Stadionbesuch vs. Coucherlebnis
Da ich gesundheitshalber doch nicht mehr alle Spiele dabei sein kann, bin ich gezwungen, so manche Partie zu Hause auf dem Sofa oder vor dem PC zu verbringen. Komme mir schon vor wie Forumsuser wacker 4ever, unser größter Fan. Viel lieber aber wäre ich jedes Mal selber live dabei. Wie es einem dabei zu Hause geht, möchte ich heute berichten.
Um neun Uhr geht’s los
Spielbeginn in Wien Favoriten ist 16 Uhr. Deswegen ging es für die Auswärtsfahrer zeitig los. Treffpunkt neun Uhr vorm Tivoli Stadion. Das heißt, für einige schon vor sieben Uhr Tagwache oder einfach durchmachen. Soll auch vorkommen. Erwartungsfroh wird die lange Reise auf sich genommen. Ich bin dieses Mal nicht am Start. Circa 15 Stunden im Bus sind doch anstrengend, gesundheitsbedingt verzichtet man schweren Herzens auf das Erlebnis Auswärtsspiel.
Während zu Hause das Warten bis 16 Uhr wie eine Ewigkeit dauert, vergeht im Bus die Zeit wie im Fluge. Man plaudert und feiert und kommt Kilometer um Kilometer näher ans Ziel der Träume. Daheimgeblieben, trinkst halt gemütlich mit deiner besseren Hälfte einen Kaffee. Gehst mit dem Hund spazieren, um die Nervosität zu vertreiben. Und trinkst dann wieder einen Kaffee.
Im Bus aber wird es immer lauter, je näher das Ziel kommt. Die Anspannung steigt. Was wird die Auswärtsfahrer im Franz Horr-Stadion erwarten? Wird die Mannschaft an vergangene Leistungen anschließen können oder kommt die längst erwartete erste Niederlage in dieser Saison?
Der Hund muss leiden
Das Spiel beginnt. Die Frau längst geflüchtet. Neben dem ORF Livespiel läuft noch der PC und Kult Reporter Rainer Dirkes. Unsere Mannschaft beginnt sehr gut. Fast das schnelle 1:0 für unseren Wacker Innsbruck. Aber dann wird die Austria stärker, ohne jedoch zwingend zu werden. Zu cool spielt unsere Abwehr. Kühler eigentlich als die Eiswürfel in meinem Eisschrank.
Unsere Fankurve wird gezeigt. Etwa 500 dürften den weiten Weg nach Wien nicht gescheut haben. Diese sind auch akustisch recht gut zu hören. Da wäre man gerne dabei. Zuhause ist man zum Nichtstun verdammt. Man kann nicht mitsingen und die Mannschaft lautstark anfeuern. Zumindest hört es keiner. Irgendwie ist das Ganze beklemmend und man ist nervöser als im Stadion.
Dort steht es zur Pause noch 0:0. Die Reporter reden im Fernsehen nur von der Austria. Ja, ja, schade um die EINE vergebene Chance der Ihren durch Jun. Aber in der zweiten Halbzeit kommt es knüppeldick für die Wiener Austria. Unsere Kurve scheint auch in Laune zu sein. Deutlich sind die schwarz-grünen Fans gegenüber der violetten Übermacht zu hören. Da bekommt man ja richtig „Fernweh“.
Zuerst knallt Marcel Schreter noch einen Freistoß an die Querlatte und dann ging die Post ab. Großer Jubel zu Hause und noch größerer im Stadion. Unser Marcel macht’s wieder. 1:0 für unseren Wacker Innsbruck. Man möchte jemand umarmen, aber niemand ist da. So muss halt der Hund herhalten. Er wird gedrückt und abgebusselt und sieht danach ganz „zerknuddelt“ aus. In der Tonart ging es weiter und am Ende stand es 3:0 für uns. Freude pur und im Stadion waren nur mehr wackere Gesänge zu hören. Unsere Kurve scheint zur Hochform aufzulaufen. Deutlich waren unsere Fans zu hören und den restlichen knapp 8000 violetten Anhänger verschlug es die Sprache.
Überlegenheit und Versprecher
Ganze 14 Torschüsse gab unser Wacker Innsbruck ab. Auch das Zweikampfverhalten war vorbildlich. 57% aller Zweikämpfe wurden gewonnen, während die Wiener nur auf eine Quote von 43% kamen.
Manfred Zsak meinte nach dem Spiel zu seinen Austrianern, ohne Leidenschaft kannst kein Spiel gewinnen. Marcel Schreter widmete sein Tor seinem Sohn, der mit Gips im Bett liegt. Apropos Zsak, der immer nur von Tirol-Spielern sprach. Da sieht man, dass noch einiges an Arbeit vorhanden ist, unseren FC Wacker Innsbruck in der Öffentlichkeit zu verankern. Und nicht jetzt schon, wie es in unserem Verein teilweise passiert, an den Grundfesten des Markengrundbuches zu rütteln.
Das soll aber der Freude über den Sieg der Unseren über den Vizemeister in deren Stadion nichts anhaben. Ich selbst bin draufgekommen, dass ich beim nächsten Mal auf die Gesundheit pfeife und mir es wieder live gebe. Das ist kein Vergleich.
So nun am 11. September Freunde und Bekannte mobilisieren und auf zum schwarz-grünen Derby gegen die SV Ried. Die Nordkette muss dieses Jahr wackeln und das Tivoli sollte beim Duell Zweiter gegen Erster ausverkauft sein.