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Vom Cuptrauma und der großen Chance

Nicola Watzinger schickt uns nach Gaflenz

Spricht man in Innsbruck vom gelungenen Bundesligastart in diese Saison, 10 Punkten aus 4 Spielen und einem vorläufig zweiten Platz in der Tabelle, so sieht man so manches Lächeln über die Gesichter des schwarz-grünen Anhangs huschen. Wechselt man das Thema und spricht den ÖFB-Cup an, verfinstern sich die Mienen schlagartig und man sieht Wehmut in den Augen.

14 gewonnene Cupspiele im vergangenen Jahrzehnt

Der FC Wacker Innsbruck bzw. seine Vorgängervereine FC Tirol und FC Wacker Tirol brachten es trotz erfolgreicher Cupteilnahme in der Saison 2000/01, in der man erst im Finale dem FC Kärnten mit 0:1 unterlag und einem Viertelfinalout 2002/03 als Regionalligist (0:2 Niederlage gegen Austria Salzburg) auf gerade 14 Cupspielsiege im letzten Jahrzehnt. Doch auch diese Siege waren zumeist keine Glanzstunden in der Fußballhistorie des Tiroler Traditionsvereines. Der SK Rapid Wien reiht sich als einziger Großverein neben Mannschaften wie dem ATSV Sattledt oder Union Pettenbach in die Liste derer, die in diesen Jahren gegen den FCW aus dem Cup ausschieden.

Den 14 Siegen stehen vier Niederlagen in der ersten Einsatzrunde der Innsbrucker gegenüber. Man verlor in diesen unrühmlichen Partien unter anderem gegen die Amateure von Rapid Wien (04/05, 2:1), den ASK Voitsberg (06/07, 1:0) und dem ESV/SC Parndorf (08/09, 1:0 n.V.). Im letzten Jahr war nach einem hart erkämpften 1:2 Auswärtserfolg in Kufstein mit dem Siegtreffer von Fabiano in der 90. Minute und einem ungefährdeten 1:4 gegen die Reichenau in der dritten Runde daheim am Tivoli vor knapp 1500 Zusehern bei tiefwinterlichen Temperaturen mit einem spielerisch schwachem 0:1 gegen Erstligakonkurrent Austria Lustenau Endstation.

Nun wird langsam klar, warum niemand in Tirol gerne über den Cup spricht. Der Hauptgrund für diese schon beinahe katastrophale Statistik ist wohl der Finanzcrash und der damit verbundene Zwangsabstieg im Jahr 2002. Seit damals war man gezwungen, das Hauptaugenmerk auf den Wiederaufstieg in die Bundesliga zu legen. Doch selbst in den drei Cupteilnahmen als Bundesligist musste man sich zwei Mal gegen unterklassige Vereine in der ersten Runde geschlagen geben.

Sechs Siege für einen internationaler Startplatz

Die Vorzeichen stehen gut und aufgrund der bisherigen Leistung in der Bundesliga und dem Wunsch der Vereinsführung bald wieder um internationale Startplätze mitspielen zu wollen, darf der ÖFB-Cup heuer nicht auf die leichte Schulter genommen und als Zusatzbelastung zum normalen Ligabetrieb gesehen werden. Aufstellungsexperimente und Stammspielerschonung wie im Cup 2006/07, als man gegen den ASK Voitsberg in der ersten Runde das Nachsehen hatte, sollen – geht es nach den Fans – heuer vermieden werden, denn leichter als über den Gewinn, oder mit ein wenig Glück über die Finalteilnahme des ÖFB-Cups gelangt man vermutlich nicht in die Qualifikation zur Europa-League.
Sechs Siege reichen aus, um international vertreten zu sein. Wenn man sich die Alternative dazu betrachtet, die vorsieht, zwischen 15 und 20 Siege in 36 Saisonspielen zu erreichen, dann sollte man über die vorhandene Chance im Cupbewerb äußerst erfreut sein, zumal man die erste Runde schon positiv absolviert hat und der FC Wacker Innsbruck in der 2. Runde mit dem SV Harreither Gaflenz einem Gegner aus der 1. Niederösterreichischen Landesliga gegenüber steht, bei dem man sich keinen Ausrutscher erlauben darf.

In Gaflenz ist man über die Cupauslosung und den FC Wacker Innsbruck als Gegner hocherfreut, spricht von „einem Fußballleckerbissen“ und ist gespannt auf das Spiel gegen „einen der besten Clubs derzeit in Österreich“. Auf dem 2000 Zuschauer fassenden Areal werden am 18. September einige hundert Wacker-Fans erwartet. Von wo aus die mitreisenden schwarz-grünen Fans das Spiel verfolgen werden, ist momentan noch unklar. Die gedeckte Tribüne, welche anlässlich des 40-jährigen Bestehens des SV Gaflenz errichtet wurde, wird wohl in der Hand der Heimfans bleiben. Die wackere Anhängerschaft wird dementsprechend wohl mit dem Freigelände vorlieb nehmen müssen. In der momentanen Form sollte der Verein aus der 1800-Seelen-Gemeinde im Südosten Oberösterreichs, der nach zwei Spieltagen und null Punkten am letzten Tabellenplatz der Landesliga steht, kein Stolperstein für unsere Mannen darstellen.

Mit dem richtigen Fokus zum 8. Cuptitel

Der letzte volle Cuperfolg im Jahre 1993, als man das Finale gegen den SK Rapid Wien mit 3:1 gewann, liegt weit zurück, doch vom nächsten darf man angesichts der eingeschworenen und kampfstarken Truppe durchaus träumen. Voraussetzung dafür ist allerdings ein in Bestbesetzung spielender FC Wacker Innsbruck und die richtige Einstellung, den Cup auch gegen vermeintlich schwache Gegner ernst zu nehmen.

Das Erstrundenspiel gegen Union Vöcklamarkt, welches mit der Stammelf absolviert wurde, macht Hoffnung auf die Runden die noch folgen. Nach dem Spiel in Gaflenz wird man sehen, ob der FC Wacker Innsbruck nach den fulminanten Leistungen zum Saisonauftakt auch bereit ist, die Cup-Statistik der letzten Jahre aufzubessern.

Sollte es wirklich so weit kommen, dass der FCW das Finale des ÖFB-Cups erreicht und am 29. Mai 2011 die Trophäe zum 8. Mal nach Innsbruck holt, hat sich das mittelfristige Ziel des Vereins, wieder in einem internationalen Bewerb mit zu mischen, schon früher als erwartet eröffnet.

Und einen positiven „Nebeneffekt“ darf man nicht außer Acht lassen: Der Verein könnte durch die Zusatzeinnahmen wie etwa UEFA-Antrittsprämien seine finanzielle Lage merklich aufbessern und mehr Geld in Infrastruktur rund um den Verein investieren, um die Vereinsentwicklung schneller voran zu treiben.

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Autor: admin

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