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Robert Martini im Interview

In unregelmäßigen Abständen stellt euch das tivoli12 magazin die Trainerteams, Kapitäninnen, Betreuer und Spielerinnen der beiden Damenteams ein wenig näher vorstellen, um allen Mitgliedern der Wacker-Familie gerecht zu werden. Wir hoffen, damit auch noch mehr Fans für den Damen-Fußball zu  begeistern und so den Akteurinnen auf dem Rasen langsam aber sicher einen echten Heimvorteil in Innsbruck sichern zu können. Diesmal möchten wir euch den Trainer des Damenteams der Bundesliga Robert Martini näher vorstellen und ihm allgemeine und aktuelle Fragen stellen:

Robert Martini

Der 37 Jahre alte Hauptschullehrer, der auch an der pädagogischen Hochschule tätig ist, entspannt sich in seiner Freizeit mit Malen und der Familie. Besondere Freude bereitet da natürlich das noch nicht einmal ein Jahr alte Söhnchen. Als seine hervorstechenden Eigenschaften sieht er selbst Konsequenz, Verlässlichkeit, Genauigkeit, aber auch Ungeduld und manchmal zu großer Ehrgeiz. Als Trainer folgt er nicht einem speziellen Vorbild, sondern sucht sich von den verschiedensten Persönlichkeiten Anregungen positiver und negativer Natur. In der Betreuer-Laufbahn reicht seine Erfahrung von verschiedenen Nachwuchsmannschaften bis in die Bundesliga.

Wie bist du zum Trainerjob des Damenteams des FC Wacker Innsbruck gekommen?

Ich wurde im Frühjahr 2008 von Seiten der Damenabteilung gefragt, ob ich die Landesliga – Mannschaft ab der Saison 2008/2009 übernehmen möchte. Später habe ich das Bundesliga-Team übernommen.

Macht es einen Unterschied ein Damen-, Herren- oder Nachwuchsteam zu betreuen?

Da gibt es auf jeden Fall Unterschiede: Bei Kampfmannschaften fällt die Elternarbeit weg. In der Nachwuchsbetreuung sind Ergebnisse Nebensache, die reine Entwicklung zählt. Im Unterschied sind bei Kampfmannschaften die Ergebnisse im Vordergrund, aber auch die Entwicklung ist sehr wichtig. Diese Kombination ist nicht immer einfach zu erfüllen. Gruppendynamische Probleme gibt es in jeder Mannschaft, unabhängig von Geschlecht und Alter.

Im Gegensatz zu den Herren spielen die Damen in allen österreichischen Ligen als Amateure. Warum hat der Damen-Fußball bei uns im Vergleich zu anderen europäischen Ländern einen so geringen Stellenwert?

Dieses Problem geht mit Sicherheit vom ÖFB aus. Wenn man sich hier mit Deutschland vergleicht, wo der Frauenfußball mittlerweile einen sehr hohen Stellenwert hat, fällt auf, dass der deutsche Präsident fast bei jedem Event der Damen präsent ist oder fast bei jedem Interview auch die Frauen erwähnt, so vermisse ich dies bei unserem Präsidenten und den obersten Gremien total. Dadurch ist auch eine effektive Medienarbeit für die Basis sehr schwierig. Ebenso vermisse ich auch noch seitens des Tiroler Fußballverbandes die Anerkennung, die den Frauen zustehen würde. Dies spüren wir zum Beispiel immer wieder bei Platzeinteilungen für Spiele oder bei Schiedsrichterbesetzungen. So musste unsere zweite Mannschaft (zweithöchste österreichische Liga) einmal sogar einem Spiel zweier Firmenmannschaften weichen (kein Scherz!). Oder ich finde es beschämend, dass Schiedsrichter manchmal nicht einmal wissen, nach welchen Regeln wir spielen. Hier sollte vielleicht auch seitens des TFV mehr unternommen werden. Vielleicht gibt uns die WM in Deutschland nächstes Jahr neue Impulse, schließlich könnte es auch sein, dass Nationalmannschaften in Tirol ihre Vorbereitung absolvieren.

Wie oft trainiert das schwarz-grüne Damenteam wöchentlich unter eurer Leitung während des Meisterschaftsbetriebes? (Anmerkung: Mag. Stephan Glöckner ist seit dieser Saison der neue Co-Trainer)

Während der Meisterschaft trainieren wir dreimal, in der Vorbereitung viermal pro Woche.

Wie teilt ihr euch die verschiedenen Aufgaben im Training, während eines Spieles?

Wir planen jedes Training gemeinsam, wobei wir nicht auf Themen spezialisiert sind, sondern auch die Themenbereiche abwechseln. Während der Spiele ist es bei uns nicht erlaubt, dass beide in der Coachingzone stehen dürfen. Deshalb obliegt mir das aktive Betreuen, allerdings halte ich ständig Rücksprache mit Stephan. Außerdem würde ich es nicht aushalten, 90 Minuten zu sitzen!

Welche Ziele verfolgt ihr mit euren Damen?

Wir möchten eine Basis schaffen, die noch einige Jahre hält. Wir gehen den Tiroler Weg, um den fußballspielenden Mädchen eine Perspektive zu geben. Denn es gibt in Tirol sehr viele wirklich gut spielende Mädchen bzw. Frauen. Damit ist aber auch klar, dass wir durch den Neuaufbau nicht rein ergebnisorientiert sein können, sondern auch sehr auf die Entwicklung bedacht sind. Unsere zweite Mannschaft leistet diesbezüglich mit ihrem Trainerteam hervorragende Arbeit. Unser Ziel ist es, in zwei bis drei Jahren in Österreich ganz konkret um den Titel mitspielen zu können!

Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen den beiden Damenteams?

Die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut. Wäre dies nicht der Fall, wäre unser Projekt auch zum Scheitern verurteilt bzw. sinnlos. Eine zweite Mannschaft hat den Sinn, Spielerinnen zu entwickeln und Spielerinnen aus der ersten Mannschaft, die z. B. verletzt waren, Spielpraxis zu ermöglichen. Ich glaube, man kann sagen, dass alle Spielerinnen an einem – und zwar demselben – Strang ziehen.

In welche Richtung wird deiner Meinung nach die Entwicklung des österreichischen Damen-Klubfußballs gehen?

Ich bin guter Hoffnung, dass die Entwicklung nach oben geht. Mit Johannes Uhlig ist nun ein Mann in den Reihen der ÖFB – Frauenabteilung, der das Gefühl vermittelt, sich für den Frauenfußball ernsthaft einzusetzen. Wenn er seinen Idealismus beibehält, könnte er sicherlich viel Positives bewirken!

Schlägt dein Herz ausschließlich für den Damenbereich oder interessiert du dich auch für die Herrenabteilung des FC Wacker Innsbruck?

Mein Fußballer – Herz schlägt für den FC Wacker Innsbruck. Das beinhaltet neben den Damen aber natürlich auch die beiden Herrenmannschaften und die gesamte Nachwuchsabteilung!

Verfolgst du auch die Bundesligaspiele der Herrenkampfmannschaft?

Selbstverständlich verfolge ich die Meisterschaft unserer Profimannschaft. Ich kann zwar nicht bei jedem Spiel live dabei sein, doch wenn es irgendwie möglich ist, bin ich im Tivoli.

Erhält man dadurch als Trainer Anregungen? Kann man sich „Taktik oder Disziplin“ für das Damenteams „abschauen“?

Als Trainer kann und sollte man sich immer weiterbilden. Dabei sind natürlich Spiele in Bezug auf Taktik die beste Möglichkeit dazu. Allerdings gilt das nicht nur für Spiele von Profimannschaften, sondern jedes Fußballspiel bietet hierfür die Chance. Weiters ist es sehr interessant, sich mit Trainern auszutauschen. Denn dadurch erhält man stets neue Sichtweisen und Perspektiven.

Wie bist du mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden? Welche Ziele sollten in diesem Spieljahr erreicht werden?

Mit dem bisherigen Saisonverlauf bin ich nur teilweise zufrieden. Unser Ziel war, einen gesicherten Mittelfeldplatz zu erreichen. Im Moment sind wir Vierter. Also könnte ich zufrieden sein. Allerdings haben wir sicherlich zu wenige Punkte erreicht. Die Spiele gegen Hof und Ardagger schmerzen noch immer. Hier haben wir 5 Punkte liegen gelassen. Dann kommt noch hinzu, dass heuer seit Jahren wieder mit Hin- und Rückrunde, also ohne Oberen- und Unterem Playoff, gespielt wird. Dadurch dürften die ersten drei Ränge nicht mehr zu erreichen sein. Trotzdem finde ich diese Regelung aus sportlicher Sicht für viel sinnvoller. Zufrieden bin ich mit der Entwicklung der Mannschaft. Wir bauen sehr viele neue Spielerinnen ein. Dies benötigt halt Zeit und die nehmen wir uns auch. Wir haben nun eine meiner Meinung nach wirklich gute Mischung aus routinierten Spielerinnen, die Führungsrollen einnehmen, und noch unerfahreneren Mädchen, die sich im Rahmen der Mannschaft entwickeln werden. Beide Bereiche sind sehr wichtig, um eine Mannschaft für die Zukunft aufbauen zu können.
Wir möchten heuer noch näher an die ersten drei herankommen und im Cup zumindest das Halbfinale erreichen. Hierzu müssen wir im Viertelfinale am 12. März Ardagger auswärts besiegen.

Sind Änderungen im aktuellen Spielerinnenkader geplant?

Wir werden im Kalenderjahr 2011 noch die eine oder andere Tiroler Spielerin zu uns holen. Allerdings werden diese im Kader der zweiten Mannschaft stehen. Ob wir Abgänge haben werden, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Allerdings hoffe ich sehr stark, dass uns alle erhalten bleiben. Leider hat Sonja Paffeneder ihre aktive Karriere beendet. Sonst wird es im Winter wahrscheinlich keine Wechsel geben.

Für die restliche Vorbereitung und die anstehende Frühjahrsmeisterschaft sowie den Cup wünschen wir „deinen Damen“ und dem übrigen Betreuerteam viel Erfolg, keine Verletzungssorgen, das nötige Spielglück.

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Autor: Heidi Roznovsky

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