Martin Weberberger – Die Wacker Damen
Der letzte Teil des großen Interviews mit Martin Weberberger widmet sich den Damenteams des FC Wacker Innsbruck. Bei diesem Thema fingen die Augen des Vorstandsmitgliedes an zu leuchten.
Vor eineinhalb Jahren war die Abschaffung der Damenmannschaft ein zentrales Thema beim FC Wacker Innsbruck. Seitdem ist es um die schwarz-grünen Mädchen sehr still geworden. Wie ist der Status quo?
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Ich bin dankbar für diese Frage, weil jetzt kommen wir endlich zu meinem Lieblingsthema und zu einem Thema, das kein Kopfweh und nur Freude bereitet. Ich möchte sagen, ich liebe meine Wacker-Damen, alle 50 Damen, die wir momentan haben. Weil das ist kein moderner Fußball, sondern das ist Fußball, wie er einmal war. Die spielen mit einem Engagement, mit einem Eifer und Enthusiasmus, der einfach bewundernswert ist. Ich habe mir gerade ein Spiel gegen das U17-ÖFB-Nationalteam angeschaut und ich war wieder begeistert. Ich würde mir wünschen, dass mehr Leute unseren Damen zuschauen kommen.
Also noch einmal: Kommt Wacker-Damen schauen, es ist wirklich eine tolle Geschichte und die Mädchen haben es sich verdient. Sie wurden ja immerhin schon dreimal Zweite der Bundesliga.
Ist das Bestehen der Damenabteilung also langfristig gesichert?
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Und jetzt kommen wir auch hier zu einem heikleren Thema: Die nachhaltige Verwurzelung des Damenfußballs beim FC Wacker Innsbruck. Ich kann nicht sagen, was in drei Jahren ist. Ich weiß nur, dass momentan die Damen überhaupt nicht zur Disposition stehen. Ich weiß, dass sie unter finanziellem Druck stehen, dass die Budgets in diesem Bereich gekürzt werden. Aber mit Horst Braun, dem Trainer und mir schaffen wir das auch mit einem verminderten Budget. Wir gehen bei den Damen auch sehr konsequent den Tiroler Weg. Es kommen sehr viele junge Tirolerinnen zu uns. Gerade gestern ist mir ein ganz junges Mädchen aufgefallen, das ist erst 14 Jahre alt, kommt aus Angerberg und dürfte normalerweise in der ersten Mannschaft gar nicht spielen, weil man dort erst ab 15 spielen darf. Also wenn ich in meiner zweifelhaften Fussballkarriere beim SV Hall jemals so gut gespielt hätte, wie diese Damen, dann hätte ich es wenigstens bis zur Regionalliga geschafft. Für unseren Obmann Kaspar Plattner ist das kein Thema und kein Thema ist positiv zu bewerten. Die Damen stehen nicht zur Disposition. Sie sind ein Teil des FC Wacker Innsbruck. Das ist wichtig! Nur wie man in den letzten Jahren gesehen hat: Obmänner kommen und gehen, Obmänner haben verschiedene Sichtweisen, ich hoffe aber, dass die Damen so als fixer Bestandteil des Vereins implementiert sind, dass sie keiner mehr in Frage stellt. Vor allem kommt man über kurz oder lang nicht am Damenfußball vorbei. In Deutschland haben die Teams der ersten und zweiten Bundesliga als Lizenzierungsauflage ein Damenteam zu unterhalten.Österreich ist in vielen Dingen ein wenig hinten nach, aber das wird auch noch kommen.
Wenn jemand versuchen sollte, meine Damen zu kicken, dann gehe ich selber demonstrieren ins Landhaus. Dann mache ich einen Hungerstreik vor dem Büro des Landeshauptmannes. Das würde mir eh ganz gut tun.
Bei der Damenkampfmannschaft ist ein Umbruch im Gange. Wenn man sich den Kader ansieht, werden immer mehr auswärtige Spielerinnen mit einheimischen Talenten ersetzt. Bleibt man damit konkurrenzfähig?
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Absolut. Wir haben bei den Profis gesehen, dass man mit dem Tiroler Weg erfolgreich ist und das ist bei den Damen genauso. Ich gehe hin und wieder auf die Haller Lend Fußball schauen und wenn ich auf die Nebenplätze schaue, da spielen in den Nachwuchsmannschaften bis zur U13 fast 50% Mädchen. Das ist eine Entwicklung, die auch in Tirol nicht mehr aufzuhalten ist. Es hat bei uns nie teure Spieler gegeben. Es hat bei uns keine Spielerin je Geld verdient. Diese Damen haben maximal in bescheidenen Bereichen Aufwandsentschädigungen erhalten, die ihre Kosten abgedeckt haben, die sie durch den Fussball hatten. Wir haben auch keine irgendwo abgeworben und mit Geld nach Innsbruck gelockt. Das waren meist andere Umstände, die sie nach Innsbruck geführt haben: Studium und Arbeitsplatz. Ich glaube der Stamm momentan ist wirklich sehr gut: mit ein paar Routiniers, wie die Melanie Fischer als Kapitänin und vielen jungen Mädchen, die nachkommen. Dazu möchte ich die Mederle-Schwestern erwähnen, die sich auch sehr gut entwickeln und bald zum Stamm der ersten Mannschaft gehören werden. Wie in den anderen Bereichen auch werden wir als Ausbildungsverein auftreten und eher unsere Guten verkaufen müssen.
Was ist in Zukunft geplant, um mehr Leute zu den Damenspielen zu bringen? Momentan hat man ja teilweisen den Eindruck, dass unter Ausschluss der Öffentlichkeit gespielt wird.
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Also so schlimm sehe ich es nicht. Wenn man die Damen mit der Zweier Mannschaft vergleicht, wird kein großer Unterschied sein. Ich hoffe, ich verrate jetzt nichts, aber vor kurzem wurde die Gründung eines Fanclubs der Wackerdamen von einigen engagierten Wackerdamen-Zuschauern beschlossen, ich glaube auf Facebook sind sie schon aktiv. Das ist einmal ein Anfang und ich glaube, sie haben es sich auch verdient. Und wenn wer mit mir was zu besprechen haben sollte, würde es mich freuen, wenn er zu einem Damenspiel kommt, weil da bin ich immer anwesend. Da hat man Zeit, während man den Damen zusieht auch diverse Vereinsdinge zu besprechen.
„Ich kann allen nur raten, wenn ihr einen ehrlichen Fussball sehen wollt, dann schaut den Damen zu.“