Willkürliche Ordnung?
Was am Samstagabend in Linz passiert ist, wundert den „eingefleischten Fußballfan“ zwar, aber wirklich neu sind solche unverständlichen Aktionen von Ordnern und Polizei für jemanden, der seine Mannschaft häufig zu Auswärtsspielen quer durch Österreich begleitet, nicht.
Was hat man da in den letzten Jahren alles erlebt?
Zwar ist ein gewisser Unterschied zwischen der höchsten und der zweiten Liga in Österreich, nicht nur was das fußballerische Niveau anbelangt, fest zu stellen, bei den Sicherheitsstandards und Kontrollen gibt es aber kaum merkliche Differenzen. Dass die Innsbrucker Fanszene nicht nur aus ganz friedlichen Lämmchen besteht, ist eine Tatsache, aber dass man als Wacker-Anhänger sofort „wie ein Schwerverbrecher“ behandelt wird, wohl mehr als übertrieben. Zumeist macht man auch ganz wenig Unterschied zwischen einem kleinen Kind, einer reiferen Dame oder einem vielleicht ein wenig aufmüpfigen Jugendlichen. Alle werden besonders genau von den Ordnern kontrolliert und von mehr als gut ausgerüsteten Polizisten begleitet und in die Schranken gewiesen, weil sie doch alle eines gemeinsam haben: Sie sind Wackerianer.
Ein paar Beispiele
Strömender Regen in Vorarlberg: Der Weg zum Gästesektor ist aufgeweicht, rutschig und matschig. Trotzdem oder gerade deswegen wird jeder einzelne Fan darum gebeten nicht nur seine Jackentaschen zu leeren, die Rucksäcke zu öffnen, die Transparente und Doppelhalter herzuzeigen, sogar die Schuhe müssen ausgezogen werden. Unter diesen Bedingungen ist das ein besonders nettes Erlebnis.
Käfig im Salzburgerland: In der Nähe der Stadt Salzburg in Grödig hatte man besonders Angst vor dem schwarz-grünen Anhang, daher wurde eigens zum Gastspiel des FC Wacker Innsbruck ein Gästesektor aus dem Boden gestampft. Um diesen herum Baustellenzäune, die Stehfläche in einer Ebene und dahinter die grüne Wiese, die jeden nicht willkommenen anderen Anhänger geradezu einlud, sich den Innsbruckern zu nähern und „ein wenig zu ärgern“. Als man sich weigerte als „Schlachtvieh“ zu dienen, war der Ärger bei den Verantwortlichen des Heimvereins groß.
Sonne und Pfefferspray: Besonders lieben uns Schwarz-Grünen die westlichen Nachbarn über dem Arlberg. Spielt der FC Wacker Innsbruck in Altach oder Lustenau, herrscht von vornherein Ausnahmezustand. So machten wir im Laufe der Zeit als völlig unschuldige Fans mit tränenden Augen, kratzenden Kehlen und schmerzenden Nasen einerseits und ungestilltem Durst, abgenommene Haarspangen und Gürtel andererseits Bekanntschaft.
So ließe sich diese Liste noch lange fortsetzen, aber es nützt ohnehin nichts alte Geschichten aufzuwärmen, denn die Gegenwart und wahrscheinlich auch die Zukunft wird neue bringen. Nur frage ich mich als unbescholtener, zugegeben auch nicht mehr ganz junger Staatsbürger, was ich denn verbrochen habe, wenn ich mit meinem wackeren Fanschal um den Hals und auch sonst in passende schwarz-grüne Kleidung geschlüpft, den Gästesektor eines Stadions betreten will? Bin ich durch mein Bekennen zu meinem Verein ein anderer Mensch geworden, der nur mehr mit Verachtung gestraft wird? Darf mich die Polizei grundlos zurechtweisen und wenn ich berechtigt nach der Dienstnummer frage, anlügen? Warum wird mir, wenn ich einem anderen in Schwierigkeiten geratenen Wackerianer meine Hilfe anbieten will, mit Verhaftung gedroht?
Im Sinne des Fußballsports und der Gewaltvermeidung wäre mehr Verständnis, Freundlichkeit und Höflichkeit von Seiten der Ordnungshüter mehr als wünschenswert. Aber in manch kleinem Stadion ist das tatsächlich schon umgesetzt. Besteht also für die Zukunft doch noch Hoffnung?