Martin Weberberger – die Fans
Einen wichtigen Teil der Faszination FC Wacker Innsbruck machen die Fans und die aktive Fanszene aus. Dies ist auch ein Bereich, den Martin Weberberger im Vorstand des Tiroler Traditionsvereins repräsentiert und ein Teilbereich seiner Zuständigkeit. Im folgenden Interview nimmt er Stellung zur „unpolitischen“ Kurve, Fanclubs und einem angedachten Fanprojekt.
Martin, was waren deine Anfänge als Fan?
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Ich bin schon seit frühester Kindheit FC Wacker Innsbruck Fan. Der Knackpunkt war 1976 oder 77 beim Europacup-Spiel gegen Ipswich Town, als mich mein Vater das erste Mal ins Stadion in Innsbruck mitgenommen hat. Ich war dann Zeit meines Lebens Wacker-Fan, habe aber die Zeit FC Tirol als Fan komplett ausgeklammert. Das heißt, ich war ein sogenannter Erfolgsfan: Ich bin nur zu den internationalen Spielen gegangen und ich war nicht auf der Nordtribüne. Aktiver Fan bin ich 2002 geworden seit der Neugründung. Und das bis heute – fanatischer denn je.
Die Spieler des FC Wacker Innsbruck würdigen die tolle und lautstarke Kulisse im Stadion. In den letzten Jahren hatten wir zwei große Fanclubs auf der Tribüne – jetzt nur mehr einen.
Fehlt Nordpol Innsbruck der Tribüne oder können die vorhandenen Fanclubs diesen Abgang kompensieren?
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Ich kann das auch nur aus der Außensicht versuchen ein wenig zu beurteilen. Ich kenne natürlich alle handelnden Personen, wobei grundsätzlich zu sagen ist, dass es extrem schade ist um jeden Fanclub, der verschwindet. Speziell die Nordpoler waren aufgrund ihrer Kreativität in der Kurve eine enorme Bereicherung. Ich war gerade gestern im Wackerladen und hab mir dort die Collage von den Nordpol-Choreographien angeschaut. Die waren durchaus beeindruckend, muss man sagen. In diesem Bezug gehen sie mir ab und natürlich gehen mir auch einige sehr, sehr nette Einzelpersonen ab. Wobei es sie zwar als Gruppe nicht mehr gibt, aber als Fans stehen sie nach wie vor noch auf der Tribüne und supporten. Zu den Gründen warum und wieso: Politik, ja, Politik nein – Diskrepanzen zwischen den Fanclubs…
Ich denke, es wird sehr oft, wenn man selber nicht mehr mag, nach Ausreden gesucht. Das ist der eine Punkt und auf der anderen Seite hat es im Fanbereich eine Entwicklung gegeben, die sich an die Gesellschaft anlehnt. Es gibt in der Gesellschaft einen Rechtsruck, ohne den jetzt werten zu wollen, ob er positiv oder negativ ist. Es ist halt so. Die Leute lassen sich halt immer mehr von irgendwelchen Bauernfängern argumentativ einfangen. Das merkt man auch. Das merken wir auch auf der Tribüne, sie ist sicher unpolitischer geworden. Politik auf der Tribüne heißt für mich nicht Parteipolitik, heißt nicht rechts – links – das heißt Vertretung der Interessen der Fans. Da waren die Nordpoler ein ganz wichtiger Faktor, wo es darum gegangen ist, Netzwerke gegen Repression gegen Fans zu knüpfen. Es gibt so viele Dinge, die zu erledigen sind und da fehlen sie uns sicher. In der Stimmung fehlen sie uns nicht, wie man gesehen hat. Aber sie fehlen uns politisch, inhaltlich, mit ihrer Kreativität und sie werden uns auch mit ihrer Stimme fehlen, wenn es einmal nicht mehr sportlich so gut läuft. Entscheidend wird es sein, wie die Stimmung ist, wenn nur mehr 3.500 Leute im Stadion sind.
Nach dem Spiel gegen Rapid gab es unterhalb der Westtribüne kleinere Zusammenstöße. Wie wird der Verein in Zukunft auf Gewalt in und um das Stadion reagieren?
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Das ist eine gute Frage. Gewalt in und um das Fussballstadion ist ja kein Innsbruck- spezifisches Problem, das ist ein weltweites Phänomen. Ich vergleiche das immer sehr gerne mit Räuber- und Gendarm-Spielen für Erwachsene, weil passieren tut in der Regel ganz wenig dabei.
Jetzt zu Innsbruck selber: Klar ist, dass einige Leute ein ungeschriebenes Gesetz gebrochen haben, dass im eigenen Stadion sowas passiert. Es war immer klar und da schaut auch die Tribüne darauf, dass in und um das Stadion keine Gewalt passiert. Das ist jetzt das erste Mal passiert und darauf werden wir reagieren müssen. Wir werden darauf auch reagieren, aber nicht so wie es die Medien fordern, sondern in der Art und Weise, wie wir das in Innsbruck immer gehandhabt haben. Das heißt, wir werden uns mit den Leuten zusammensetzen. Das heißt Leute aus dem Vorstand, dem Verein, Sicherheitsvertreter und Vertreter der Fanclubs und werden mit diesen Leuten Tacheles reden.
Und dann werden wir Lösungen suchen, wie wir den Leuten ihr Handel bewusst machen. Ob das Stadionverbote sind, ob das „freiwilliger Sozialdienst“ ist, der für mich sehr viel sinnvoller ist, das wissen wir noch nicht. Wie gesagt, wir werden uns zusammensetzen mit diesen Leuten und werden diese Dinge sehr klar aufarbeiten und Maßnahmen setzen. Wir werden das aber auch nicht an die große Glocke hängen. Wir als Verein sind bekannt für ein extrem gutes Verhältnis zu den Fans und das werden wir beibehalten. Da werden auch einzelne nichts dagegen machen können.
Wenn es einzelne Störenfriede gibt, wird man bezüglich diesen vereinzelte Maßnahmen setzen. Es kommt auf die Schwere des Vergehens und die Einsichtigkeit der Leute an. Aber was wir nicht machen wollen, sind in großem Stil Stadionverbote zu verhängen, weil wir wissen, dass diesen Leuten der FC Wacker Innsbruck genauso lieb ist, wie mir selber.
Kann man also zurzeit entgegen diverser Gerüchte davon ausgehen, dass es keine Stadionverbote gibt?
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Der Status Quo ist, dass es zurzeit kein Stadionverbot gibt.
Du bist ja auch im Vorstand der Faninitiative Innsbruck. Ist von der Fanini ein soziales Fanprojekt geplant oder herrscht bei diesem Thema Stillstand?
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Nein ganz im Gegenteil, da sind wir momentan aktiv wie noch nie. Wir sind in der Endkonzeption eines Fanprojekts in Innsbruck. Das Projekt soll von zwei sehr bekannten Gesichtern geführt werden. Wo es sich momentan ein wenig spießt, sind sowohl Infrastruktur und finanzielle Mittel. Aber wir haben bereits einen sehr guten Draht zur Stadt gefunden, die uns da unterstützt. Das Sozialprojekt ist wirklich in der Endfassung. Das ganze wird von Armin Weber und Philipp Bechter endkonzeptioniert und dann muss man schauen, dass man das Geld auftreibt. Und dann starten wir.
Es sollte spätestens im Oktober starten. Dazu ist zu sagen, egal wie die Umstände sind, es startet auf jeden Fall. Wenn wir keine öffentliche Unterstützung bekommen, dann wird es halt in kleinerem Rahmen umgesetzt. Es ist uns bewusst, wir müssen für unsere Fans was tun. Umso mehr je größer der Erfolg ist, weil neue Leute dazu kommen und viele meinen, um in der Gruppe akzeptiert zu werden, müssen sie besonders blöd tun.
Viele wissen dabei nicht, was sie sich für ihre Zukunft antun, wenn sie mit 15, 16 oder 17 zu sehr über die Stränge schlagen. Über die Stränge geschlagen haben wir ja alle, nur war das eine andere Zeit. Heute ist man sofort mit Exekutive und Vorstrafen konfrontiert. Die Kurve hat in dieser Beziehung natürlich auch einen gewissen Auftrag, diese Leute nicht zu animieren, sondern zu bremsen.