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ballesterer fm Interview mit Georg Hermann

In der Februar-Ausgabe des ballesterer fm: FIFA – DIE DUNKLE SEITE DES SPIELS, findet sich ein Interview mit dem Autor des Buches „FC Wacker Innsbruck – die Legende“ und Neo-Stadionsprecher Georg Hermann. Mit freundlicher Genehmigung des ballesterer fm kann das tivoli12 magazin seinen Lesern und Leserinnen dieses Interview anbieten.



ballesterer: Du hast schon zwei Jahre vor dem 100-jährigen Vereinsjubiläum ein Buch über den FC Wacker Innsbruck geschrieben. Was war für dich der Anlass?

Georg Herrmann: Seit dem Kriminalfall FC Tirol im Jahr 2002 hat es nie eine Dokumentation der Ereignisse seit der Neugründung gegeben. In Gesprächen mit Freunden und dem Verein wurde die Idee zum Buch geboren, was natürlich optimal zum Aufstieg gepasst hat.

Der FC Wacker Innsbruck musste sich oftmals Vergleiche, vor allem sportliche, mit dem im Konkurs gegangenen FC Tirol gefallen lassen. Wie weit siehst du Wacker Innsbruck mittlerweile in Tirol etabliert?

Da muss man differenzieren. Den sportlichen Vergleich zwischen dem FC Wacker Innsbruck und dem FC Tirol gibt es Gott sei dank nur mehr selten. Beim FC Tirol war ja doch ein ganz ein anderes System dahinter und eine ganz andere Aufmachung – auch in der Öffentlichkeit. Man könnte jetzt von der Ferne beobachtend sagen, er ist ein bißchen ein Ableger eines FC Hollywood in Tirol gewesen. Der FC Wacker Innsbruck selber ist gewachsen in der Bevölkerung seit dem Jahr 2002 und hatte bis zum Abstieg in die Erste Liga einen super Lauf gehabt. Ich glaube, er hat sich nach den dramatischen Vorfällen, die rund um den FC Tirol passiert sind, wieder in der Fanszene und Bevölkerung fest verankern können.

Der FC Tirol hatte immens hohe Personalkosten, wie in deinem Buch nachzulesen ist. Hat sich da mittlerweile ein Paradigmenwechsel manifestiert?

Ich glaube schon, dass ab 2002 mit dem neuen Vorstand sich die Devise „Back to the roots“ durchgesetzt hat. Einerseits vorgegeben durch die fehlenden Finanzen, andrerseits aber auch durch die Erkenntnis, dass der eingeschlagene Weg eines FC Tirols nicht funktionieren kann. Und da hat der FC Wacker eine recht gute Mischung gefunden aus einheimischen Talenten und sinnvollen Ergänzungen, die durch Sportdirektor und Trainer schon vorab gecheckt werden, ob sie  ins Gefüge der Mannschaft passen. Es gibt ja relativ wenig Unruhe in der Mannschaft, das fällt schon auf. Ich glaube auch, dass dieser Weg weiter bestritten wird. Der FC Wacker wird den Weg gehen, dass er sagt: ‚Wir sind eine Mannschaft, die in der Bundesliga etabliert gehört‘. Man kann jetzt nicht von Anfang an vorne mitspielen und  einen Europacupstartplatz fordern. Das Ziel liegt noch etwas in der Ferne. Bis dahin glaube ich, dass geboren aus dem finanziellen Notstand und mit der Rückbesinnung auf den Mitgliederverein, dieser Tiroler Weg weitergegangen wird.

Im Kapitel „Wacker und die Politik“ schimmert durch, dass die Unterstützung des Vereins nur dann gegeben war, wenn sich diverse Politiker bei internationalen Auftritten ins Rampenlicht stellen konnten. Fällt das jetzt weg?

Das glaube ich nicht. Mir war dieses Kapitel zur Politik wichtig, weil sie schon immer eine große Rolle gespielt hat, aber kaum jemand weiß, wie Gemeinderats- oder Landtagssitzungen wirklich ablaufen. Ich glaube, dass damit Fans einen Einblick bekommen, wie sich Politiker den Profifußball und den Fußballsport allgemein vorstellen. Jetzt wird von Verein und Mitgliedern eher versucht, diese Effekte – man ist da VIP-Gast und dort Ehrengast – gering zu halten. Auch in der Förderpolitik des Tiroler Landtags hat es einen Richtungswechsel gegeben. Die Forderungen vom Verein gehen ja eher in Richtung Infrastruktur, und da hapert es noch. Vonseiten der Gemeinde und der Landespolitik fehlt das Bekenntnis für eine entsprechende Unterstützung für den Spitzensport.

Schon zu Zeiten des FC  Tirols waren die Infrastrukturkosten ein Thema. Wieso gelingt es in Innsbruck nicht, wie in anderen Städten, eine nachhaltige Lösung in der Stadionfrage zu erzielen?

Das ist in erster Linie eine politische Frage. Man hat in Innsbruck ein ganz ein kompliziertes System mit der Olympiaworld (Anm.: Sportstättenbetreiber,  größtenteils im Besitz der Stadt Innsbruck und Land Tirol), die offiziell der Vermieter des Tivoli-Stadions ist und nichts mit dem Sport zu tun hat. Normalerweise sollte das Tivoli-Stadion, wie alle anderen Fußballplätze, dem Sportamt unterstellt sein, geht aber von Seiten der Gemeinde aus steuerlichen Gründen, so wird gesagt, nicht. Und dadurch hast du ein Problem, weil die Olympiaworld Gewinne machen muss und natürlich dementsprechende Vorschreibungen macht. Das betrifft nicht nur den Fußball, sondern auch andere Sportarten. Da fehlt der politische Druck und das Verständnis dafür.

Der Rücktritt von Obmann Gerhard Stocker im Jahr 2008, dessen Ära die Anfangsjahre der neuen Wacker geprägt hat, wird nur knapp behandelt. Wären die Umstände seines Rücktritts nicht einer ausführlicheren Schilderung würdig gewesen?

Auf alle Fälle. Sowohl das Thema Vorstand ab 2002 mit den verschiedenen Strömungen als auch die Entwicklung der Fanszene fehlen. Da bin ich etwas im Zwiespalt gewesen. Ich wollte ein Buch machen, das nicht zu dick ist und auch den neuen Fan, der vor kurzem dazugekommen ist, interessieren kann. Andererseits wollte ich dem Jahr 2013 auch nicht zu weit vorgreifen, da es bereits Ideen gibt, die 100-jährige Geschichte von Wacker Innsbruck sehr umfassend aufzuarbeiten.

Link: www.ballesterer.at

Das Interview führte Clemens Schotola

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Autor: Redaktion tivoli12

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