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Sprachlos in Schwarz-Grün

Kogler stößt Kapitän Schrott von Board

Erstaunen am Freitagnachmittag unmittelbar vor dem wichtigen Heimspiel gegen Mattersburg: Walter Kogler setzt nicht mehr auf Kapitän Andreas Schrott. Eine Meldung, die man eben zu diesem Zeitpunkt nicht erwarten konnte, denn eifrig wurde bereits darüber spekuliert, dass der Kapitän den durch die Gelbsperre frei gewordenen Platz von Alexander Hauser nach seiner sehr langen Verletzungspause einnehmen könnte.

Einige stimmten dem Geschehen zu, andere waren entsetzt und viele einfach sprachlos. Was war passiert? Warum lässt man einen langjährigen Spieler hart für sein Comeback arbeiten, ihn in der zweiten Mannschaft Spielpraxis sammeln, um ihn dann „vor die Tür zu setzen“?

Der Trainer führte einige Gründe an, die aber wohl für viele interessierte Beobachter nicht recht nachzuvollziehen sind: Negatives sei von außen in das Team getragen worden, die sportliche Entwicklung sei schon seit zweieinhalb Jahren vorhersehbar gewesen und man setze künftig auf andere Spieler.

Umso erstaunter stellt man am nächsten Tag fest, wenn man das Interview mit dem jetzigen Kapitän Pascal Grünwald in der Stadionzeitung liest, dass dieser sich freue, den Kapitän wieder fit zu sehen und bereit der Mannschaft weiter zu helfen. Diese Zeilen müssen wohl im Laufe der Woche entstanden sein.

Welche Dinge hinter verschlossener Kabinentür passiert sind oder welche Worte schon oder doch nicht ausgesprochen worden sind, entzieht sich unser aller Kenntnis. Aber da beschleicht wohl viele ein ungutes Gefühl:

Ein Spieler, der im Frühjahr, obwohl nie wirklich fit, in seiner kurzen Einsatzzeit das letzte Hemd gegeben hat, wirkt negativ? Jemand, der zwei Tage nach seiner Hüftoperation auf Krücken zur Ersatzbank humpelt, um dem Team moralisch bei der Mission Aufstieg beizustehen, bringt Unruhe in die Kabine? Ein Kapitän, der nach dem geschafften Aufstieg noch immer mit „vier Beinen unterwegs“ sich mit dem Team und den Fans überschwänglich freut, kann der Mannschaft nicht mehr helfen? Einer, der seit es die zweite Mannschaft gibt, oft deren Spiele als Zuschauer verfolgt hat und jetzt im Herbst den jungen Spunden in der Regionalliga vorbildlichen Einsatz zeigt, wird nicht mehr gebraucht? Jemand, von dem junge Spieler sagen, sie können von seiner Erfahrung profitieren, wird vor die Tür gesetzt? Ein Mensch, der immer den Kontakt zu den Fans gesucht und gefunden hat und der auch abseits des Platzes in schwierigen Momenten immer da war, wenn er gebraucht wurde, wird einfach „abserviert“? Andere Spieler werden künftig forciert – da bin ich gespannt, welcher Österreicher oder gar Tiroler in diese Fußstapfen treten wird?

Vielleicht hätte man doch besser auf ein ganz einfaches Mittel gesetzt: Kommunikation – höchst modern, aber eigentlich „uralt“, denn wie heißt es so schön: Beim Reden kommen die Leut´ zamm. So wird leider ein langes gemeinsames schwarz-grünes Kapitel ziemlich sprachlos geschlossen und das hat sich ein Spieler, ein Kapitän, der manchmal auch unbequem sein konnte, ganz einfach nicht verdient.

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Autor: Heidi Roznovsky

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