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Zahlenspiele

Und täglich grüßt das Murmeltier möchte man meinen – in unserem Fall wohl eher jährlich. Aber mit Sicherheit ist auf die alljährliche Diskussion zu den wackeren Finanzen verlass. Pünktlich zum Jahreswechsel, spätestens aber zum Frühjahr, fühlt sich die Tiroler Presse genötigt wieder das Vorspiel zur alljährlichen Generalversammlung zu übernehmen. Ist es sonst immer Tirols größte Tageszeitung aus der Ing.-Etzel-Straße, so eröffnet in diesem Jahr die Kronen Zeitung die diesjährigen Spekulationen um die finanzielle Situation des Tiroler Traditionsvereins. So sehr sich diese Artikel in das Herz des schwarz-grünen Fans hineinbohren und so sehr sie den einen oder anderen auch nerven mögen: Aus der Luft gegriffen sind sie nicht. Dass die letzten beiden Zweitligajahre große Löcher in den Haushalt gerissen haben, bestreitet niemand. Aber auch darf nicht vergessen werden, dass der FC Wacker Innsbruck nicht allein daran die Schuld trägt – politisiert wurde immer um den Verein. Das was vielmehr nervt, ist die Tatsache, dass manche Journalisten, die eigentlich besser wissen müssten, woran es liegt, die Situation nutzen und das frisch polierte Image des Vereins wieder herabputzen.

Der FC Wacker Innsbruck lebt nicht über seine Verhältnisse – er weiß um die geschichtlichen Hintergründe, die erst zur Neugründung führten. Gleichzeitig ist das Streben nach sportlichem Erfolg aber nun einmal mit finanziellen Konsequenzen verbunden, die niemand so einfach wegdiskutieren kann. Dieser Spagat zwischen Sparsamkeit und Investitionsfreude scheint, wenn man sich die derzeitigen Diskussionen anschaut, nicht gerade von Erfolg gekrönt zu sein. Die „Altlasten“ aus Liga Zwei, gepaart mit dem Kneissl-Desaster hinterlassen ihre Spuren – auch in der Vereinskassa. Wichtig ist dabei nur, das Ziel der Konsolidierung nicht aus den Augen zu verlieren. Verbindlichkeiten sind nicht das Problem, ihre Tilgung muss nur sichergestellt sein. Und bisher scheint es hierbei auch keinen Grund zur Besorgnis zu geben. Denn gerade in der heutigen Zeit ist finanzielle Solidität, gepaart mit zielstrebigem Handeln das Rezept, das Vertrauen schafft. Der Verein tut gut daran, diesen Weg weiterzugehen – gerade in dem Wissen um die kleinteilige Sponsorenlandschaft unseres Bundeslandes. Wie hoch letzten Endes nun das Minus am Konto ist, wird sich in Kürze zeigen. Wichtig ist nur, dass kontinuierlich an dessen Abbau gearbeitet wird.

Aufmerksamkeit ist dem FCW dank der nicht gerade schmeichelhaften Artikelschar aber gewiss. Umso wichtiger ist, dass die Politik dies zum Anlass nimmt und ihren eigenen Standort überprüft. Das bloße Heben mit dem Zeigerfinger ist da zu wenig, wenn man bedenkt, dass den größten Budgetposten des FCW die Infrastrukturkosten ausmachen. Wenn Spitzensport in Tirol gewollt ist, müssen dafür auch die hierfür notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Der FC Wacker Innsbruck braucht die Freiheit, mit seinen finanziellen Mitteln auszukommen und selbst zu entscheiden, welche Schwerpunkte er mit ihnen setzen will. Dies gelingt nicht, wenn der Gürtel durch die Stadionnutzung zu eng geschnallt wird. Hier gilt es den Hebel anzusetzen und zunächst die Vermarktung des Tivoli Stadions in die Hände des FC Wacker Innsbruck zu geben. Langfristig braucht es aber eine Heimstätte, die vom Tiroler Traditionsverein in Eigenverantwortung geführt und betrieben wird – mit allen Gewinnen und Risiken. Dadurch reduzieren sich Quersubventionen und der Wacker holt sich den finanziellen Spielraum zurück, der ihm jetzt fehlt. Denn klar ist auch: Zurzeit vermag der Gewinn, den die öffentliche Hand dank des FCW für das Tivoli Stadion erwirtschaftet, nur für das Ausgleichen anderer Defizite aufgewendet zu werden. Das ist unfair und belohnt nicht die harte Arbeit, die dahinter steckt. Ob das Ziel einer Restrukturierung eines Tages erreicht wird, weiß heute niemand. Wenn sich aber nicht grundsätzliches einiges ändert, wird uns in jedem Jahr zur gleichen Zeit wieder das Murmeltier grüßen.

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Autor: admin

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