Die „Weana“ kommen
FC Wacker Innsbruck gegen den SK Rapid Wien, das wahrscheinlich traditionsreichste Duell am Tivoli. Schon kurz nach dem Aufstieg 1964 konnten die Schwarz-Grünen den ersten Erfolg am Tivoli über den selbsternannten Rekordmeister feiern. In der zweiten Runde der Saison 1964/65 erzielte Prantl schon in der dritten Minute den entscheidenden Treffer über die Grün-Weißen. Vor sagenhaften 16.000 Zuschauern. Kein Dach über den Kopf (ausgenommen Haupttribüne) und die Tribünen nicht so hoch, wie wir sie noch vom legendären Areal in Erinnerung haben und da drängten sich damals schon über 16.000 hinein. Heute kaum vorstellbar.
Zwei Jahre später waren die Innsbrucker ihrem ersten Meistertitel verdammt nahe. In der letzten Runde musste man fünf Tore gegen Schwarz-Weiß Bregenz schießen und man könnte die Hütteldorfer noch einholen. Fünf Tore hat man geschossen, aber leider auch eines bekommen. Das war´s, der Meisterteller ging nach Wien.
Legendär auch die Duelle in den siebziger und achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Speziell in den Siebzigern ging der FC Wacker da des Öfteren als Sieger hervor. Die Rapidler aber waren es auch, die die ersten „Gäste“ mit aufs Tivoli brachten. Angenehme Zeitgenossen, die schon nicht ganz trittsicher ankamen (die ungewohnte Tiroler Bergwelt dürfte daran keine Schuld gehabt haben) und ein nicht geringer Teil davon, das Spiel auf der Wiesen hinter der Osttribüne dann ganz einfach verschlief. Abtrennungen gab es keine. Jene Zuschauer, die in der Pause von der Südtribüne zur Nordtribüne wanderten, um das Spiel der Ihren wieder auf sich zukommen zu sehen, mussten an den Gästen vorbei. Zwar war das gegen Rapid selten der Fall, da das Stadion meistens rappelvoll gewesen ist, aber das gab es.
Wer erinnert sich nicht dran, als Hansi K. von den Massen am Tivoli gnadenlos ausgepfiffen wurde, er danach leider zu oft seine Faust in gewohnter Manier in die Höhe streckte. Die legendären Duelle mit Antonin Panenka und Co. Das war immer Fußball vom Feinsten. In den Achtzigern gab es anfangs nichts zu lachen für uns Innsbrucker. Meistens hieß der Sieger Rapid. Bis dann Ex-Rapid-Legende Ernst Happel das Zepter am Tivoli übernahm. Da liefen die damals (leider) Blau-Weißen gerade gegen die Wiener Spitzenklubs zu ihrer Hochform auf.
Mit dabei ein gewisser Peter Pacult auf Innsbrucker Seite. Sympathisch, gradlinig und ein Schlitzohr war er damals, der noch immer Rekordtorschütze in Innsbruck ist, der Peter. Auch in Deutschland war er sehr erfolgreich. 2006 kehrte er als Trainer zu seinen Rapidlern zurück auf die Trainerbank. War mitverantwortlich, dass die Grün-Weißen in den letzten Jahren zu einem echten Kultklub in Österreich aufgestiegen sind. Holte einen Meistertitel und tolle Europacuperfolge nach Wien. Außerdem war er neben Körner der längst dienende Trainer der Hüttedorfer. Statt sich seines verdienten Erfolges zu freuen, wurde er immer mürrischer und schaffte es, den wahrscheinlich ehrlosesten Abgang vom Verein zu provozieren, den je ein Trainer in Österreich zu Stande gebracht hat
Des einen Leid, des anderen Freud. Nun darf Zocki Barisic sein Debüt am Tivoli geben. Die Aufgabe gegen die Wiener zu bestehen, wird für uns damit nicht leichter werden. Zocki, der Spaßvogel, wird neuen Schwung in sein Team bringen. Auf die Menschen zuzugehen, das war auch schon in seiner Tiroler Zeit eine Stärke von ihm. In Zeiten als manch einheimischer Spieler die Nase in den Wolken trug, war sich Zocki nie zu schade in Kontakt mit den Fans zu treten. Ich wünsche unserem ehemaligen Freistoßgott und Publikumsliebling alles Glück dieser Erde – aber nur nicht gegen uns. Wenigstens wird er sicher nicht kurz vor Schluss zu einem seiner berühmtberüchtigten Freistöße antreten, die er in schöner Regelmäßigkeit zuerst gegen Schwarz-Grün, dann für Innsbruck verwandelte.
Es wird im jeden Fall eine spannende Sache. Die schwarz-grüne Anhängerschaft darf sich auf das Spiel freuen. Wenn es schief geht, geht die Welt für uns nicht unter. Aber es wäre zu schön, um wahr zu sein.