Mein erstes Mal
Jeder hat irgendwann sein erstes Mal im Tivoli hinter sich gebracht. Ein erstes Mal den Geruch des grünen Rasen geatmet, ein erstes Mal die einmalige Atmosphäre in der Heimstätte des FC Wacker Innsbruck erleben dürfen. So auch ein Fan, der am 11. April dieses Jahres beim damaligen Schlagerspiel gegen den SC Magna seine wackere Premiere feiern durfte. Und er hat dem Tivoli12 Magazin seine Erlebnisse geschildert…
Am Samstag, dem 11. April 2009 war es also soweit. Im zarten Alter von 26 habe ich zum ersten Mal einem Spiel des FC Wacker Innsbruck beigewohnt. Genötigt von einem Studienfreund, dem ich leichtsinnigerweise vor vier Jahren zusagte, zu seiner Promotion mit ins Tivoli zu gehen. Nun scheint ein Wackerianer ein Gedächtnis wie ein Elefant zu haben, denn siehe da, vor einem halben Jahr erinnerte er mich doch tatsächlich an meine Fatalität und forderte eben diesen Stadionbesuch von mir ein.
Ich, der ich mein Leben lang allenfalls peripher (sprich zu Welt- und Europameisterschaften und dann auch nur mäßig) an Fußball interessiert bin, stimmte zähneknirschend zu, am 11.04. zum Spiel FCW vs. SC Magna zu kommen. Ich wusste nichts über beide Mannschaften, außer dass Wacker in Schwarz-Grün auflaufen würde und dass ich den Kanada-Frankie nicht ausstehen kann.
So viel also zur zugegebenermaßen nur minder interessanten Vorgeschichte. Der fragliche Samstag war schließlich gekommen, es war schönstes Wetter und ich fand mich bei meinem oben genannten Kommilitonen ein. Auf ging es zum Tivoli, von dem ich mich für gewöhnlich an solchen Tagen einen respektablen Sicherheitsabstand halte, gemeinsam mit seiner bekehrten Freundin und einer weiteren Leidensgenossin pilgerten wir zur Austragungsstätte des Klassenkampfs FCW gegen die Millionärs-Truppe. Ich war sehr erstaunt über den Querschnitt der Gesellschaft, der sich unterhalb von Tivoli Nord versammelte. Menschen in Metal T-Shirts, Polohemden, Hip-Hopser, Punks, VoKuHiLa’s, Männer, Frauen, Kinder…. vielfach in den Vereinsfarben gekleidet, strömten gemeinsam und friedlich zu ihren Plätzen, wo sie Plastiksäcke mit Papierstreifen sowie Instruktionen für deren spätere homogene Verteilung im Stadion, erwarteten (zur Verfügung gestellt vom Innsbrucker Nordpol). Beschallt durch Popsongs der 80er und 90er und beschriebene Instruktionen sorgfältig studierend fieberten wir so dem Anpfiff um 15:15 Uhr entgegen. Schließlich folgte die Spieleröffnung und alle Menschen um mich herum mutierten zu einer Masse brüllender, springender, fluchender, jubelnder Irrer… oder mit anderen Worten, ein Metallica-Konzert ohne Musik. Wobei ich nicht gänzlich auf Musik verzichten musste, da die Menge, angestachelt von Eintrommlern mit Megafons, zahllose Fanlieder, deren Text mir größtenteils verwehrt blieb, zum Besten gab.
Auch die Papierstreifen erfüllten schon bald ihren Zweck, wurden sie doch den Anweisungen entsprechend gemeinsam mit Klopapierrollen in Richtung Spielfeld geworfen. Und so nahm die erste Spielhälfte ihren Lauf. Mir wurde gesagt, der FCW spiele außergewöhnlich gut, was sich nur wenig später durch das 1:0 bestätigte. Die berauschte Menge quittierte dies durch noch frenetischeres Springen und Brüllen, so dass ich mir Sorgen um die Statik der Nordtribüne, die doch merklich ins Schwingen geriet. Da jedoch sonst niemand besorgt erschien, ging ich schließlich davon aus, dass das wohl so zu sein habe. So fanden die ersten 45 Minuten dann auch zu einem Ende und die Hoffnungen, den Sieg davon tragen zu können nahmen stetig zu.
Dann kam jedoch die zweite Halbzeit. Dreimal mussten die werten Herren des Roten Kreuzes ausrücken, um verletzte oder „verletzte“ Spieler vom Platz zu holen, zweimal sahen Spieler die Gelbe Karte und, bejubelt von den vier mitgereisten Wiener Neustädtern auf der Südtribüne, kam es schließlich erst zum 1:1 Ausgleich, dann sogar zur 1:2 Führung für das Stronach-Magnat. Als wir noch auf ein Unentschieden herbei beteten, versenkte schließlich, der als Judas beschimpfte Hannes Aigner den 1:3-Todesstoß…. Welch treffendes Ereignis für den Karsamstag. Mit dem erlösenden Schlusspfiff verwandelte sich schließlich der wütende Mob wieder in eine friedvolle, wenn auch schwer enttäuschte Menschenmenge.
Mit diesem wenig glorreichen Ergebnis ging also mein erstes Tivoli-Erlebnis. Auch wenn ich selbst noch nicht zum Wackerianer bekehrt wurde, wird es wohl nicht mein letztes Mal gewesen sein, auch wenn ich mich zum nächsten Mal nicht mehr so festnageln lassen werde, wie diesmal. Dem Wacker selbst wünsche ich nur alles Beste und den verdienten Aufstieg in die Bundesliga in der nächsten Saison.
Beste Grüße und Danke für das tolle Erlebnis!
Sollte es in deiner Familie, in deinem Freundes- und Bekanntenkreis jemanden geben, der ebenfalls wie der Verfasser dieses Textes noch nie bei einem Spiel des FC Wacker Innsbruck dabei war, am Samstag wäre die beste Gelegenheit, dies nachzuholen. Mit euch, dem zwölften Mann, im Rücken, soll Walter Schachners Mannschaft die Heimreise antreten.