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„Der Vereinsabend ist nicht sexy“

Nach den Themenkreisen Finanzen und Selbstbewusstsein des Vereins folgt im dritten Teil des großen Interviews mit Vorstandsmitglied Martin Weberberger der Schwerpunkt Mitglieder und Mitgliederverein.

 


 

 

Der kommende Höhepunkt des Vereinslebens wird die Generalversammlung 2011 sein. Bereits im Vorfeld hat der Obmann in den Medien von überraschenden Entscheidungen gesprochen. Weißt Du Näheres?
 

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Vielleicht überrascht er mich auch. Ich weiß im Moment von keinen großen Überraschungen, ich erwarte mir aber auch, dass sehr klar diese Dinge, wie Stadionkosten usw. , aufgearbeitet werden müssen. Wie schaut es aus mit der öffentlichen Unterstützung, ist es wirklich möglich mit den Strukturen des FC Wacker Innsbruck, mit der Stadt und dem Land, Profifußball langfristig zu gewährleisten. Das geht wieder in Richtung Stadion und Stadionmiete. Das kann ich mir vorstellen, das hab ich so aus der Zeitung zwischen den Zeilen herausgelesen. Persönlich weiß ich nichts. Was mich aber stört, ist, dass die Mitglieder immer unkritischer werden, was den Mitgliederverein anlangt. Einige Leute haben sich vor der letzten Generalversammlung sehr viel angetan, etwas zu initiieren, was das Thema Mitbestimmung im Verein anlangt. Dann haben wir, zwar etwas spät, das kann man uns vorwerfen, aber wir arbeiten alle ehrenamtlich, die Einladungen an alle Mitglieder über die Homepage herausgegeben, ein bisschen am Verein mitzuarbeiten (Anm.: Einladung zu Errichtung einer Arbeitsgruppe gem. Beschluss von letzter GV). Dabei ist nur ein Mitglied aufgetaucht und das hat auch nur relativ kryptisch gemeint, dass es nicht weiß, ob es da mitarbeiten will. Das macht mich eigentlich ein bisschen traurig.

Würde sich der Vorstand des FC Wacker Innsbruck mehr kritische Mitglieder wünschen oder sieht man die momentane Situation als ideal an?

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Wie im gesamten Interview: Ich kann nicht für den Vorstand sprechen. Ich würde mir sehr kritische Mitglieder wünschen. Die Frage dabei ist, inwieweit fließt das ins operative Geschäft ein. Ich glaube, es ist nicht gut, wenn sich die Mitglieder ins operative Geschäft einmischen, weil dazu wählt man einen Vorstand und der hat zu arbeiten. Meiner Meinung nach arbeitet der auch nach bestem Wissen und Gewissen, aber ich glaube, dass auch bestimmte Dinge kritisch hinterfragt werden müssen. Ich wünsche mir, dass sich die Mitglieder viel mehr für unseren FC Wacker Innsbruck ins Zeug legen. Auf einen unkommentierten Medienbericht hin reagieren unsere Mitglieder viel saurer auf unseren Verein, als dass sie die Berichterstattung hinterfragen. Da würde ich mir wünschen, dass die Mitglieder einmal aufstehen und Flagge zeigen würden, auch gegenüber der Öffentlichkeit. Wir könnten schon was bewirken, da es nicht viel mehr Sportvereine geben wird, die mehr Mitglieder wie wir haben.


In der Ära Gerhard Stocker war das Schlagwort vom „gläsernen Verein“ in aller Munde. Heute scheint das Glas ein wenig matt geworden zu sein. Wenn man sich nicht aktiv um Informationen bemüht, wird man meist nur über die Medien informiert. Wird sich da in Zukunft was ändern?

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Ich glaube persönlich, dass man mit großer Transparenz und gläsernem Verein in Tirol nicht umgehen kann. Das ist aber nicht nur bei uns so, das ist auch in der Politik und so weiter nicht üblich. Offenheit und Ehrlichkeit führt nicht zu Erfolg, wie man auch bei Gerhard (Anm: Stocker) gesehen hat. In anderen Bereichen ist das schon üblich, warum es aber in Tirol bei einem Verein nicht funktioniert, ist mir ein Rätsel. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass du angreifbarer wirst, je offener du bist. Und dass es so ist, sieht man auch daran, dass sobald eine Kleinigkeit passiert, unsere Mitglieder das ungefragt übernehmen und auf den Verein hinhauen, anstatt dass sie das hinterfragen. Wenn ich mir die diversen Foren durchlese, dann tut mir das weh, vor allem von Leuten, von denen ich geglaubt habe, dass sie sich mit dem Verein auseinandersetzen. Grundsätzlich sind wir aber ein sehr offener Verein: Die Türen der Geschäftsstelle stehen für jeden offen und wenn es nicht gerade um detaillierte Finanzangelegenheiten geht, bekommt auch jeder die Antwort, die er haben will. Ich war in meiner Einstellung bei diesem Thema hundertprozentig hinter Gerhard: komplette Transparenz und komplette Offenheit. Mittlerweile muss ich das in manchen Dingen revidieren, weil es auch zu Problemen führt. Man darf aber auch nicht vergessen, dass wir auch Mitglieder aus dem Bereich Presse haben und wenn wir offen sprechen, lesen wir das dann am nächsten Tag 1:1 in der Zeitung. Wenn wir an einem Vereinsabend wirklich Klartext sprechen würden, kann man davon ausgehen, dass das am nächsten Tag in der Headline von Zeitungen stehen würde. Und da muss man einen Spagat machen und der ist ganz schwierig. Ich habe für mich persönlich noch keinen Weg gefunden, das zu lösen.


Wir haben so viele Mitglieder wie noch nie. Heuer sind sehr viele neue dazugekommen, wobei man hört, dass bei der Anwerbung teilweise weniger auf die Vereinsinhalte und mehr auf Vergünstigungen gesetzt wurde. Was tut man, um diesen neuen Mitgliedern die Wacker Innsbruck Philosophie und die Inhalte für die der Verein steht, näherzubringen?

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Wir hatten Erfolg am Anfang der Saison, der macht natürlich sexy. Der macht uns aber auch attraktiv für viele Mitglieder, die sehr unkritisch dem Fußball gegenüber stehen. Jetzt liegt es an uns, diese Mitglieder einmal zu informieren und versuchen zu halten. Man muss ihnen in kleinen Dosen die Philosophie des FC Wacker Innsbruck näher zu bringen und vielleicht entsteht daraus wieder diese kritische Masse von Mitgliedern, wie sie vor vielen Jahren war. Ich bin ja Mitglied der ersten Stunde und wenn ich mich an die erste Generalversammlung erinnere, in der es fast zu Tumulten und einem Eklat gekommen wäre, dann ist das zwar nicht schön im Rahmen einer Generalversammlung, aber man hat gesehen, wie die Mitglieder mit Herz beim Verein dabei waren. Nur wenn ich ein Herz für etwas habe, kann ich auch solche Emotionen zeigen. Also ich will so eine Situation nicht mehr, aber es war für mich ein Indikator, dass die Leute mit Herz bei der Sache waren. Wir haben mit Andre Häberlein einen Mitgliederbetreuer, der versucht, die Mitglieder einzubinden und zu informieren. Es scheint aber nicht ganz zu gelingen und es scheint den neuen Mitgliedern zu genügen, das Mitgliedskärtchen zu haben, ein paar Prozente irgendwo zu kriegen und sich der Wackerfamilie zugehörig zu fühlen. Weil wenn man bei den Vereinsabenden schaut, sitzen immer dieselben da. Da würde ich mir schon wünschen, wenn das eine oder andere Mitglied einmal kommen würde und sich auch einbringt. Denn der Vereinsabend, wie er bis jetzt war, ist eine Suppe, die immer wieder aufgewärmt wird, es reden immer die drei Gleichen und das ist nicht sexy.

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Autor: admin

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