Situation der Wacker-Damen verweist auf fragliche Tiroler Bundesliga-Zukunft. Dabei lechzt die starke U14-Auswahl nach Perspektive.
Innsbruck – Während Nicole Billa ihren Traum vom Fußball-Profi lebt, drängt sich die Frage auf: Wo steht eigentlich der Tiroler Frauenfußball?
Der Blick auf die Tabelle der Planet Pure Frauen Bundesliga passt ganz gut ins Bild. Der FC Wacker ziert das Tabellenende und kämpft um den Klassenerhalt. „Wir stehen vor dem Scheideweg“, betont der Sportliche Leiter und Interims-Trainer Thomas Mayr und meint nicht nur den Abstiegskampf. Die Worte beziehen sich vor allem auf den Überlebenskampf. „Sportlich haben wir über die Winterpause einen riesigen Schritt nach vorne gemacht“, hält Mayr trotz zweier Auftaktniederlagen im Frühjahr fest. Es fehle vor allem am Geld. „Wir arbeiten mit einem Minimal-Budget. Ich appelliere an das Sportland Tirol, alles zu unternehmen, um einen Bundesligisten in der höchsten Spielklasse zu halten.“ Die Wacker-Damen haben auch die „Zweier“ in der Future League reaktiviert.
Dass immer mehr Herren-Bundesligisten nahezu zeitgleich ankündigen, in den Frauenfußball einsteigen zu wollen, ist kein Zufall. Die Bundesliga hat ab der Saison 2023/24 die Förderung von Frauenfußball als verpflichtendes B-Kriterium in den Lizenzbestimmungen verankert. Wörtlich heißt es: „Dies kann entweder durch eine eigene Mannschaft, eine Kooperation oder durch weitere Maßnahmen erfüllt werden, die den Frauenfußball entsprechen fördern.“ Es drängt sich die Frage auf, wie die WSG Tirol (aktuell kein Frauen-Team) damit umgeht. „Wir haben mit dem Tiroler Fußballverband eine Kooperation und unterstützen das Projekt ‚Mädels gemma kicken‘. Wir gehen in die Schulen, aktivieren die Kinder zum Fußballspielen und laden sie zu Trainings ein“, betont WSG-Tirol-Geschäftsführer Julian Heiss.
„Bei uns hat der Frauenfußball einen hohen Stellenwert“, sagt Josef Geisler, Präsident des Tiroler Fußballverbandes, und nennt als Beispiel das vor Jahren eingerichtete Frauenreferat, in dem Jennifer Giebl als Obfrau fungiert. Frauenfußball sei laut Geisler „ein sehr guter Multiplikator“: „Es hat nicht jede Familie nur Buben, die Fußball spielen.“ Durch die Finanzierung von Seiten des ÖFB, TFV, des Landes Tirol und ASVÖ entstünden diverse Projekte. „Wir haben im Vergleich zur Saison 2018/19 um 87 Prozent mehr Neuanmeldungen und neun Mädchenteams im Nachwuchs“, bilanziert Giebl zufrieden.
An der Basis zeugt der zweite Tabellenplatz der U14-Auswahl von einem talentierten Unterbau. Der nahtlose Übergang zu den Erwachsenen fehlt noch. Dass künftig ein U15-Mädchen-Team gegen die U14-Burschen spielt, soll eine Überlegung darstellen.