Tränen eines Fans
Fußballfans sind sehr emotionale Menschen. Sie jubeln, singen, schreien und weinen vor Freude oder aus Frust.
4. Dezember 2010. Es ist kalt, bitter kalt im Tivoli, rundherum glitzert der Schnee, von der Vidi-wall flimmern die Bilder aus dem in der Zwischenzeit legendären Aufstiegsspiel in Pasching zu Shakiras Wacka, Wacka. Ein Lächeln huscht über das Gesicht des Fans, die Erinnerung an diese Glanzstunde wärmt. Bald darauf beginnt das Spiel: das letzte Heimspiel in einem denkwürdigen Jahr. Doch in jeder schwarz-grünen Aktion werden die Verunsicherung, das fehlende Selbstvertrauen und die ausbleibenden Erfolgserlebnisse deutlich. Wo sind die Leichtigkeit, das Selbstverständnis und die Entschlossenheit geblieben?
Auf den heute schütter besetzten Tribünen versucht man die Stimmung gegen die Kälte und zur Unterstützung der Mannschaft anzuheizen. Dann der erste Schock: ein Abwehrfehler – 0:1. Erste Tränen steigen in die Augen, werden aber gleich unterdrückt und noch kräftiger die Stimme erhoben. Das Spiel plätschert weiter, die Hoffnung lebt bis kurz vor der Pause: das nächste unnötige Gegentor. War das schon die Entscheidung?
Das wackere Herz übt sich in Hoffnung, der Verstand spricht dagegen. Nach der Pause wird es besser werden, der wackere Kampfgeist hat schon so manch scheinbar ausweglose Situation umgedreht. Doch diese Gedanken erleben den Todesstoß – 0:3. Was hilft jetzt noch? Ein Aufbäumen der wackeren Spieler kommt langsam auf, druckvoller geht es in die gegnerische Hälfte, ein Eckball folgt dem nächsten, aber das Zählbare, die Befreiung bleibt aus. Da – der Ball ist im gegnerischen Tor, doch zu spät, denn die 90. Minute läuft schon ab. Eine lange Nachspielzeit, noch eine Chance, vorbei: Das letzte Heimspiel endet in der Winterdepression. Ach, wie schön war das Sommerhoch!
Die Spieler stehen mit hängenden Köpfen am Rasen, die Fans eilen von den Rängen oder verharren angewurzelt. Aus so manchem Auge tropft eine Träne auf die eisige Wange. Trotzdem lebt die Hoffnung, dass aus den bitteren Tränen bald wieder Freudentränen werden, wenn die Temperaturen angenehmer sind, der Rasen weicher, die Fans zahlreicher die Ränge bevölkern, die Spieler ihre Stärken zeigen und die Schwächen in der Kabine lassen. Denn auf jede negative Serie folgt eine positive und diese erleben wir 2011 ganz bestimmt gemeinsam lächelnd und jubelnd wieder. Der Glaube an Schwarz-Grün versetzt Berge, das haben wir alle in der Vergangenheit oft genug bewiesen. Daher unterschätzt uns in der Zukunft nicht!