Spieler weiterzuentwickeln muss unser Ziel sein
Roland Ortner und seine Mannschaft haben alle überrascht. Platz vier in der Regionalliga West und das mit der jüngsten Mannschaft der gesamten Liga. Wie der Erfolgscoach die Leistungen im Herbst selber sieht, warum der Tabellenplatz für seine Arbeit nicht ausschlaggebend ist und wie es mit dem Talenteschuppen in den kommenden Wochen weitergehen wird, erklärt er im ausführlichen Tivoli12.at Interview.
Tivoli12.at: Roland, ihr seid nach 17 Runden vierter in der Regionalliga West. Das kam doch auch für euch überraschend, oder?
Roland Ortner: Unser Ziel war ein Platz im gesicherten Mittelfeld und ich habe gewusst, wenn wir in einen Lauf kommen und von Verletzungen verschont bleiben, vieles möglich ist. Uns ist auch klar, dass einige Spieler in dieser Truppe das Potential zu mehr haben und daher ist diese Platzierung auch durchaus erklärbar.
Wie groß war zu Saisonbeginn die Umstellung von der Tiroler Liga auf die Westliga wirklich?
Die Umstellung war natürlich enorm. Vor allem dürfen wir nicht vergessen gegen wen wir zu Saisonbeginn alles ran mussten. Wattens im ÖFB Cup, Erste Liga Absteiger Grödig, Kufstein auswärts, alles große Kaliber in dieser Liga. Da sind die Jungs schnell aufgewacht und haben bemerken müssen, dass das Leben in der Regionalliga kein Honigschlecken ist. Uns wurde schnell bewusst, dass wir in dieser Liga immer aktiv sein müssen. Da darfst du dir keinen Fehler erlauben, denn in jeder Mannschaft gibt es Spieler, die mit ihrer individuellen Klasse Fehler sofort bestrafen. Außerdem haben wir gerade im August sehr viel trainiert, was den einen oder anderen Fehler erklärbar macht.
Wie hat diese Trainingsarbeit ausgesehen?
Zwei Trainingseinheiten waren keine Seltenheit. Wir haben sehr viel im körperlichen Bereich gearbeitet, aber auch im taktisch-technischen Sektor wurde intensiv trainiert. Da merkte man einigen Spielern die Belastung an. Aber das hat sich im Nachhinein absolut ausgezahlt.
Ist ein solches Arbeitspensum, angesichts des Meisterschaftsbetriebs nicht kontraproduktiv?
Nein, wir müssen uns immer vor Augen halten, mit welcher Zielsetzung wir angetreten sind. Wir wollen junge, talentierte Tiroler Fußballer an den Profifußball heranführen. Und wenn die Spieler innerhalb von 24 Stunden, so wie zuletzt, zwei Partien gegen Unterhaching und Grödig absolvieren dürfen, dann finde ich das absolut gut.
Zuletzt gab es in der Regionalliga einen Siegeszug von sieben Siegen in Folge. War gerade dieser 3:4 Sieg in Altach ein Knackpunkt, der zeigte, dass der FC Wacker Innsbruck II in dieser Liga angekommen ist?
Der Knackpunkt war glaube ich früher. Bereits in der fünften Runde, als wir 1:1 in Kufstein spielten, merkte man, welches Potential in der Truppe steckt und was möglich. Aber du hast recht. Dieses 3:4 gegen die Altacher Amateure und der 1:0 Heimsieg gegen eine Topmannschaft wie Bregenz haben der Mannschaft unheimlich viel Selbstvertrauen gegeben. Und gerade als wir keine Kaderspieler zur Verfügung hatten, haben sich Spieler wie Benjamin Schaber in den Vordergrund gespielt. Und das ist das A und O bei unserer Arbeit. Junge Spieler, die lernen, Verantwortung zu übernehmen.
Vor der Saison haben viele Fans gefordert, dass diese Truppe ein paar Routiniers brauchen. Sonst könnte es zappenduster in der Liga werden. Das war bei dem Betreuerteam allerdings nie ein Thema. Warum?
Wir haben immer an die Klasse der Jungs geglaubt. Außerdem hilft es uns nichts, wenn wir vier Grumsers in der Mannschaft haben. Das mag zwar Ergebnistechnisch gut sein, aber wir würden uns selber belügen. Nochmals unser Ziel ist, junge Spieler auszubilden. Die Spieler müssen lernen noch mehr Verantwortung zu übernehmen. Aber auch die Kaderspieler, die von der Kampfmannschaft runterkommen, müssen diese Verantwortung tragen. Spieler wie Obernosterer, dürfen sich bei uns nicht verstecken und wenn dieses eintritt, dann sieht man was dabei herausschauen kann.
Wie schwer war es in dieser Saison die Kaderspieler aus der Kampfmannschaft kurzfristig ins Mannschaftsgefüge im Vergleich zur Vorsaison zu integrieren.
Es war nicht so schwer. Die Prinzipien bei uns sind die gleichen wie bei Walter Kogler. Egal ob wir mit einem 4-4-2 oder einem 4-2-3-1 System spielen, bei uns geht es um Grundprinzipien und da sprechen wir eine ähnliche Sprache.
Wie geht es jetzt beim FC Wacker Innsbruck II weiter? Gibt es nach der letzten Partie in Grödig Urlaub oder startet ihr wie letztes Jahr nahtlos in die Vorbereitung für das Frühjahr.
Jetzt haben die Spieler eine Woche Urlaub und ab dem 23. November werden wir, so wie letztes Jahr mit der Vorbereitung starten. Es wird wieder drei Einheiten geben. Wir werden sehr viel im Kraftbereich arbeiten, aber auch Fußballspezifische Komponenten kommen nicht zu kurz. Ergänzt wird die Woche durch die Thae Bo Stunden. Das Ganze geht bis zum 19. Dezember, dann dürfen die Jungs Weihnachtsurlaub machen.
Wird es im Jänner und Februar wieder eine ähnliche Testspielserie wie im Winter 2009 geben?
Auf alle Fälle. Bereits am 10. Jänner starten wir mit einem Spiel gegen Wacker Burghausen. Dazu kommen elf weitere Spiele um uns gezielt auf das Frühjahr vorzubereiten.
Gibt es Zielsetzungen für das Frühjahr. Vielleicht Platz vier in der Tabelle zu verteidigen?
Nochmals ob wir erster, vierter oder zehnter werden ist zweitrangig. Wir wollen Spieler weiterentwickeln, so wie Cihak oder Toplitsch, die in den letzten vier Monaten eine unheimliche Entwicklung genommen haben. Wir werden schauen, dass wir weitere BNZ Spieler in den Kader holen und die langsam an die Leistungsanforderungen heranführen. Nur das kann und muss unser Ziel sein.
Vielen Dank für das Gespräch und viel Spaß bei der Vorbereitung.