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Dr. Roman Horak im Interview

Tivoli 12 fragt nach

Im Zuge der, von der Faninitiative Innsbruck organisierten, Lehrveranstaltung  „Die Kanten des runden Leders“, traf sich Gastautor Thomas Gassler mit Dr. Roman Horak, um mit ihm über Fußball- und Fankultur zu plaudern. Univ.Prof. Dr. Roman Horak setzt sich seit mittlerweile 20 Jahren mit Fußball auf wissenschaftlicher Ebene auseinander und gilt als Experte für Fußballkultur.

Online Redaktion: Wann haben Sie das erste Mal gegen einen Ball getreten?

Horak: Mit sechs oder sieben Jahren. Ich muss aber gleich dazusagen, dass ich kein guter Fußballer war und maximal als rechter Außendecker oder als Tormann getaugt habe.

OR: Was ist Ihre erste Erinnerung als Zuschauer?

Horak: Das muss Anfang der 60er gewesen sein. Ich bin mit dem Fahrrad auf den Fußballplatz in unserem Dorf gefahren, um dort die großartige Rapid mit Grausam, Hasil, Tutschek, Seitl und vielen anderen zu sehen. Auf der Pfarrwiese (ehemaliges Stadion von Rapid Wien, Anm.) war ich dann erst viel später, so mit 18 Jahren. All die Massen, die Stimmung, das war schon ein besonderes Erlebnis.

OR: Sind Sie, wie die meisten Fans, durch ihren Vater zum Fußball gekommen?

Horak: Mein Vater ist kein Fußballfan. Wir stammen aus einer bürgerlichen Familie und ich musste in meinen Jugendjahren mit dem Paddelboot rudern. Fußball war bei uns als Proletensport verpönt. Bei mir war das nicht die klassische Biografie.

OR: Sie gelten als Liebhaber des Wiener Fußballs der 20er und 30er Jahre des 20. Jahrhunderts. Wieso?

Horak: Der Wiener Fußball war damals zwischen Massenkultur, Alltagskultur und Sportspektakel angesiedelt.   Die Entwicklung des Fußballs als Sportspiel war in den 20ern – mit dem Kino – etwas Interessantes. Der Fußball als Verquickung zwischen Wiener Stadtkultur und dem Spektakel Fußball. Wien war die einzige Stadt am Kontinent, in der es ab 1924 eine zweiklassige Profiliga mit Berufsspielern gegeben hat. … Bei uns war Fußball ein Spiel mit englischen Wurzeln, aber zwei Ausprägungen, die damals in der Form sonst nirgends vorkamen: der Vorstadt und des Proletariats und der Innenstadt mit dem Bürgertum und der Kaffeehauskultur.

OR: Wie hoch war der Stellenwert des Fußballs für die Menschen jener Zeit?

Horak: Das ist im Nachhinein immer schwierig zu sagen. Sowohl die Tageszeitungen als auch die Wochenzeitschriften berichteten sehr viel und häufig über Fußball. Auch die Berichterstattung in Radio und Wochenschau war ausgeprägt. Als wir in 1932 in Wembley gegen England 4:3 verloren, wurde das Match direkt über große Lautsprecher am Heldenplatz übertragen. Sogar eine Parlamentssitzung wurde wegen des Spiels unterbrochen. Daraus kann man schließen, dass Fußball ein wichtiges Spektakel für viele Österreicher war.

OR: Was halten Sie vom aktuellen österreichischen Fußball?

Horak: Was soll ich darauf antworten, um nicht boshaft zu werden? Nein, eigentlich ist er ja gar nicht so schlecht wie sein Ruf. Die Kluft zwischen den Vereinen kleinerer und größerer Länder nimmt als Folge der Globalisierung de Fußballsports zu. In der Champions League sind doch immer dieselben Mannschaften unter den letzten acht. Da werden wir kaum mehr mitspielen können. Wir brauchen uns da keine falschen Hoffnungen machen. Andererseits sind ab und zu kleinere Zwischenerfolge denkbar.

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Autor: admin

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