Der „Fan“ als Sündenbock für eh alles
Es gibt Momente im Leben, in denen man als sich Freund des Fußballs im Allgemeinen und als Fan des Tiroler Traditionsvereins im Besonderen eher zurückhalten sollte. Die Causa „Wattens contra Austria Salzburg“ ist zum Beispiel ein solcher Moment.
Unabhängig von der Meinung jedes Einzelnen ist es in erster Linie Sache der Gastgeber, ob sie gegen unseren violetten Erzrivalen aufgrund von irgendwelchen Bedenken, seien sie nun angebracht oder nicht, antreten oder das Spiel eben sausen lassen. Und obwohl die beiden Vereine mittlerweile mit Presseaussendungen zu diesem Thema um sich werfen und die Austragung des Matches nunmehr beschlossene Sache zu sein scheint, muss man sich als Fan des FC Wacker Innsbruck attackiert fühlen.
Denn die Anhängerschaft des FC Wacker Innsbruck ist es mittlerweile einmal wieder, die als (Mit-)Beschuldigter auf der moralischen Anklagebank Platz nehmen muss. Schlimm genug, eben diesen mit der violetten Fangemeinde teilen zu müssen, wird man von einigen unüberlegten Äußerungen seitens der Wattens-Führung in Mitverantwortung für die Spielabsage gezogen. So meinte der Sportliche Leiter Robert Auer sinngemäß, dass angekündigt wurde, „Innsbrucker Fangruppen“ bzw. deren „harter Kern“ würden sich am besagten Spieltag auf den Weg ins Alpenstadion machen, um dort bewusst den Konflikt mit der Austria-Anhängerschaft zu suchen.
Hierzu sei festgestellt, dass sich die wahren Fans des FC Wacker Innsbruck zum Zeitpunkt dieses Spiels selbst im Tivoli Stadion befinden werden. Denn wie es der „Zufall“ will, gastiert nämlich zur gleichen Zeit der SC Wiener Neustadt bei Wacker Innsbruck. Wenn also der Wattens-Manager mit seiner ursprünglichen Aussage konkret gemeint hat, weiß er wohl selbst nicht. Es ist zwar anerkennenswert, dass Auer wenig später den von ihm angesprochenen Personenkreis auf „ein paar wenige Radaubrüder“ reduzierte, der Imageschaden ist dennoch perfekt. Zuerst wurde wieder einmal unüberlegt eine ganze Gruppe von Menschen in einen Topf geworfen und als potenzielle Gefahr dargestellt. Dementsprechend gern nehmen die Medien natürlich die Steilvorlage des ehemaligen Kooperationspartners auf und beteiligen sich an dem verbalen Schauspiel.
Ob nun die WSG Wattens nach dieser Aktion als einer der wenigen in dieser Liga weiterhin über die personellen, wirtschaftlichen und infrastrukturellen Voraussetzungen verfügt, um in den Profifußball auch tatsächlich aufzusteigen, müssen andere beurteilen. Wie gesagt, manchmal muss man sich auch zurückhalten können. Zumindest aber die Frage nach der personellen Eignung muss man diskutieren dürfen, wenn die Verantwortlichen des Vereins so unsensibel agieren und es noch nicht einmal nötig haben, sich bei der Anhängerschaft des FC Wacker Innsbruck für diese Verbalentgleisung zu entschuldigen. Wir wissen zwar alle, wie die Aussage der Wattener zu interpretieren ist, aber der Ton macht nun einmal die Musik.