wacker 4ever hat geschrieben:Bravo, Rudl, sehr gute Worte! Aber: Wie war das damit, dass man diesen User ignorieren sollte?
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Da hast du absolut recht und das war auch das einzige Statement, das ich zu diesem Thema abgebe. Du weißt, ich bin in der schwarz-grünen Geschichte sehr bewandert und schreibe auch Artikel darüber. Bis auf Swarovski und einst die Sparkasse (die Banken haben mit sich selbst zu kämpfen) sind in Tirol kaum private Großsponsoren zu finden gewesen.
Eine Zeit wie in den 70ern wird es nie wieder geben. Da wurde in der Meisterschaft der FCW Meister und die WSG Wattens sechster. Da ist man drauf gekommen, man sollte die Kräfte bündeln und zwei Vereine in der Nationalliga (so hieß es damals) innerhalb von 13 km in Tirol sind wohl einer zu viel gewesen. Durch die Spielgemeinschaft mit Wattens hatte man plötzlich eine absolute Spitzenmannschaft, weil der ohnehin schon Österreichische Meister und Cup Sieger aus dem Jahr zuvor, auch die besten der Grün-Weißen aus Wattens dazu bekommen hat.
Gebremst wurde das Ganze durch mehrere Verkäufe und interne Streitereien, acht Jahre nach dem Zusammenschluss. Nach dem Wiederaufstieg 1981 spielte der FCW eine gute Rolle im heimischen Fußball. Kam jedoch an den Wiener Großvereinen nicht vorbei und das verwöhnte Publikum blieb aus. Das jährliche Minus deckte nicht Swarovski ab, sondern die Sparkasse Hall/Innsbruck, was diese aber ab 1984 nicht mehr verantworten konnte und sich zurück zog. Gleichzeitig wollte sich auch Swarovski aus dem Fußball zurück ziehen und in die Formel I investieren. (Das Modell des Rennwagens steht noch in Wattens). Alleine Gernot Langes war es zu verdanken, dass es in Innsbruck mit dem Spitzenfußball weiter ging.
Das brachte er aber nur durch die Firma, wenn der Klub in Firmenfarben und unter dem Firmennamen spielt. Spieler, Trainer und Funktionäre waren Angestellte der Firma Swarovski. Alleine Ernst Happel verdiente im Monat 580 000 Schilling. Verbrauchte 36 (!) Spieler, bis er sein Team zusammen hatte. Aber auf Grund der Legionärsregelung (maximal drei Legionäre) und alleine mit Österreichischen Spielern, war auf Internationaler Ebene kein all zu großer Wurf möglich. Nach den Meistertiteln verlange die Firma auf Grund des Werbewertes Trainingslager in Asien und Südafrika . Was der Substanz der Mannschaft nicht sonderlich gut tat. Ansonsten wären sie wohl über vier Jahre im heimischen Fußball unschlagbar gewesen. Aber das Aus im Meistercup in Madrid dürfte wohl der Ausschlag für den Rückzug von Swarovski gewesen sein. Die Firma profitierte von ihren Engagement und auch die Fans profitierten. Aber es war vom vorne herein klar, dass es kein Engagement auf Dauer wird.
Nach dem Identitätsverlust blieb Chaos und ein überaus verwöhntes Publikum zurück. Der FC Wacker Innsbruck von 1992/93 hatte keine Chancen. Es kam der FC Capilaris Tirol (grauslich) Der spätere Sponsor Tirol Milch hatte ja auch durchwegs mit Neidern zu tun. Im Falle eines Meistertitels hätte die Sponsorsumme sieben Millionen Schilling betragen. (Bauern und Konsumenten waren empört) Zu wenig für einen Spitzenklub, sogar in Österreich.
Doch den Druck der Öffentlichkeit und den Medien wurde später nachgegeben. (nicht von der Tirol Milch!) Trotz Schulden, verdiente etwa ein Markus Anfang die Summe im Jahr, die Tirol Milch im Falle eines Meistertitels in der Ära Tirol Milch gezahlt hätte. Im Herbst 1999 ist der damalige FC Tirol bereits absolut zahlungsunfähig gewesen. Ohne die Finanzspritze von Frank Strohnach 25 Millionen Schilling) hatte der FCT die Saison nicht fertig spielen können und wäre so nie Meister geworden.
Das gipfelte dann in absoluter Realitätsverweigerung und Verantwortungslosigkeit der Vereinsbosse des diktatorischen FC Tirol. Diese setzten alles auf die Championleague und verloren. Gerettet hätte sie dies auf Dauer aber auch nicht. Sturm Graz kam z. B. über die erste Gruppenphase hinaus und verdiente dabei etwa die Hälfte, was der FC Tirol an Schulden hatte. So war die Scheiße am Dampfen, wie es Kerscher so treffend formulierte und der FC Tirol ging mit mehr Schulden in Konkurs, als der FC Swarovski Tirol in sechs Jahren zusammen Budget hatte.
Und der Wunsch nach Wiederholung dieser Geschichte ist gerademal so, als würde ich mir einen Ferrari einbilden, wenn ich mir nur einen 107er Peugeot leisten kann. Aber ich bin mit dem zufrieden
Ein allgemeiner Wunsch und Voraussetzung dass so etwas nie mehr passiert, war eine Installierung eines Mitgliedervereines im Juni 2002. So wurde ein Neustart erst möglich. . Etwa acht Jahre waren die Mitglieder ziemlich zahnlos. Das kommentarlose durch winken eines € 1, 2 Millionen Schuldenbergs hat aber einige aufgeweckt. So wurden und werden immer häufiger auch kritische Fragen und Anträge gestellt. Aktuell ist es so, dass unser Vorstand und allen voran Präsident Josef Gunsch auf Druck der Mitglieder und Fans zum lernen gezwungen wurde und wird. Das ist gut so, denn zusammen sind wir trotz allen auf einem guten Weg!
Alles nachzulesen, auch hier! Für was tue ich mir sonst die Arbeit an
http://history.tivoli12.at/
Und über die Fakten (!) rund um die Schwierigkeiten, die der FCW hatte und hatt, hier:
http://tirolersportpolitik.info/
Ps. 1994/95 hatten wir ein Dream Team zusammengestellt aus veruntreuten Kundengeldern
Ohne Worte....