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Mäzen – Fluch oder Segen?

Jetzt ist also die Bombe geplatzt. Frank Stronach, ex Austria-Gönner und (noch) Wiener Neustadt-Mäzen steigt bei Sturm Graz ein.
Blicken wir zurück. 1999 steigt Frank bei der Austria groß ein. Buttert in seinen acht violetten Jahren sicher über 100 Millionen Euro in den Verein. National schauten nur Teilerfolge heraus. In acht Jahren Geldverschwendung blicken die Violetten auf zwei nationale Meistertitel zurück. Lediglich im Cupbewerb konnte man überzeugen. International schaut es nicht besser aus. Dreimal erreichte man im UEFA-Cup die Gruppenphase und einmal stieg man als Dritter der Gruppe gerade noch auf. Die beiden andere Male wurden die Veilchen abgeschlagen Letzter.

Als die Kritik am System intern immer lauter wurde, zog sich der gute Frank zurück um in Wiener Neustadt ein großes Projekt zu finanzieren. Dabei schluckte man gleich zwei Vereine. Zwar schafften die Niederösterreicher mit Mühe den Aufstieg, aber in der Liga höher ist man eher Mittelmaß. Nach dem gescheiterten Stadionprojekt in Niederösterreich zieht sich Stronach beleidigt zurück. Wie der Verein das überleben soll, wird sich weisen. Unterm Strich bleibt, viel Geld „verschmissen“, ein geschluckter Traditionsverein und in dieser Form wahrscheinlich das Ende des Klubs. Bleibt nur zu hoffen, dass es in irgendeiner Form weiter geht.

Nun hat Stronach ein weiteres Spielzeug gefunden. Er steigt bei Sturm Graz ein, will vorerst junge Spieler finanzieren. Will „Kanada-Frank“ so wirklich die Liga unterstützen oder ist es nur seine Eitelkeit? Wie viele und welche Spieler will er finanzieren? Sind sie wirklich jung oder läuft es so wie in Wiener Neustadt, wo er einst ein Farm-Team aufstellen wollte und schließlich eine erfahren Truppe mit einigen (fast) Rentnern in die zweite Liga schickte. Man darf gespannt sein. Ich bin jedenfalls der Meinung, wenn er Österreichs Fußball wirklich helfen wolle, gäbe es andere Mittel: jedenfalls nicht Millionen ohne jegliche Nachhaltigkeit zum Fenster raus zu werfen. Gut die Austria war verankert und hat das überlebt. Bei Wiener Neustadt darf man gespannt sein und Sturm wird Frank ebenfalls überleben.

Aber was ist gegen die Mateschitz und Stronachs dieser Welt zu sagen? Nichts, machten sie es richtig. Aber sie verderben unseren Sport. Sie fressen Vereine. Ihnen sind die Meinungen der Fans schlicht egal. Dabei ist die Diktatur zumindest in unserem Land längst Vergangenheit. Ebenso wird die Gehaltsspirale in ungeahnte Höhen getrieben. Was wird sein, wenn Stronach junge Spieler für Graz finanzieren möchte? Welcher normale Verein kann mit dem Magna Konzern mithalten? Wie viel wird dann ein junger Spieler, der einen halbwegs geraden Schuss zuwege bringen kann, dann verlangen? Schönen Dank, Herr Stronach, bist uns eine große Hilfe.

Was hat Mateschitz im Fußball bis jetzt erreicht? In Salzburg nichts, in Amerika partizipiert er am Fußballboom mit. In Deutschland wird man sehen. Darf man den aktuellen Medienberichten glauben schenken, dann könnte der traditionsreiche FC Torino der nächste Verein im Dosenimperium sein. Aber warum macht das der gute Herr? Gewiss nicht aus Liebe zum Fußball oder zu Salzburg. Wichtig sind nicht der Sport und die Fans, sondern sein Produkt: die rote Brühe. Ist die Liga wegen seines Engagements besser geworden? Das kann man nicht sagen. Sagen kann man aber, dass sich die Konkurrenten schwerer tun. Man will ja schließlich mithalten. So bekommt sogar der von Politik, Stadt und Fernsehen unterstützte SK Rapid Wien in Schwierigkeiten. Und das trotz reihenweise ausverkauften Happel- und Hanappi- Stadien.

In England gehören bereits viele Vereine Mäzenen. Das Publikum ist zum reinen Konsumenten verkommen. Das Feuer der Leidenschaft ist längst verloren gegangen. Ein Spiel im Stadion kann sich ohnehin schon nicht mehr jeder leisten. In den Stadien ist es meist gespenstisch still und steril. Nichts mehr mit dem Feuer, das einst das Mutterland des Fußballs beherrscht hat: So sehr, dass in den beiden Spielen von Rapid in England, nur die Grün-Weißen zu hören waren. Dabei sind die gar nicht so laut. Laut Informationen aus Kapfenberg waren dort 300 Tiroler lauter als doppelt so viele Wiener. Entweder er hat was an den Ohren oder der spricht doch die erfreuliche Wahrheit.

Eine österreichische Besonderheit, die die heimische Liga schon mehrmals zum internationalen Gespött werden ließ, ist der in der Zwischenzeit von der Bundesliga untersagte „Handel mit den Klublizenzen“. Wem es so beliebte, der konnte vor nicht allzu langer Zeit „seinen“ Klub in ein anderes Bundesland übersiedeln: So ist der Kärntner Bundesligaklub eigentlich Pasching gewesen, Trenkwalder Admira Mödling war ursprünglich Schwanenstadt. Kennt sich noch jemand aus? Verliert der Gönner die Lust an seinem „Spielzeug“ oder tauchen andere Probleme auf, verschwindet der Verein einfach von der Bildfläche. Zuvor versprach man aber großen Erfolg und anhaltende Unterstützung. Auf der Strecke bleiben die Spieler und vor allem die treuen Anhänger, die ihren Lieblingsklub für immer verlieren.

Ich sehe lieber Fußball mit Herz und Leidenschaft statt den ganz normalen Kommerz-Wahnsinn live im Stadion. Dieses Feuer, diese Leidenschaft wird dann von der Kurve zurück gegeben. Das ist Fußball, das ist Atmosphäre, das ist Sport. Mateschitz, Stronach und Co. können mir mit ihrer Philosophie gestohlen bleiben. Habe fertig!

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Autor: Rudolf Tilg

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