte auch den großen Aufwand, den die Truppe von Neo-Trainer Josef Deutschmann aktuell leisten muss. Denn nach dem Aufstieg von Silz/Mötz und den beiden Abstiegen von Zams und Zirl wurde die Spielgemeinschaft in die Rolle des Kilometerfressers gedrängt.
3200 Kilometer sind es, die Prutz/Serfaus in der zweiten Tirol-Liga-Saison in den 15 Auswärtsspielen zurücklegen muss. Vielsagend: Im Zuge der nähesten Gastspiele in Kematen und Völs (jeweils knapp 70 Kilometer entfernt) fiel bereits der Derby-Begriff.
„Es läuft aktuell sehr gut“, streckte auch der sportliche Leiter Johannes Schranz beide Daumen in die Höhe. Dabei waren den Überfliegern mit Mittelfeld-Juwel Mahmut Bozkurt (Reichenau) und Torhüter-Routinier Dominik Sandbichler (blieb Ersatz-Goalie) unstrittige Leistungsträger abhandengekommen. Tabellenplatz zwei könnte nun neue Träume entstehen lassen. Immerhin wird den Top 5 der Weg in die tt.com Regionalliga Tirol geebnet. „Wir haben gesagt, wir schauen bis zur Winterpause, welche Rolle wir spielen können“, betonte Johannes Schranz. Vielleicht ist es an der Zeit, die Ziele zu korrigieren.
Auch der FC Volders wird sich noch lange an den gestrigen Auftritt erinnern. Die Gäste fügten dem FC Wacker beim 3:0-Sieg vor knapp 1000 Zuschauern die erste Saisonniederlage im Tivoli-Stadion zu. „Für unser kleines Dorf freut mich das irrsinnig“, zeigte sich Volders-Trainer Michael Streiter nach seiner Rückkehr an seine langjährige Wirkungsstätte gerührt. Das zweite Herz in seiner Brust ließ sich allerdings nicht deaktivieren: „Ich kann knapp 20 Jahre als Spieler und zwei Jahre als Trainer nicht einfach ausradieren. Es tut weh, dass dieser Club in der Tiroler Liga herumkrebst.“