Kultstätte Tivoli?
Knapp neun Jahre sind nun seit dem Umzug des Tiroler Traditionsvereins vom altehrwürdigen Tivoli in das neue Stadion vergangen. Die Vorfreude war groß wurde uns doch das „Neue Tivoli“ vom damaligen Bürgermeister Herwig van Staa folgendermaßen angekündigt: „Das Tivoli-Neu wird mehr sein, als ein modernes, großes Fußballstadion – nämlich ein zukunftsweisendes sportliches Allround-Angebot für die Innsbruckerinnen und Innsbrucker, mit verschiedenen Trainingsplätzen und Trendsportangeboten, einer Kletterhalle sowie Gemeinschaftsräumen.“ Die wackeren Fans haben in den letzten Jahren viele sportliche Höhe- und Tiefpunkte in diesem Stadion erlebt, dennoch ist das Tivoli (noch) nicht zu unserer Heimstätte geworden, zuviel „fremdelt“ der graue Betonklotz.
Es ist an der Zeit eine Zwischenbilanz zu ziehen und Herrn van Staas Worte kritisch zu beäugen:
Tivoli-Neu ein modernes Fußballstadion?
Das neu erbaute Tivoli war nie auf dem letzten Stand der Technik, von einem modernen Stadion konnte nicht einmal bei der Eröffnung die Rede sein. Die Entwicklung der Stadien kann man seit Ende des 19. Jahrhunderts grob in fünf Abschnitte unterteilen. Das Tivoli entspricht dem Standard des dritten Abschnitts, der sich zeitlich in die 70er und 80er Jahre einordnen lässt.
Mehr als ein Fußballstadion?
Das Tivoli ist ein reines Fußballstadien, denn es erfüllt alle Anforderungen für ein echtes Fußballstadion mit prickelnder Stadionatmosphäre: direkte Nähe zum Spielfeld, enge und relativ steile Tribünen, gute Akustik. Durch die Unzulänglichkeiten beim Bau des Stadions – zu enge Fluchtwege, Starkstrom für Konzerte muss vom Eisstadion geliefert werden – ist es nicht mal möglich alternierend zu Sportveranstaltungen Konzerte zu organisieren.
Ist das Tivoli ein besonderes, zukunftsweisendes Projekt, mit dem sich die Innsbruckerinnen und Innsbrucker identifizieren können?
Die Antwort ist nein, denn in einem kühlen Betonbau kann sich niemand identifizieren. Dazu kommt, dass man am Tivoli Areal prinzipiell nur in den 90 Spielminuten erwünscht ist. Die Pforten öffnen zu spät und schließen gleich nach Spielende. Unter der Woche sind weder Fans, noch Touristen, noch andere Sportinteressierte am Tivoli erwünscht.
Was fehlt also dem Tivoli, dass es zumindest die Voraussetzungen für eine kleine – denn groß ist das Stadion wirklich nicht – Kultstätte für alle Wacker-Fans erfüllt?
Groteskerweise gab van Staa selbst bereits die Antwort darauf: verschiedene Trainingsplätze, damit sich die Wacker-Sprösslinge, die Wacker Damen und die Profi-Elf dort heimisch fühlen und mit dem Verein identifizieren können. Gemeinschaftsräume für Fans in Form einer Wackerkantine, Räumlichkeiten für die Tivoli Nord, ein Museum, die zusammen mit dem Club 96 sieben Tage die Woche geöffnet sind und das Tivoli zum sozialen Treffpunkt für alle Innsbrucker und Rest-Tiroler werden lässt. Und ein bisschen Mut, damit es wirklich ein zukunftsweisendes Stadion werden kann: Ein paar schwarz-grüne Farbklekse an der richtigen Stelle lassen jedes Wacker Innsbruck Herz höher schlagen, ein variables Steh- Sitzplatzmodell kann für einen Hexenkessel sorgen. Darüber hinaus sollte der Wacker endlich die Möglichkeit bekommen das Stadion selbst zu vermarkten und zumindest Mitspracherecht beim Catering zu erhalten. Ansonsten hören wir 2015 bei der 100-Jahr-Feier des FC Wacker Innsbruck immer noch Sonntagsreden der Politiker über das „zukunftsweisende, hypermoderne Tivoli“. Doch der Worte sind es genug, was es jetzt braucht sind Taten – am besten gleich jetzt!
meint ein nachdenklicher Bruno!
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