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Konrad Plautz hautnah Teil 2

Konrad Plautz hofft im Sinne des Tiroler Fußballs auf den Klassenerhalt des FC Wacker Innsbruck

Im ersten Teil des Interviews erzählte Konrad Plautz was sich seit seiner Nominierung als Schiedsrichter für die Europameisterschaft änderte und wie er sich auf die Großveranstaltung vorbereitet. Im zweiten und letzten Teil erfahrt ihr, wie er die aktuelle Situation rund um die österreichische Schiedsrichtergilde sieht, welche Tipps er für junge Schiedsrichter parat hält und ob er dem FC Wacker Innsbruck den Klassenerhalt zutraut oder nicht.

Online Redaktion: Wie bereiten Sie sich auf die Spiele vor?

Konrad Plautz: Ich kenne oft die Nationalmannschaften bzw. die Champions League Mannschaften nicht, daher stelle ich mich in Absprache mit meinen Assistenten, auch national, immer auf das schlimmste ein. Dann kann mir nichts passieren. Wenn es im Spiel im drunter und drüber gehen sollte, bin ich sozusagen „ready for the game“, also für das Spiel bereit. Ich werde nie vor einer Partie sagen, dass heute eine schwache gegen eine starke Mannschaft spielt, da habe ich nichts zu befürchten. Das sind oft die Spiele die einem entgleisen können. Mir ist auch egal ob die Spieler jetzt Ronaldinho oder Beckham heißen oder anders. Ich sage immer, jeder Spieler hat das Recht gleich behandelt zu werden, egal ob Superstar oder Unterhauskicker.

Online Redaktion: Sie machen keine Unterschiede zwischen einem Spiel in der Champions League oder in der Tiroler Liga?

Konrad Plautz: Definitiv nicht.

Online Redaktion: In der T-Mobile Bundesliga gerieten die österreichischen Schiedsrichter im Frühjahr öfters ins Kreuzfeuer der Kritik. War diese Kritik berechtigt?

Konrad Plautz:
Natürlich. Ich möchte aber auch darauf hinweisen, dass diese Fehler auch in den letzten Jahren zum Teil passierten, nur fielen diese Entscheidungen nicht derart auf, als in dieser Saison. Vor dem Frühjahrsstart spielten fünf Mannschaften um die Meisterschaft, drei gegen den Abstieg. Da fallen bei knappen Spielverläufen Fehler natürlich mehr ins Gewicht, und die Schiedsrichter gerieten mehr in den Mittelpunkt. Allerdings hoffe ich, dass sich die Thematik jetzt legt und meine Kollegen und ich möglichst fehlerfrei die restliche Saison über die Runden bekommen.

Online Redaktion: Einer ihrer Kollegen, der deutsche Schiedsrichter Markus Merk sprach sich nach der Partie Bremen gegen Dortmund für den Videobeweis bei strittigen Szenen aus. Wie sieht ihre Meinung dazu aus?

Konrad Plautz: Generell verwehre ich mich nicht gegen den Videobeweis, aber man muss sich auch die Frage stellen, in welcher Form der Videobeweis kommen soll. Wenn man sagt, nur bei strittigen Situationen soll er zum Einsatz kommen, dann frage ich mich, was ist eine strittige Szene? Am Ende dauert ein Spiel nicht mehr 90 Minuten, sondern 270 Minuten. Da bin ich neugierig, ob das die Fans in dieser Form wollen. Ich sage, dass das Spiel so bleiben soll – mit Fehlern behaftet, in dem auch Spieler das leere Tor nicht treffen dürfen und auch die Schiedsrichter Fehler machen dürfen. Dann können die Fans in Zukunft in den Kaffeehäusern und an den Stammtischen über die Spiele weiterhin nach Herzenslust „herfallen“.

Online Redaktion: Parallel zu dieser Schiedsrichterdiskussion startete der ÖFB die Aktion „Karriere mit Pfiff“, bei Sie sich auch sehr engagieren. Worum geht’s bei dieser Initiative?

Konrad Plautz: Mit dieser Initiative will man die tausend Schiedsrichter gewinnen, die im Nachwuchsbereich abgehen. Wir sind bestrebt, dass ausgebildete Schiedsrichter auch Nachwuchsspiele leiten, damit es in Zukunft nicht weiter zu einer Bevorteilung seitens der Vereinsschiedsrichter kommt. Die jungen Spieler bekommen ja schon in den U8, U9, U10 Meisterschaftsspielen mit, wenn sie ein Schiedsrichter, benachteiligt und verlieren somit an Respekt gegenüber den Referees. Zumeist handelt es sich bei den Schiedsrichtern um Vereinsfunktionäre, die die jeweilige Vereinsbrille aufhaben und parteiisch pfeifen. Das möchten die FIFA, die UEFA und der ÖFB abstellen.

Online Redaktion: Wie haben ihre Anfänge als Schiedsrichter ausgesehen?

Konrad Plautz:
Schiedsrichter sein, war schon immer ein Traum von mir, den ich mir erfüllt habe. Ich spielte bis zur Jugend auch Fußball, wäre aber nie soweit gekommen, wie als Schiedsrichter. Was als Referee rausgekommen ist, sieht man heute.

Online Redaktion: Welche Tipps können Sie jungen Menschen geben, die sich ebenfalls für den Job des Schiedsrichters interessieren?

Konrad Plautz: Wichtig ist, dass man zu Beginn nicht die Lust und Laune verliert, wenn man mal von Zuschauern als „dies und das“ geheißen wird. Wenn jemand diese Phase überwunden hat, so zeigt die Erfahrung, dass er auch bei uns, den Schiedsrichtern bleibt. Je länger jemand diesem Beruf verbunden bleibt, umso lässiger wird es. Man merkt, dass man als Sportler unter Sportlern sein kann und genießt dies in vollen Zügen. Es muss einem jedem auch bewusst sein, dass es nicht immer nach ganz oben reichen kann, sprich Champions League oder Welt- und Europameisterschaften. Es ist aber genauso ein tolles Gefühl, wenn man in der Regionalliga oder in der Tiroler Liga pfeift. Wenn dich Leute in den Gemeinden wieder erkennen und dich auf deine Leistungen ansprechen. Wichtig ist aber, dass man nicht Schiedsrichter wird, weil man Macht ausüben kann. Macht haben die Schiedsrichter, das ist klar, aber die soll er nicht missbrauchen sondern gebrauchen.

Online Redaktion: Zum Abschluss noch eine Frage an den Tiroler Fußballfan Konrad Plautz. Wird der FC Wacker Innsbruck die Klasse halten können?

Konrad Plautz: Ich hoffe es, denn als Tiroler schlägt das Herz auch für den Tiroler Fußball. Außerdem wäre es für den Nachwuchs wichtig, wenn man im Land Vorbilder in der höchsten Liga hat. Der FC Wacker Innsbruck ist ein Paradeklub und gehört als solcher in die Bundesliga. Aber es wird nicht einfach werden. Ich möchte aber noch hinzufügen, dass ich mir als Schiedsrichter wünsche, dass die restlichen Spiele von meinen Kollegen und auch von mir alle so fehlerfrei wie möglich ablaufen!

Vielen Dank für das Gespräch!

 

 

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Autor: admin

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