Impressum

Ausgabe: 29. Oktober 2022

Alex Gruber

Nicht nur in Schwarz-Grün fehlen die Perspektiven

Der graue Bundesliga-Alltag führt die Wacker-Frauen morgen nach St. Pölten – dorthin, wo die besten Tiroler Talente landen.


Innsbruck – Wer eine Reise tut, hat was zu erzählen. Die Reise zum Gastspiel bei Sturm Graz war für die stark ersatzgeschwächten Wacker-Frauen „echt grausig“, wie eine junge Spielerin im Anschluss an das 0:16-Debakel meinte. Da schwant einem für das letzte Auswärtsmatch im Herbstdurchgang echt Böses, zumal die FCW-Frauen (Torverhältnius 0:40) morgen bei keinen Geringeren als den Champions-League-Starterinnen aus St. Pölten gastieren, die die Liga diktieren.

Nach dem Rücktritt von Coach Milivoj Vujanovic sind vermutlich wieder Andi und Stefan am Zug. Der Erste (Pfeifhofer) ist der Vater einer Spielerin, der Zweite (Paregger) begleitet die schwarz-grünen Frauen schon länger. In Niederösterreich kann es nur um Schadensbegrenzung gehen. Zweimal (gegen die Austria und Vienna) sind die FCW-Frauen nicht angetreten, ein drittes Mal könnte laut Rechtspflegeordnung des ÖFB den Ausschluss aus dem Bewerb zur Folge haben. Unter den gegenwärtigen Voraussetzungen ist das Ganze im Kampf um den Klassenerhalt ohnehin eine „mission impossible“, die auf Kosten vieler junger Talente geht. Davon hatte Fußball-Tirol seit Jahren genug, wie die TFV-U14-Auswahl (morgen in Salzburg im Einsatz) beweist: Denn fünf (Sonja Hassanzada, Petra Zengic, Lisa Zass, Linda Schöser, Marie-Sophie Anfang) von zehn Spielerinnen sind in der rekordverdächtigen Quali für einen Platz im Nationalen Frauen-Zentrum in St. Pölten eine Runde weitergekommen.

„Ich schaue, dass ich die U14-Auswahl am Laufen halte, danach tut es weh“, notiert Ingo Martin, der seit über einem Jahrzehnt den Mädels Beine macht. Im Wissen, wie Tirols Frauenreferentin Jennifer Giebl, dass eine höherklassige Zukunft derzeit nur mit einem Sprung in den Osten (auch Sturm oder LASK-Akademie) möglich ist. „Ich hoffe, dass viele den Sprung nach St. Pölten schaffen“, drückt Giebl die Daumen: „Die Situation bei uns ist schwierig.“ Weil Tirol unter dem FC Wacker kein Zweitliga- oder Future-Team stellt. Die Lücke vom Oberhaus zur Tiroler Liga (Giebl: „Dort steigert sich das Niveau stetig“) ist einfach zu groß.

„Es muss vereinsseitig wer an den Verband herantreten. Es ist in unserem Interesse, den Mädchen, die nicht nach St. Pölten kommen, eine Perspektive zu schaffen“, spielt TFV-Präsident Josef Geisler darauf an, dass die Initiative von einem Klub kommen muss.