Heimspiel in Salzburg
Das hatten wir doch schon und zwar im Herbst 1977 deren zwei: gegen Basel und Celtic Glasgow im Europapokal der Meister. Der FC Wacker Innsbruck zauberte da am Feld des Stadions Lehen und die Mengen mitgereister Fans quittierten es mit Applaus und Gesängen. Vergangenen Mittwoch reiste wieder eine Masse an schwarz-grünen Fans in die Mozartstadt. Dieses Mal nahmen sie aber alle die Ausfahrt Klessheim und pilgerten ins Stadion Wals-Siezenheim. Nur 9800 Zuseher wollten den Schlager im Westen sehen. Darunter gut und gerne 1200 Schwarz-Grüne.
Blitzstart des Meisters
Der Meister spielt ohne Leidenschaft, einfach cool sein Programm herunter. Diesen Satz wollten sich die Bullen offensichtlich nicht gefallen lassen. Bereits nach 13 Minuten war das Spiel so gut wie entschieden. Zarate und Wallner waren die Torschützen zum vorentscheidenden 2:0 der Hausherren. Es hätte noch einmal spannend werden können, wenn unser Fabian Koch, statt nur die Stange ins Tor getroffen hätte. Hatte er aber nicht und so ging es für uns mit einem 0:2 in die Kabinen. Nach dem Seitenwechsel dasselbe Spiel: Salzburg überließ uns mehr Spielanteile und biss vorne zu, wie eine giftige Kobra . Man hatte den Eindruck, wir könnten noch zwei Stunden spielen Burgic und Co wäre auch dann kein Treffer mehr gelungen. Wacker Innsbruck war nicht so schlecht, aber Salzburg spielte im Eisschrank Siezenheim derart cool, das man schon Eiswürfel aus ihnen machen hätte können. Ein paar Fakten belegen meine These. Innsbruck hatte mehr Ballbesitz (52%), mit 11 Torschüssen, gegenüber 14 von Salzburg für ein Auswärtsspiel gar keine schlechte Bilanz. Hatten mehr Eckbälle und mehr Weitschüsse. Nur innerhalb des Sechzehners bissen die Kobras aus Salzburg von sieben Schüssen, gleich viermal zu. Fazit, wir hatten gegen einen cleveren und guten Meister wenige Chancen unser Punktekonto auszubauen.
Wahnsinn, einfach unbeschreiblich
Als wir im Bullenstall angekommen sind, war wenig los. Die Einlasskontrollen waren gewohnt streng. Gingen aber locker von sich. Dann sahen wir, warum vor dem Stadion wenig los war. Die meisten waren schon drin. Ein Sektor wurde zusätzlich geöffnet und war ruck zuck gefüllt. Der eigentliche Auswärtssektor war ebenfalls rasch voll und teilweise stand man zu zweit oder gar zu dritt hintereinander auf einer Stufe: eine dichte und von vielen Fans gewünschte Atmosphäre. Die Stimmung war von Beginn des Spieles an gut. Na bumm, so schnell konnten wir gar nicht schauen, da stand es schon 2:0 für die Millionäre. Man hatte das Gefühl, unsere Mannen spielten mit, aber Salzburg stach immer wieder gefährlich zu. Wer aber gedacht hatte, nach dem 0:2 wird es leiser im Sektor, sah sich getäuscht. Richtig ab ging die Post in Hälfte zwei. Unsere Burschen hatten zwar mit Stangen- und Lattenschüssen Pech, aber im Großen und Ganzen war schnell klar, es ist ein Ding der Unmöglichkeit dieses Spiel noch zu drehen. Es galt also der Mannschaft den Rückhalt zu geben, damit sie nicht das Selbstvertrauen verliert und womöglich noch einen Knacks bekommt.
Haben wir gewonnen oder was?
Da ging es rund im Sektor. Vor und Zurück und nach links und rechts wurde gesprungen. Da wurde gehüpft und getanzt und mehrmals lauthals gesungen „Heimspiel in Salzburg“ Und das ganz ohne Kuhpferchmodell, herrlich. Als es schon 0:3 stand, wurde minutenlang unsere geheime Hymne „als ich noch ein kleiner Bub war“ gesungen. Da schrien sich hunderte Fans die Seele aus dem Leib, nur um IHREM Verein zu helfen und zu unterstützen, damit ja kein völliger Einbruch stattfindet, wie wir ihn auch schon erlebt haben. 4:0 für die Bullen, fast mit dem Schlusspfiff. Egal, tat weh, aber der Stimmung keinen Abbruch. Die Fans tobten und die Mannschaft, welche zur Verabschiedung zum Sektor schlich, kannte sich nicht mehr aus. Minutenlang harrte sie dessen, was da geschah. Die Bullenspieler waren schon längst in den Kabinen verschwunden, und da standen Inaki Bea und Co noch immer fassungslos vor unserem Sektor. Das gibt der Mannschaft Kraft. Dieser Rückhalt hilft jetzt in einer schweren Zeit. Mein Dank gilt den Fans, welche bis über 20 Minuten nach dem Spielende ihre Mannschaft feierten. War zwar nicht das erste Mal, aber gerade jetzt umso bemerkenswerter.
Um mit den Worten unseres Vorstandesmitglied Martin Weberberger zu schließen „ die Niederlage tut weh, aber ich bin unglaublich stolz auf unsere Fans“. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Wer nicht dabei war, hat tatsächlich was verpasst. So etwas habe ich in 35 Jahren Fußball noch nicht erlebt.
Und eine BITTE an die Olympiaworld: Haut das Kuhpferchmodell raus und macht zumindest im Mittelblock eine reine Stehplatztribüne. Was da abgeht, sah man zuletzt in Pasching und jetzt auch in Salzburg. Ein bisschen etwas könnte man schon für seine Kunden investieren. Die Stimmung in unserem Sektor war in Salzburg um Welten besser, als noch beim Heimspiel am Tivoli.