Zahlen, nichts als Zahlen… und am Ende die Lizenz?
Viel war und ist in den lokalen Medien zu lesen, wenn der FC Wacker Innsbruck der Öffentlichkeit seine aktuelle Finanzlage darlegt. Jetzt steht die Entscheidung über die Lizenz vor der Tür. Ob des negativen Vorzeichens auf der Habenseite entspinnt sich schnell ein munteres Dreinschlagen auf die Vereinsverantwortlichen. Eine nüchterne Analyse der vergangenen beiden Jahre nach dem Abstieg zeigt Obmann Plattners vielbeschworene „Altlasten“. Ob die Lizenz für die nächste Saison in Gefahr ist wird sich am Freitag weisen…
Am Anfang war der Abstieg
Stunde Null für den FC Wacker Innsbruck: Am 20.04.2008 besiegelt ein glattes 0:5 gegen den SV Mattersburg das Kapitel „Rückkehr in die Bundesliga“ und wirft den Tiroler Traditionsverein zurück in die Erste Liga, wo mit Wiener Neustadt und Admira bereits zwei extrem starke Konkurrenten um den Aufstieg warten. Trotz des sportlichen Niedergangs stimmt aber zumindest das Konto, Wacker verlässt mit einem kleinen Plus auf diesem die Bundesliga. Dieses Faktum war zu einem Großteil einer Finanzspritze von 1,6 Millionen Euro der öffentlichen Hand zu verdanken, die dafür mehr Mitsprache im Verein erhielt und zustimmte, als ein Gutteil der Zusatzeinnahmen direkt in (am Ende nutzlose) Neuerwerbungen gesteckt wurde. Nicht unbeachtet bleiben sollte an dieser Stelle jedoch auch die Tatsache, dass es sich bei der überwiesenen Summe lediglich um eine in den Jahren zuvor bereits zugesagte und entsprechend budgetierte Infrastrukturunterstützung handelte, die gesammelt für die vergangen Jahre ausbezahlt wurde.
Alarm nach einem Jahr Erste Liga
Ein Jahr später: Das kleine Plus am Wackerkonto hat sich in ein dickes Minus verwandelt. Ganze 850.000 Euro Abgang verzeichnet der FC Wacker Innsbruck in der Saison 2008/09, der sofortige Wiederaufstieg wird denkbar knapp verpasst – die künstlich hochgezüchtete Kickertruppe aus Wiener Neustadt hat am Ende doch die Nase vorn. Noch ein Jahr Erste Liga steht an, der Wackervorstand kündigt Einsparungen an und verspricht, langfristig am Abbau des neu angehäuften Fehlbetrages am Konto zu arbeiten. Klar ist zu diesem Zeitpunkt eines: Noch ist nur das Image des FC Wacker Innsbruck angeknackst, eine weitere Saisonbilanz dieser Art würde dann aber wirklich an die Substanz des Vereins gehen.
Alles neu im zweiten Jahr?
Wir kennen den Fortgang der Geschichte: Wacker Innsbruck besiegelt mit einem triumphalen Sieg in Pasching die Rückkehr in die Bundesliga – sportlich ist also alles wieder im Lot. Nur zu welchem Preis? Auch im zweiten Jahr verzeichnete Wacker ein enormes Defizit. 500.000 Euro Abgang steht am Ende unter dem Strich der Saisonbilanz 2009/10, das „negative Eigenkapital“ ist somit binnen nur zwei Saisonen auf stattliche 1,2 Millionen Euro angewachsen. Wo waren die angekündigten Sparmaßnahmen des Vorstandes geblieben? Teils waren diese auch durchaus vorhanden: Bei Personal- und Materialkosten konnten jeweils etwa 100.000 Euro gespart werden, zusätzlich gab es Zuschauermehreinnahmen von etwa 500.000 Euro. Bei Sponsoren, Übertragungsrechten und Transfereinnahmen tat sich hingegen nur wenig. Mit diesen Mehreinnahmen allein hätte Wacker einigermaßen am Nulldefizit gekratzt, es sollte jedoch ganz anders kommen: Mehrausgaben für Transfers im Ausmaß von 100.000 Euro und Mehrkosten für die Stadionnutzung von 175.000 Euro, die damit die Millionenmarke endgültig durchbrachen, fraßen einen Großteil der Einsparungen wieder auf. Ist der Vorstand also von der Verantwortung freizusprechen, es wäre schließlich auch im besten Fall – wenn überhaupt – eine runde Null zum Saisonende geworden? Die Vereinsmitglieder waren sich auf der letzten Blitz-Generalversammlung offenbar einig: Es gab keine weiteren Fragen und Kommentare zur Bilanz. Trotzdem stellt sich dem kritischen Betrachter der Zahlen eine Frage: Wie hätte der FC Wacker Innsbruck eine weitere Saison in Liga zwei mit weiterem Defizit verkraften können? Vermutlich gar nicht – er kann einfach nur von Glück sprechen, dass der Aufstieg noch irgendwie fixiert wurde.
Bundesliga-Mehreinnahmen schon verplant?
Unklar ist nun auch die weitere Strategie der Vereinsverantwortlichen. Wacker schleppt Altlasten von 1,2 Millionen Euro zur sichtlichen Freude einiger Printmedien mit sich herum; Mehreinnahmen durch den Bundesliga-Aufstieg kommen also zur Budgetsanierung sehr gelegen. Wie werden diese jedoch eingesetzt? Um aufbauend auf Zahlen der letzten Saison endlich am Ende der Saison eine Null stehen zu haben, müssen 500.000 Euro der Zusatzeinnahmen gespart werden. Von Schuldenabbau ist da jedoch noch keine Spur – eine Reduktion der Altlasten beginnt erst dann. Ist ein Abbau der Altlasten in Millionenhöhe bei einem Gesamtbudget der letzten Saison von etwa fünf Millionen Euro überhaupt möglich? Ganz einfach: Er muss möglich sein – die finanzielle Konsolidierung des Gesamtvereins muss das erste Anliegen aller Verantwortlichen des FC Wacker Innsbruck sein. Der ohnehin bereits wieder angeknackste Finanz-Ruf des Tiroler Traditionsvereins muss schnellstmöglich in Stand gesetzt werden und nach meinem Geschmack diesmal am besten ohne Hilfe der öffentlichen Hand. Aufgabe der öffentlichen Hand ist es, Rahmenbedingungen zu garantieren, in denen Profifußball in Tirol möglich ist – wenn es die Wacker-Verantwortlichen jedoch nicht schaffen, mit dem zur Verfügung stehenden Budget zu haushalten, kann es für mich nur eine Konsequenz geben: Radikal beim Profikader einsparen, im Zweifelsfall auf den eigenen Nachwuchs vertrauen und im schlimmsten Fall auch den sportlichen Abstieg hinnehmen. Der drohenden Finanzkatastrophe war und ist der FC Wacker Innsbruck offenbar näher als einige wahrhaben wollen.
Kommt die Lizenz?
Ein beinahe optimaler Saisonverlauf mit einem mehr als beachtlichen Zuschauerschnitt von 10.000 Besuchern, Transfererlöse nach dem Abgang von Koch in sechstelliger Höhe und trotzdem wird es eng wenigstens dieses Jahr mit einer schwarzen Null abzuschließen. Man muss sich fragen, wie der Vorstand des FC Wacker Innsbruck argumentieren würde, wären diese Zusatzeinnahmen nicht in die Vereinskasse geflossen, denn Großsponsoren wurden keine gefunden. Die Budgetplanung muss sichtlich hinterfragt werden. Nun steht die Lizenzvergabe vor der Tür. Wenn der Erfolg einer Mannschaft am Tabellenplatz abzulesen ist, so ist der Erfolg des Vorstands am Erhalt der Lizenz zu erkennen. Sehr gelassen wird auf Freitag gewartet, dem Tag an dem das entscheidende Fax eintreffen wird, denn die Bundesliga hat keine weiteren Unterlagen angefordert. Eigentlich ein gutes Zeichen. Obmann Plattner und Clubmanagementleiter Schwaninger versprühen Optimismus, wenngleich man vor „Überraschungen“ nie gefeit ist. Wirklich wundern dürfte man sich so oder so nicht – kommt die Lizenz, oder kommt sie nicht?