Was macht eigentlich Thomas Gassler?
Er ist einer, der wie kaum ein anderer den Innsbrucker Fußball geprägt hat. Allerdings nicht am grünen Rasen, sondern abseits. Als Mitbegründer der Verrückten Köpfe und späterer Wegbereiter zur Rückumbenennung des FC Wacker Innsbruck machte er sich einen großen Namen. Mittlerweile hat Tommy seinem Tirol den Rücken gekehrt und stellt in Hamburg seinen Mann. Das Tivoli12 Magazin hat den „Hamburger Jung“ getroffen und ihn zu seinem „neuen“ Leben befragt.
Tivoli12.at: Tommy, seit Dezember bist du in Hamburg. Wie hast du dich in der Hansestadt eingelebt?
Thomas Gassler: Bis jetzt habe ich eigentlich nur Wohnung gesucht und ein paare leere Apartments von innen gesehen. Ich bin überrascht, dass es hier jeden Tag schneit. Ich scheine aber der einzige zu sein, dem das taugt.
Warum bist du nach Hamburg gezogen?
Ich arbeite für Football Supporters Europe. Football Supporters Europe ist das größte europäische Netzwerk für Fans, Supporters, Ultras und Fanclubs und ein basisdemokratischer Mitgliederverein. Die Mitgliedschaft ist frei und jährlich finden Jahreshauptversammlungen statt. Jedes Mitglied hat Stimmrecht. Wer Interesse hat auf internationaler Ebene aktiv zu werden, kann sich unter www.footballsupporterseurope.org über die Mitgliedschaft informieren.
Was genau sind deine Aufgaben?
Ich bin der Projektkoordinator der Fanbotschaften und leite das Go East Projekt, in Vorbereitung auf die EURO2012 in der Ukraine und Polen. Fanbotschaften sind zentrale Anlauf-, Informationsstellen und Treffpunkte für Fußballfans aller Herren Länder bei Großveranstaltungen, wie eben die Euro eine ist. Durch meine jahrelange Arbeit beim FC Wacker Innsbruck mit (inter-)nationaler Fanarbeit und meinen ausgezeichneten Sprachkenntnissen, sowie der Arbeitserfassung in Osteuropa, konnte ich mich gegen zahlreiche Mitbewerber aus elf Nationen durchsetzen. Sowohl in der Ukraine als auch in Polen wurde professionelle Fanarbeit bis jetzt nicht gerade großgeschrieben, umso herausfordernder ist mein Job.
Wie kam der Kontakt zustande?
Ich und einige andere Wacker-Fans spielten schon vor zehn Jahren internationalen „Fußball“. Das Netzwerk wurde bereits 2001, damals als FSI gegründet, und die Netzwerkpartner sind großteils alte Bekannte. Im Sommer besuchte ich die Jahreshauptversammlung in Hamburg und war begeistert, wie viele Supporters dort meine Sprache sprechen. Bei FSE sind die Ziele klar gesteckt und alle ziehen an einem Strang. So schön kann Fußball sein.
Schöner als in Innsbruck? Immerhin warst du auch beim FC Wacker in Clubmanagement tätig.
Das kann man so nicht vergleichen. Ich genoss die Arbeit im Clubmanagement, aber aufgrund eines längeren Krankenstandes einigten wir uns damals auf eine einvernehmliche Vertragsauflösung mit der Option jederzeit wieder beginnen zu können. Doch dann überschlugen sich die Ereignisse mit dem Rücktritt und dem Abstieg des FC Wacker in die zweite Liga.
Aber du bist dem Fußball in weiterer Folge erhalten blieben?
Ich war als Fanbotschafter in Innsbruck bei der EURO 2008 im Einsatz. Während dieser Zeit unterbreitete mir ein alter Bekannter den Vorschlag gemeinsam ein journalistisches und soziales Projekt in der Republik Moldau zu starten. Das war natürlich klasse und schon im Sommer 2008 ging es drei Monate nach Moldawien. Ich war insgesamt drei mal drei Monate dort, wir leiten das erfolgreiche Internetportal mit ausgewählten Infos über Moldawien www.moldovarious.com und die Hetz ist auch nicht zu kurz gekommen. Vom selber gemachten Wein, über 100 Interviews und 25000 Fotos zu Abenteuern im nicht anerkannten Staat Transnistrien und einer Verhaftung an der Grenze war ja so einiges dabei, was mein zweites Buch füllen könnte.
Inwieweit bleibt bei all deinen Projekten weit weg der Heimat Zeit, das Geschehen beim FC Wacker Innsbruck zu verfolgen?
Aus der Ferne zu urteilen ist immer schwierig. Die Außendarstellung ist dank der wackeren Webseite einmalig in Österreich und auf internationalem Niveau. Es freut auch, dass offensichtlich nach Konzept gearbeitet wird und Schritt für Schritt wichtige identitätsstiftende Maßnahmen umgesetzt werden. Dass der Wackerladen nochmal die Kurve kratzt, ist auch toll. Wäre schade um all die Mühe der Mitglieder gewesen, wenn man den sterben hätte lassen.
Was hältst du von der aktuellen Zusammensetzung in der Geschäftsstelle und hoffst du, dass deine einstigen Konzepte endlich umgesetzt werden?
An der Stelle möchte ich betonen, dass die Konzepte des FC Wacker Innsbruck, als dieser ein Fanverein war, nach bestem Wissen und Gewissen aus allen Informationen des vormaligen FC Wacker Innsbruck und den besten internationalen Beispielen zusammengestellt wurden. Mit der Verpflichtung vom Flo (Anm. Vereinssprecher Florian Sitz) ist dem Wacker wohl der beste Transfer seit Jahren gelungen. Im Duo mit dem Schwani (Anm. Geschäftsstellenleiter Gerald Schwaninger) haben wir jetzt wohl zwei Spielmacher in der Geschäftsstelle. Wichtig war auch, dass notorische Unruheherde endlich aus dem Verein entfernt wurden. Der Gesamtverein kann sich nur weiterentwickeln, wenn alle an einem Strang ziehen. Das sollte jetzt zumindest in der Geschäftsstelle möglich sein.
Was dürfen wir uns in der Zukunft von dir erwarten?
Einiges (lacht). Ich werde in regelmäßigen Abständen ein paar Zeilen rund um meine Tätigkeiten, Erfahrungen und Erlebnisse hier in der FSE-Geschäftsstelle in Hamburg schreiben. Zum Abschluss möchte ich noch einen Dank nach Innsbruck an das W-Team schicken, auf das ich weiterhin zählen kann. Cheers, mates!
Danke für das Interview und wir freuen uns auf deine Geschichten!