So macht man sich Freunde
Da die Bundesliga alles regelt und Maßnahmen und Verordnungen setzt, heißt es in den Statuten:
Je 10% der aufgelegten Sitz- und Stehplatzkarten (unter Berücksichtigung der
einschlägigen Bestimmungen der BL-Sicherheitsrichtlinien) müssen dem Gastklub auf dessen Verlangen (nachgewiesener Eingang der Bestellung beim Veranstalter spätestens 14 Tage vor Spielbeginn) zum gleichen Kaufpreis wie die gleichwertigen Plätze des Heimklubs überlassen werden.
Klingt plausibel und für jeden verständlich, jedoch wirbt die Bundeshauptstadt schon an den Einfahrten zur Großstadt mit dem Slogan „Wien ist anders“. Dies scheint besonders auf die Grün-Weißen zuzutreffen. So knöpft man jedem Fan eines Gastvereins 21 Euro im Vollpreis ab, was eindeutig der höchste Betrag aller Bundesligavereine ist. Natürlich mit dem netten Hinweis versehen, es handle sich um eine Sitzplatztribüne (was ja für jeden eingefleischten Fan ein absolutes Muss ist?!) und die eigenen Anhänger hätten ebenso viel zu bezahlen. Stimmt, unmittelbar benachbart zum Auswärtssektor dürfen sie genauso tief in die Tasche greifen, aber die unterstützen damit doch „ihre Religion“. So gesehen kann das kein Problem sein! Dass aber der zahlende Gast fleißig zur Budgetsanierung beitragen soll, finde ich doch reichlich übertrieben. Und dass die heimische Fantribüne mit Abonnenten voll besetzt ist und so keine preisgünstigere Karte in den freien Verkauf gelangt, kann wohl nicht dem Fan des Gastes angelastet werden.
Wäre diese Situation allein nicht schon ärgerlich genug, so kommt es noch besser. Das Spiel SK Rapid gegen FC Wacker Innsbruck war ein TOTO-Spiel, d.h. 500 Karten werden von der genannten Gesellschaft dem gastgebenden Verein gesponsert. Davon profitiert im Laufe eines Meisterschaftsjahres jeder Heimverein. Bei den letzten beiden Auswärtsspielen unseres FC Wacker Innsbruck in Kapfenberg und Wiener Neustadt freuten wir uns über die günstigen Eintrittspreise, da eine aktuelle TOTO-Quittung gegen eine Karte getauscht werden konnte. Also probierten wir dies auch an der einzigen geöffneten Kassa beim Gästesektor des Hanappi-Stadions. Der Erfolg blieb uns aber versagt, nicht einmal ein Unentschieden wie unsere Mannschaft konnten wir erzielen, denn es hieß schlicht und einfach, diese Aktion gelte nur für die Heimtribünen. Eine glatte Lüge – schlichtweg und Abzocke für die Gäste!
Tage vor dem Match gibt man von Rapid-Seite bekannt, das Spiel sei ausverkauft. Nur gut, dass es für den Gästesektor in Innsbruck selbst Karten zu erwerben gab. Aber muss ich als FC Wacker Innsbruck Fan unbedingt in der Tiroler Landeshauptstadt beheimatet sein? Rühmt sich nicht gerade Rapid Wien damit, in ganz Österreich Anhänger zu haben? Gleiches gilt auch für andere Vereine, denn auch diese ziehen Menschen an, die nicht im selben Bundesland geboren worden sind oder derzeit wohnen. Nach langer Wartezeit an der einzigen Kassa konnten aber dann doch alle Wackerianer zähneknirschend ihren Beitrag dazu leisten, dass man von grün-weißer Seite weiterhin „volle Kassen“ hat. Hätten wir im Tivoli eine solche Gestaltung der Eintrittspreise, wären unsere wesentlich höheren Stadionkosten (mit allen Abgaben, Gebühren und Sonstigem) wohl etwas leichter zu finanzieren und würden mehr Mittel für den sportlichen Bereich übrig lassen. Aber Geld spielt – zumindest nicht immer – nicht auf dem grünen Rasen, sodass auch der „Ärmere“ mit viel Einsatz und Herz seine Chancen erhält.
Immer wieder betont man von grün-weißer Seite besonders fanfreundlich zu agieren. Aber auch das scheint nur für den eigenen Anhang zu gelten: Einerseits wird der Eingang zur in einen Heim- und Auswärtsbereich geteilten Osttribüne nicht strikt für die jeweiligen Fans getrennt. So laufen, zwar nur wenige, aber doch Grün-Weiße durch den Gästesektor in ihren Bereich. Derartiges habe ich in noch keinem anderen Bundesligastadion erlebt und dies ist schließlich überhaupt kein Sicherheitsrisiko.
Andererseits herrschte einige Zeit nach Spielende unter den Wacker-Anhängern große Verwunderung, da etwa 30 Uniformierte in den Sektor marschierten und sich Richtung Zaun des Spielfeldes bewegten. Was war passiert? Was hatten wir „Provinzler“ in der Großstadt schon wieder ausgefressen? Gar nichts. Die Rapid-Mannschaft drehte auf dem Rasen ihre Auslaufrunden. Das tun viele Teams nach einem Match. Dass dafür aber polizeilicher Schutz vor den Gästefans (die eigenen hatten das Stadion schon längst mit gesenkten Köpfen verlassen)nötig ist, gehört auch zu den neuen Erfahrungen und man lernt bekanntlich nie aus. Oder sollte das etwa nur Provokation sein? Uns zu einer Reaktion herausfordern, die bei nächster Gelegenheit weitere Schikanen rechtfertigt? Na, ein Schelm, der Böses denkt!