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Marmor Stein und Eisen bricht – aber die Liebe zu Wacker Innsbruck nicht

Das Tivoli sah viele Höhepunkte, aber auch so manchen Tiefpunkt. Dazu gehört der Abstieg 1979. Nach unzähligen Querelen innerhalb der Mannschaft und einige (Not)Verkäufe durch Präsident Steinlechner konnten die Wackerianer nicht mehr an die Erfolge vergangener Tage anschließen und stiegen sang und klanglos ab. Im vierten Teil erfahren wir heute einiges über diese Zeit und wie das Publikum in den Sechzigern und Siebzigern so drauf war.

Die zweite Division

Nach fünf Meistertiteln am Tivoli und drei Cup-Erfolgen, den vierten nahm man mit in die zweite Liga, stieg Wacker Innsbruck 1979 in die zweite Division ab. Obwohl dort das Budget in etwa gehalten werden konnte, schaffte man den erhofften Wiederaufstieg erst im zweiten Jahr. Am 2. Dezember sah das Tivoli wieder ein Tiroler Derby im Profifußball. 5:1 siegte Wacker Innsbruck vor 13000 Zuschauern am Tivoli gegen die SPG Raika Innsbruck. Ansonsten verirrten sich lediglich zwischen 2000 und 5000 Zuseher in die altehrwürdige Arena. Am Ende zog man gegenüber SC Eisenstadt den Kürzeren, obwohl man diese am Tivoli mit 5:0 vom Platz schoss. Im zweiten Jahr machte man es besser und stieg überlegen auf. Auch die Zuschauer strömten wieder vermehrt an die Sill.

Das Publikum von damals

Wie war es eigentlich damals am Tivoli? Was war der Unterschied zu heute? Ich kann mich erinnern, dass das Publikum ein sehr kritisches war. Die Zuschauer waren treu, aber auch sehr schnell unzufrieden. In den Sechziger Jahren war es zumeist still im Stadion. Nur wenn die Mannschaft gut spielte, wurde der Tivoli zum Hexenkessel. Nicht viel anders, in den Siebzigern, wie ich aus eigener Erfahrung weiß. Es waren damals noch sehr viele aktive Fußballer von den Landesverbänden unter dem Publikum. Es war so abgestimmt, dass sie ihre Spiele nicht gleichzeitig mit den Profis von Wacker Innsbruck abhalten mussten. Daher war das Publikum auch sehr fachkundig.

Fangesänge gab es nur wenige. Einer davon war „immer wieder Wacker vor“. Ein paar fingen zu singen an, der Rest machte dann mit. Spielte die Mannschaft schlecht, hat man sich tausendmal am Tivoli geschworen, das letzte Mal hier zu sein. Aber das galt meistens nur für 14 Tage. Das Publikum war der Mannschaft gegenüber um noch einiges kritischer gesinnt als heute. Und eine Nordtribüne, welche die Mannschaft wieder aufbaute, gab es nicht.

Seitenwechsel einmal anders

Wenn aber unsere Mannschaft gut spielte, wurde das Tivoli schnell einmal zu einem wahren Hexenkessel. Besonders gegen die großen Wiener Konkurrenten liefen die Wackerianer zur wahren Hochform auf, was einen gewissen Johann K. steht’s auf die Palme brachte. Er provozierte, was das Zeug hielt und das Publikum dankte es ihm mit einem gellenden Pfeifkonzert bei jeder Ballberührung. Aber ihm gefiel diese dichte Atmosphäre und er brachte wohl damals die Nordkette eher zum Wackeln als während seiner späteren Trainertätigkeit. Gegen Rapid taten wir uns aber immer leichter wie gegen den gepflegten Fußball der Wiener Veilchen. Wenn es nicht gegen die Wiener Großklubs ging, kam es öfter vor, dass nicht nur die Spieler die Seite wechselten. Oft fand zur Pause eine wahre Völkerwanderung von der Südtribüne zur Nordtribüne statt, weil man damals schon zumeist die zweite Halbzeit auf das Nordtor spielte. Es lebe die Freiheit in Fußballstadien.

Einzigartige Atmosphäre

Das Tivoli war ein kleines und dichtes Stadion. Zumeist blieben die Kurven im Stadion leer. Aber wenn sie voll wurden, galt die Faustregel, dass über 10 000 Zuschauer im Stadion ihren Platz gefunden haben. Aber egal ob 10 000, 17 000 oder nur 5000, es war steht’s eine dichte und gute Atmosphäre im Stadion. Es hat Spiele gegeben, da hast du keine Chance gehabt, deinen Platz auf der Tribüne zu verlassen, sonst wäre man niemals mehr dahin zurück gekommen. Das hat auch manchmal zu gewissen Problemen geführt. Aber der Einfallsreichtum der Fans kannte keine Grenzen. Auch wurde das Bier direkt auf den Tribünen verkauft. Von so einem Luxus können wir heute nur träumen. Aber wahrscheinlich ist dem Verein von den Einnahmen des Caterings um einiges mehr geblieben, als das heute der Fall ist.

Im nächsten Teil erfahren wir, wie das Tivoli wie ein Christbaum leuchtete und wie es im Stadion „müllerte“.

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Autor: Rudolf Tilg

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