Wacker-Juwel Alex Olivieri (18) ist nach seinem schweren Zusammenstoß in Kematen wieder auf den Beinen. Die dramatischen Geschichten um verschluckte Zungen reichen im Tiroler Fußball bis ins vorige Jahrtausend zurück.
Kematen – Die Aufregung am Kemater Sportplatz nach einem Zusammenstoß von „Blues“-Verteidiger Niklas Zauner und Wackers Alex Olivieri war am Samstag kurz vor dem Pausenpfiff sichtbar und spürbar. Es passierte wieder einmal genau das, was anatomisch normalerweise völlig ausgeschlossen ist: Olivieri verschluckte seine Zunge, was passieren kann, wenn ein Mensch bei einem Sportunfall oder epileptischen Anfall bewusstlos wird – denn dann erschlafft die Muskulatur und das Ersticken droht.
Zum Ersthelfer an der Melachroad avancierte Kematens Darijo Saric (27): „Ich war unmittelbar daneben und deswegen als Erster da. Ich habe nicht lange nachgedacht und intuitiv gehandelt. Ich habe seinen Hilfeschrei über den röchelnden Atem gehört. Der Mund war ein bisschen offen, aber er bekam keine Luft. Ich habe mit zwei Fingern hineingegriffen“, erklärte Saric und fügte bescheiden an: „Das hätte jeder andere auch gemacht und muss nicht groß erwähnt werden.“ So viel Zivilcourage gehört gewürdigt.
Olivieri, der eine schwere Gehirnerschütterung erlitt und zwei Wochen Sportverbot hat, erkannte beim Abgang in Kematen seine eigene Mutter nicht, ist nach einer Nacht in der Klinik aber auf dem Weg der Besserung: „Ab dem Rettungsauto kann ich mich erinnern. Es geht mir besser. Ich hab’ nur noch ein bisschen Kopf- und Zahnschmerzen.“
Ähnlich schmerzhafte und dramatische Vorfälle in dieser Hinsicht sind am grünen Rasen bekannt. In der österreichischen Bundesliga verschluckte Georg Teigl am 27. Februar 2022 beim Match zwischen Austria Wien und dem Wolfsberger AC seine Zunge. Zum Lebensretter wurde der georgische WAC-Gegenspieler Luka Lochoshvili, der dafür bei der FIFA-Gala mit dem Fairplay-Award ausgezeichnet wurde.
Auch auf Tiroler Boden reicht die Geschichte teils weit zurück: Bei einem Zweitliga-Derby zwischen dem FC Wacker und SV Wörgl wurde Manuel Pichler von Mitspieler Miron Muslic gerammt. Der Wörgler Linksfuß, dessen Kiefer komplett starr und der Mund geschlossen war, hatte am 18. März 2004 Glück, dass der mittlerweile verstorbene Wacker-Masseur Walter Eisank vor Ort war. Der „Eisi“, früher Gewichtheber, stemmte den Kiefer auf und steckte Pichler den harten Korken eines Feuerwerkskörpers in den Mund, damit sich dieser nicht wieder schloss.
Ein zweiter Fall ereignete sich 2001 in Wattens, wo WSG-Verteidiger Andreas Schrott nach einem Crash mit seinem Torhüter-Freund Pascal Grünwald ebenfalls mit verschluckter Zunge zu Boden sank. Wie 2004 im Tivolistadion war wieder die gute Seele Walter Eisank vor Ort und eilte als fachkundiger Ersthelfer herbei.
Schon im alten Jahrtausend (1999) ereilte Reichenau-Torjäger Michi Peer nach einem Zusammenstoß mit WSG-Sportmanager Stefan Köck, der in der Regionalliga damals im Dress der FC Tirol Amateure agierte, dasselbe Schicksal. „Meine Rettung war die Co-Produktion dreier cooler Typen“, erinnert sich Peer daran, dass ihm seine Reichenau-Mitspieler Andreas Spielmann, Markus „Mappl“ Plattner und der „Hartl“ (Masseur Gerhard Anhaus) zu Hilfe eilten.
Die Anwesenheit eines eigenen Rettungsteams, wie es bei 1500 Zuschauern in Kematen der Fall gewesen ist, kann im Tiroler Fußball-Unterhaus natürlich aus Kapazitätsgründen nicht vorgeschrieben werden. Ein Erste-Hilfe-Raum ist laut TFV-Geschäftsstelle aber vorgeschrieben.