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Oh, du mein armes Salzburg

Salzburg ist unsere kürzeste Auswärtsreise überhaupt. Mit dem Bus knapp zwei Stunden, mit dem Auto noch weniger. Da haben uns die Salzburger etwas voraus. Da Vorarlberg nicht mehr in der Liga vertreten ist, kommen sie bei jeder Auswärtsfahrt in den Genuss, zwei Stunden eher am Ziel zu sein als die Unseren. Trotzdem kommt der Regionalligist Austria Salzburg mit mehr Leuten nach Tirol, als unser Meister auswärts vertreten ist. Schwach sage ich nur, was das Dosenimperium da zusammenbringt. Kein Wunder, wenn man mit eigenen Fans auch so umgehen sollte, wie sie es mit ihren Gästen im „Rindviecherstall“ tun…

Da werden schon Familien und „normale“ Stadionbesucher behandelt, wie die schlimmsten Ultras der Kategorie C: Akribisch genau durchsucht. Gürtel und Handys werden zum Teil abgenommen. Sogar ein I-phone ist nicht zulässig, da es als Wurfgeschoß verwendet werden könnte. Wer macht denn sowas? Was aber am schlimmsten ist, ist der Umgangston der Ordner, wo man darauf hingewiesen wird, was die Herren nicht dulden. Rau und unfreundlich.
Da werden Gruppen, teilweise Frauen samt Kindern mit wackeren Utensilien Sitzplatzkarten verweigert und erst nach langem Verhandeln doch ausgegeben – mit der Auflage schwarz-grüne Leibchen und Schals in den Autos zu lassen. Im Sektor angekommen, siehe da, waren genügend wackere Fans in Schwarz-Grün… Mitgliederbetreuer Andre Häberlein war es zu verdanken, dass besagte Personen doch noch in ihren geliebten Fanutensilien ihren Lieblingen zujubeln konnten.

Zurück zum I-phone. Das musste ja abgegeben werden. Ist schon gefährlich, so ein teures Wurfgeschoß. Passiert im Herbst beim 0:4 der Salzburger und da das Ergebnis kurz vor Spielschluss ohnehin klar war, wollte man das Handy vor dem Ende abholen. Nichts da, die Türen wurden ihnen vor der Nase zugeknallt. Mit dem Hinweis auf ein Sicherheitsrisiko half kein Diskutieren. Es wurde sogar mit Polizeieinsatz gedroht!
Es wäre vielleicht gescheiter gewesen, sich in den Sektoren die halbstündige gesangliche dritte Halbzeit der schwarz-grünen Fans anzusehen und sich diesen Ärger zu ersparen. Auch hat es heuer die Mannschaft verdient, dass man sie sogar bei einem 0:4 noch feiert, aufbaut und gebührend verabschiedet…

Den Vogel hat das Dosenimperium aber beim letzten Spiel abgeschossen! Extra zu diesem Spiel reiste ein Bus mit vier Personen mit besonderen Bedürfnissen samt Begleitpersonen an: drei Personen im Rollstuhl und ein Mann mit geistiger und körperlicher Beeinträchtigung. Am Kassenschalter wurde ihnen nach längerer Diskussion mitgeteilt, dass nur die Rollstuhlfahrer samt Begleitperson gratis ins Stadion dürften. Der Mann (Klaus) aber müsste eine ermäßigte Karte kaufen und seine unbedingt benötigte Begleitperson gilt als Vollzahler, da er ja „nur“ eine normale Behinderung aufwies. Was ist das und was soll das? Dabei steht im Behindertenausweis, dass Klaus eine Begleitperson benötigt. In Innsbruck gibt es solche Probleme nicht. Schon beeinträchtige Menschen auch noch 41 Euro aus der Tasche zu ziehen: Oh, du mein armes Bullenimperium, wenn du es so nötig hast…

Dass dieser Tag für diese Menschen trotzdem ein voller Erfolg wurde, ist den Fans des FC Wacker Innsbruck zu verdanken, welche reihenweise mit ihnen abgeklatscht und gesungen haben. Und natürlich der Mannschaft, welche mit einem Sieg über die Millionäre alle begeisterte. Noch einmal erwähnen möchte ich, dass auch ein Bus mit Kindern und ihren Eltern bei dem Spiel anwesend waren, die schon am Tag vor dem Spiel, einen wunderschönen Nachmittag mit ihren Vorbildern verbrachten. Danke an Andre und seinen Helferlein für diese tolle Geste. Ich wünsche mir nämlich, dass in Zukunft die Kids in Dressen von Schreter, Abraham und Co herumlaufen und nicht irgendwelche „Messis“ und „Roonys“ zu sehen sind. So schafft man das und nur so. Bravo!

Abschließend möchte ich sagen, dass man mit solchen Vorfällen sicherlich NICHT zur Deeskalation auf unseren Fußballplätzen beiträgt. Da fühlen sich nicht nur Ultras ungerecht behandelt, sondern da werden alle in einen Topf geworfen und kräftig umgerührt. Was will man damit erreichen, oder will man eigentlich irgendetwas erreichen? Wenn ich mir die „Zwischenfälle“ Woche für Woche in unseren Stadien so ansehe, bezweifle ich das schön langsam. Verlierer ist der Fußball.

Dem FC Wacker Innsbruck möchte ich ans Herz legen, Klaus doch einfach einmal auf einen wunderschönen Tag einzuladen. Als Wiedergutmachung, wenn schon Red Bull kein Herz zeigt…

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Autor: Rudolf Tilg

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