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Christoph Strobl im Gespräch – Teil 2

Im zweiten Teil des großen Interviews mit Vorstand Dr. Christoph Strobl erfährt das tivoli12 magazin mehr über Schwierigkeiten in der Sponsorenakquise, vereinsinternes Controlling, die Unterschiede zwischen Unternehmen und Profisportvereinen und dem Mitgliederverein.

Worin liegt die Schwierigkeit Sponsoren für den Fußball zu gewinnen?

 

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Es liegt nicht am Produkt Fußball oder am Produkt Wacker Innsbruck, dass es im Moment so schwer ist, Sponsoren zu finden. Es ist derzeit einfach schwer, weil Unternehmen und Sponsoren aufgrund der allgemeinen Situation sparen müssen. Wir haben das Glück, dass wir doch einige sehr treue Sponsoren haben, die auch sehen, was wir für das Land und das Umfeld tun und was wir schlussendlich auch an Kommunikationsmöglichkeiten anbieten.

 

Du bist in deinem Brotberuf auch im Controlling tätig. Wie sieht das beim FC Wacker Innsbruck aus?

 

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Es war auch für mich eine neue Aufgabe in einem Profisportbetrieb mitzuarbeiten, aber grundsätzlich gilt auch hier, dass man Kosten und Erträge im Griff haben muss und möglichst frühzeitig erkennen muss, wo die Entwicklungen hingehen, um gegensteuern zu können. Controlling heißt ja nichts anderes als steuern. Zu gegebenen Zeitpunkten zieht man Schlüsse aus dem Zahlenwerk, um da und dort Anpassungsmaßnahmen zu treffen.

 

Wir gehen davon aus, dass es keine drastischen Maßnahmen geben muss, weil das ganze Vereinsgefüge an sich sehr gut funktioniert. Das gilt es auch zu prolongieren. Es werden die ersten Niederlagen kommen. Im Oktober haben wir in der Bundesliga ein hartes Programm vor uns. Da wird es auch entscheidend sein, den jetzigen Boom auch über eine Niederlage hinaus zu verlängern. Das wird eine spannende Herausforderung sein, denn der Tiroler ist ein sehr kritisches Publikum und wird uns fordern.

 

Welche Unterschiede gibt es zwischen einem klassischen Unternehmen und einem Profisportbetrieb?

 

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Der große Unterschied ist, dass ein Unternehmen grundsätzlich gewinnorientiert ist und der FC Wacker Innsbruck als gemeinnütziger Verein genau das nicht ist. Es geht darum, dass wir, auf sauberen und ausgeglichenen Finanzen basierend, einen Sportverein betreiben. Das ist sicherlich ein großer Unterschied.

 

Auf der anderen Seite verantworten wir im Verein ein Budget, das sich im siebenstelligen Bereich bewegt, ungefähr zwischen 6 und 7 Mio. €. Damit ist es von der Größe her schon ein schönes mittelständisches Unternehmen. Wenn man derartige Größenordnungen und Zahlen verantwortet, kann man das natürlich nicht unprofessionell machen. Die Anforderungen an die Professionalität nicht nur im Management, sondern im ganzen Verein, sind da natürlich keine anderen wie in einem Unternehmen in der Wirtschaft.

 

Der einzig wirklich große Unterschied ist jener zwischen der Gewinnorientierung und eben der Gemeinnützigkeit, bei der man weder Gewinn noch Verlust machen sollte. Da haben wir aus der Vergangenheit noch einiges zu bewältigen und versuchen, uns Schritt für Schritt in die richtige Richtung zu bewegen.

 

Viele Unternehmen reagieren mit Entlassungen auf Krisen. Bei einem Profisportverein, dessen Spieler und Mitarbeiter meist mit befristeten Verträgen ausgestattet sind, geht das nicht so einfach. Wie kann ein Profisportverein reagieren?

 

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Grundsätzlich muss man sagen, dass es nirgends einen großen Spaß macht, Personal abzubauen. Das ist ja klar. Wenn man unseren Betrieb mit seinen Finanzen und Erfolgsrechnungen anschaut, dann sieht man, dass der größte Kostenblock natürlich die Personalkosten sind. Von der Seite ist es auch klar, dass wenn man Kosten einsparen muss, wo man einsparen müsste. Wir gehen davon aus und tun alles dafür, dass das nicht notwendig sein wird. Wenn wir natürlich in diese Richtung etwas tun müssten, wären die Personalkosten natürlich einer der Ansatzpunkte.

 

Das Finanzministerium will in absehbarer Zeit bei Österreichs Profisportvereinen eine Trennung der Profiabteilung vom Rest des Vereins, um eine andere Besteuerung einführen zu können. Hat dies Auswirkungen auf den Mitgliederverein und welche Gesellschaftsstruktur sollte ein Verein deiner Meinung nach haben?

 

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Aus meiner Sicht gibt es keine „richtige Struktur“, die in Stein gemeißelt ist. Wir sind ein Mitgliederverein. Ich denke, es gibt niemanden, der das irgendwie bezweifelt. Eines unserer zukünftigen Ziele ist es auch, die Mitgliederzahlen entsprechen zu erhöhen. Ich glaube, dass der Mitgliederverein sowohl für den Profibetrieb als auch für den gesamten Sportbetrieb eine unheimliche Stärke sein kann.

 

Wir haben als FC Wacker Innsbruck heute ca. 1300 Mitglieder. Das sind um 500 Mitglieder mehr als vor einem halben Jahr, was unheimlich toll ist! Wenn es gelingt, den Tiroler Traditionsverein mehr zu verankern – was ja auch unser Anspruch ist – dann muss es auch möglich sein, unsere Mitgliederzahlen zu erhöhen. Ich gehe davon aus, dass mehr als 10% der Tiroler Bevölkerung grundsätzlich fußballinteressiert sind. Ich denke, es sind sogar viel mehr. Wenn es uns gelingt, 4 bis 5% der Tiroler Bevölkerung als Mitglieder für den FC Wacker Innsbruck zu generieren, dann kann man einen signifikanten Beitrag unseres Budgets auch mit Beiträge unserer Mitglieder bestreiten. Ich behaupte, der Mitgliedsbeitrag dürfte in der jetzigen Form niemandem so weh tun, dass er ihn nicht zahlen kann. Der Mitgliederverein ist darüber hinaus eine Möglichkeit, den Verein auch wirtschaftlich in ganz Tirol zu verankern.

 

Die Entscheidung, welche Gesellschaftsstruktur ein Profifußballbetrieb haben muss, wird uns voraussichtlich in den nächsten Jahren abgenommen. Die werden wir nicht zu treffen haben. Es wird von Ministerium und Bundesliga zu zu verhandeln und zu entscheiden sein, wenn Profivereine in Österreich nicht mehr gemeinnützig geführt werden dürfen. Die Verhandlungen zwischen Finanzministerium und Bundesliga, ob und wie lange das noch so gehen kann, laufen derzeit und wir warten auf die Ergebnisse. Wir haben auch bei der letzten Statutenänderung aufgrund dieser Thematik lange Diskussionen gehabt. Ich gehe davon aus, dass wir spätestens in zwei Jahren eine vorgegebene organisatorische Lösung haben werden.

 

Wir diskutieren derzeit im Vorstand, ob wir diese ohnehin anstehende Frage vorweg nehmen und uns lange genug Zeit nehmen, dies auch vorzubereiten. Der FC Wacker Innsbruck wird aber immer ein Mitgliederverein bleiben! Die Frage ist, wie man das dann organisiert, wie das Eine mit dem Anderen verbunden wird.

 

Wir können von der Struktur her, z. B. in Bezug auf den Nachwuchs, den Damenfußball usw.,  auch gar nicht auf den Mitgliederverein verzichten. Es ist ein Mitgliederverein und wenn die Mitglieder nicht zustimmen, können wir die Struktur nicht ändern. Wir werden extern dazu getrieben, aber wenn wir gescheit sind, schauen wir uns das früh genug an und bereiten es so vor, dass es dann reibungslos und schnell geht. Im Moment ist das aber kein heißes Thema.

 

Wenn man die Bilanzen durchgeht und die Prüfung durch den Wirtschaftsprüfer ansteht, wird dieses Thema immer diskutiert. Vor 3-4 Jahren hat man sich das bereits angesehen, ob es finanziell nicht gut wäre. Stichwort Vorsteuerabzug. Das sind Dinge, die man möglichst früh und sachlich diskutieren sollte. Dass die Mitglieder die endgültige Entscheidung treffen, ist sowieso klar.

 

Ich befürchte nur, dass, wenn es die Gesetze, das Ministerium und die Bundesliga vorgeben, dann ist die Entscheidung nicht, ob wir es machen oder nicht, sondern eine Frage, ob wir Profisport betreiben. Ich denke, da haben die Mitglieder eine klare Meinung, die eindeutig in Richtung Profisport geht.

Im nächsten Teil des Interviews gibt uns Christoph Strobl einen Einblick in seinen bevorzugten Aufgabenbereich – den Nachwuchs.

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Autor: Christian Hummer

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