- 19. Feb 2008, 16:13
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LISA: Fußball für alle
Im Juni 2008 wird König Fußball in Tirol regieren. Die Europameisterschaft ist zu Gast. Geht es nach den Verantwortlichen des Projekts LISA-Liga, steht dem König in Innsbruck eine Königin zur Seite. Steffen Arora
Hobby-Fußball-Liga parallel zur Europameisterschaft veranstalten und dadurch einen Teil der Aufmerksamkeit auf gesellschaftspolitische Anliegen umlenken. An diesem engagierten Plan tüfteln die OrganisatorInnen der LISA-Liga für Integration, Sport und Antirassismus seit fast einem Jahr. Der Projektstart 2007 verlief viel versprechend, aber die Finanzierung für das laufende Jahr ist noch immer ungeklärt. „Wir hoffen auf Mittel des Landes, der Stadt und des Integrationsfonds“, erklärt Stefan Gasser vom LISA-Vorstand. Aber noch fehlen die Zusagen. Zwar gibt es, so Gasser, Lippenbekenntnisse seitens der Politik, aber mehr auch nicht. Vom Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF), der 2007 einzelne Veranstaltungen des LISA-Projektes sponserte, sei vor Herbst 2008 auch kein Geld zu erwarten, erklärt die dort zuständige Ursula Schallaböck. Sie bedauert das und verweist auf den Umstand, dass man beim ÖIF derzeit damit beschäftigt sei, ein eigenes Büro in Innsbruck einzurichten. Das soll bis Mitte des Jahres passiert sein, dann werde man die LISA-Liga wieder nach Möglichkeit unterstützen.
Für die OrganisatorInnen könnten also schwierige Zeiten hereinbrechen. Es fehlt neben dem Geld nämlich auch noch an Sportplätzen in und um Innsbruck. „Es ist ohnehin schwer, in Innsbruck einen Platz zum Fußballspielen zu finden. Während der EM ist das natürlich noch schwieriger“, hadert Gasser fast ein wenig mit den organisatorischen Hürden. Alle am Projekt Beteiligten arbeiten ehrenamtlich. Es gehe ihnen darum zu zeigen, dass Fußball mehr ist als bloßer Kommerz. Die LISA-Liga beschäftigt sich nämlich nicht nur auf sportlicher, sondern auch auf theoretischer Ebene mit der vielleicht schönsten Nebensache der Welt. Das heißt, es geht um Themen wie Rassismus oder Sexismus, die am grünen Rasen ebenso vertreten sind wie anderswo. Diese Themen werden aber nicht einseitig, sondern umfassend behandelt, wie Gasser erklärt: „Auch zwischen den verschiedenen Gruppen von Migranten ist Rassismus alltäglich.“ Und gerade am Fußballplatz bahnen sich im Eifer des Spiels viele, sonst unterdrückte oder versteckte Vorurteile ihren Weg an die Oberfläche. Genau dort will LISA ansetzen und helfen, das Verständnis und den Dialog zu fördern. Ein anderer Schwerpunkt liegt auf der Gleichberechtigung der Geschlechter am Fußballfeld. Auch hierbei wird spezielles Augenmerk auf den migrantischen Bereich gerichtet, wo dieses Thema oft noch nicht einmal diskutiert wird.
Mitmachen kann bei der LISA-Liga jeder und jede, der oder die Spaß am Fußball hat. Willkommen sind alle, so die Verantwortlichen, die bereit sind am Projekt mitzuarbeiten. Bislang besteht die Liga aus neun Teams. Vom FC Teestube, dem Geheimfavorit aus der Obdachlosenszene, über Teams aus der Fußballfanszene, bis hin zu MigrantInnenvereinen reicht das bunt gemischte TeilnehmerInnenfeld. Im Juni, während der EM, soll an den Wochenenden gespielt werden. „Es ist keine Gegenliga zur EM“, betont Gasser. Die LISA-Liga sei vielmehr eine Ergänzung.
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Quelle: Die Tiroler Straßenzeitung „20er“, Februar 2008; Verfasser: Steffen Arora
Danke an Steffen Arora (20er Redaktion) für die Zustimmung zur Veröffentlichung!
LISA: Fußball für alle
Im Juni 2008 wird König Fußball in Tirol regieren. Die Europameisterschaft ist zu Gast. Geht es nach den Verantwortlichen des Projekts LISA-Liga, steht dem König in Innsbruck eine Königin zur Seite. Steffen Arora
Hobby-Fußball-Liga parallel zur Europameisterschaft veranstalten und dadurch einen Teil der Aufmerksamkeit auf gesellschaftspolitische Anliegen umlenken. An diesem engagierten Plan tüfteln die OrganisatorInnen der LISA-Liga für Integration, Sport und Antirassismus seit fast einem Jahr. Der Projektstart 2007 verlief viel versprechend, aber die Finanzierung für das laufende Jahr ist noch immer ungeklärt. „Wir hoffen auf Mittel des Landes, der Stadt und des Integrationsfonds“, erklärt Stefan Gasser vom LISA-Vorstand. Aber noch fehlen die Zusagen. Zwar gibt es, so Gasser, Lippenbekenntnisse seitens der Politik, aber mehr auch nicht. Vom Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF), der 2007 einzelne Veranstaltungen des LISA-Projektes sponserte, sei vor Herbst 2008 auch kein Geld zu erwarten, erklärt die dort zuständige Ursula Schallaböck. Sie bedauert das und verweist auf den Umstand, dass man beim ÖIF derzeit damit beschäftigt sei, ein eigenes Büro in Innsbruck einzurichten. Das soll bis Mitte des Jahres passiert sein, dann werde man die LISA-Liga wieder nach Möglichkeit unterstützen.
Für die OrganisatorInnen könnten also schwierige Zeiten hereinbrechen. Es fehlt neben dem Geld nämlich auch noch an Sportplätzen in und um Innsbruck. „Es ist ohnehin schwer, in Innsbruck einen Platz zum Fußballspielen zu finden. Während der EM ist das natürlich noch schwieriger“, hadert Gasser fast ein wenig mit den organisatorischen Hürden. Alle am Projekt Beteiligten arbeiten ehrenamtlich. Es gehe ihnen darum zu zeigen, dass Fußball mehr ist als bloßer Kommerz. Die LISA-Liga beschäftigt sich nämlich nicht nur auf sportlicher, sondern auch auf theoretischer Ebene mit der vielleicht schönsten Nebensache der Welt. Das heißt, es geht um Themen wie Rassismus oder Sexismus, die am grünen Rasen ebenso vertreten sind wie anderswo. Diese Themen werden aber nicht einseitig, sondern umfassend behandelt, wie Gasser erklärt: „Auch zwischen den verschiedenen Gruppen von Migranten ist Rassismus alltäglich.“ Und gerade am Fußballplatz bahnen sich im Eifer des Spiels viele, sonst unterdrückte oder versteckte Vorurteile ihren Weg an die Oberfläche. Genau dort will LISA ansetzen und helfen, das Verständnis und den Dialog zu fördern. Ein anderer Schwerpunkt liegt auf der Gleichberechtigung der Geschlechter am Fußballfeld. Auch hierbei wird spezielles Augenmerk auf den migrantischen Bereich gerichtet, wo dieses Thema oft noch nicht einmal diskutiert wird.
Mitmachen kann bei der LISA-Liga jeder und jede, der oder die Spaß am Fußball hat. Willkommen sind alle, so die Verantwortlichen, die bereit sind am Projekt mitzuarbeiten. Bislang besteht die Liga aus neun Teams. Vom FC Teestube, dem Geheimfavorit aus der Obdachlosenszene, über Teams aus der Fußballfanszene, bis hin zu MigrantInnenvereinen reicht das bunt gemischte TeilnehmerInnenfeld. Im Juni, während der EM, soll an den Wochenenden gespielt werden. „Es ist keine Gegenliga zur EM“, betont Gasser. Die LISA-Liga sei vielmehr eine Ergänzung.
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Quelle: Die Tiroler Straßenzeitung „20er“, Februar 2008; Verfasser: Steffen Arora
Danke an Steffen Arora (20er Redaktion) für die Zustimmung zur Veröffentlichung!
Eine brennende Stadt. Eine wachsende Blume.