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Ein Hauch des wahren Westderbys

Was anderswo Rapid gegen Austria Wien oder Schalke gegen Borussia Dortmund ist, ist im Westen Österreichs der Schlager Schwarz-Grün gegen Violett-Weiß. Wacker Innsbruck gegen Austria Salzburg, da schlagen die Herzen der Fans höher. Warum ist das so? Es gibt doch auch Vorarlberg gegen die Tiroler. Auch frühere Derbys im Tiroler-Land, wie Innsbruck gegen Wattens oder Wörgl konnten nicht annähernd an das traditionelle Westduell anschließen. Einzig das einstige Innsbrucker Städteduell gegen die SPG Innsbruck versprühte etwas Brisanz. Aber ob Wattens oder die SPG, es war schnell klar, für wen die Herzen der Fans im Heiligen Land schlagen.


Da geht es gegen Gegner aus Vorarlberg schon etwas heißer zu. Altach ist seit der Regionalligasaison 2003 ein ernstzunehmender Gegner. Die beiden Lustenauer Vereine haben auch eine kleine, aber feine Fan-Szene, die dagegenhält. Das ist die Würze im Fußball. Aber so richtig heiß wird es auch nur wegen der dortigen Polizei, die jedes Mal regelrecht durchdreht, wenn sie Fans aus einem anderen Bundesland sehen. Was ich da schon an Ungerechtigkeiten und Unglaublichen erlebt habe, ist schier unbeschreiblich. Auch so mancher Präsident dort scheint nicht ganz dicht zu sein.

Aber das einzige Derby im Westen, das unsere Fans wirklich elektrisiert, ist das gegen die Austria aus Salzburg. Da werden Erinnerungen wach. Da schlägt das Herz höher. Seit dem ersten Spiel im österreichischen Fußballoberhaus, am 2. Oktober 1965, in dem Wacker Innsbruck durch Tore von Siber, Wolny und Wartusch mit 3:0 gewann, war das Derby im Westen etwas Besonderes. Früher bildete man noch gemeinsam eine Front gegen den Osten. Spiele in Salzburg zu besuchen, war im Gegensatz zu heute noch recht angenehm. Man war gerne gesehen. Die „Westfront“ verbündete eben. Ich besuchte gerne das Stadion Lehen, wo immer eine sensationelle Atmosphäre herrschte. Auf den Sitzplätzen schrien dich die gegnerischen Fans von der gegenüberliegenden Tribüne förmlich an. Das änderte sich in den späten achtziger Jahren, als sich in Innsbruck die erste richtig organisierte Fan-Szene bildete.

In den Neunzigern änderte sich alles. Von der einstigen Westfront war nichts mehr zu spüren. Zu stark traten die Innsbrucker Fans in Lehen auf. Die Gesangsduelle am Salzburger Bahnhof waren nicht ohne. Da konnten wohl einige Violette mit dem guten Support der Tiroler herzlich wenig anfangen. Der Gang durch den Lehener Park wurde für so manchen Schwarz-Grünen zum Spießrutenlauf.
Als man in Innsbruck finanziell am Scheideweg war, wurde Austria Salzburg stärker. Nun konnte man endlich auch der Fußballgroßmacht aus dem Osten Paroli bieten.
Das Fass zum Überlaufen brachte aber sicher, dass das violette Salzburg just in unserem heimischen Tivoli ihren zweiten Meistertitel feiern durfte. Zwar vermieste unser damaliges „Dream-Team“ ihnen mit einem 2:0 Sieg die Meisterfeier. Das hinderte die Tausenden mitgereisten Salzburger nicht, den heiligen Rasen des Tivolis zu stürmen. Was zu viel ist, ist zu viel!

Zwar hatten die „Salzis“ zugegebenermaßen international gute Erfolge. Nach dem sensationellen Erreichen des UEFA- Cupfinales, ermauerten sich die Violetten die ersten Erfolge einer österreichischen Mannschaft in der Champions-League. Zu mehr als den dritten Gruppenplatz reichte es jedoch nicht. Der Hype um Salzburg war auf dem Höhepunkt. Andere Vereine haben mehr erreicht und sind am Boden geblieben. Klar, dass man sich das westlich des Deutschen Ecks nicht gefallen lassen würde. Was ist schon Schalke vs. Dortmund, wenn es bei uns gegen Austria Salzburg geht. Ist doch schön. Fußball ohne Rivalität ist wie Suppe ohne Würze. Es schmeckt einfach nur fad. Und so hoffe ich am Sonntag auf zahlreichen Besuch beim einzig wahren Westderby – auch wenn „nur“ unsere zweite Mannschaft gegen die violetten Salzburger antritt.

Die Innsbrucker Bilanz gegen Austria Salzburg ist ganz klar positiv. In 110 Spielen gingen wir 50-mal als Sieger hervor, 28 Unentschieden, 32-mal hat man verloren. Zwar bleibt nach dem Sonntag diese Statistik bestehen, weil sie nur für Österreichs höchste Liga und die Spiele beider Kampfmannschaften gilt, aber beim Spiel gegen Violett zählt das Prestige. Es ist für jeden Schwarz-Grünen Anhänger Pflicht,  UNSER Tivoli nicht den Violetten zu überlassen. Bei aller Rivalität, die Schlachten sollten stimmlich auf den Tribünen abgehalten werden und nicht auf den Kreuzungen der Stadt mit den Fäusten. Das kann jeder Depp. Zeigen wir dem Land, dass wir auch abseits der Bundesliga Feste feiern können.

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Autor: Rudolf Tilg

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