Das Glashaus, das keines mehr ist
Man sagt, Entschlossenheit im größten Unglück sei der erste Schritt zur Besserung. Ein Synonym, das derzeit auch gut auf den FC Wacker Innsbruck umgemünzt werden könnte. Den vielen Fans bleibt mittlerweile nichts anderes übrig, als mit Support und Stimmung eben jene Entschlossenheit am Leben zu halten, die möglicherweise das Unvermeidliche doch noch zu verdrängen vermag. So sehr der Einzelne den Aussagen des Obmanns, der Geschäftsstelle oder anderen Vereinsverantwortlichen Glauben schenken mag, bleibt am Ende nichts anderes als Hilflosigkeit. Da helfen auch die warmen Worte von Georg Pangl wenig. Was mag in jenen Fans und Mitgliedern vorgehen, die Schwarz-Grün seit Jahren und Jahrzehnten im Herzen tragen, schon so viel erlebt haben und seit Monaten mit so tollen Erlebnissen im Stadion für so vieles entschädigt wurden? Es ist, als ob jemand aus einem Rausch mit einem deftigen Kater wieder aufwacht.
Apropos „Aufwachen“: Auch der Autor dieser Zeilen kommt seit jenem 29. April schlecht zur Ruhe und jedes Mal beim Aufstehen schießen ihm wieder die gleichen Gedanken in den Kopf. Warum musste es soweit kommen? Was ist so schwer daran, dass gemeinsam an einer guten Zukunft für unseren Wacker gearbeitet wird? Und warum schafft man es nicht, zumindest gegenüber den Mitgliedern die notwendige Transparenz zu zeigen? Viel Vertrauen wurde zu Beginn dieser Saison investiert, sie verlief sportlich erfolgreich und versprach angesichts guter Zuschauerzahlen und unerwarteter Transfererlöse tatsächlich einen Abbau der Altlasten. Das operative Geschäft hat also nahezu alles umgesetzt, was in der Generalversammlung 2010 gefordert wurde – Besserung ist nicht eingetreten. Wie soll aus einer solchen Situation heraus neues Vertrauen erwachsen? Wie kann man sich nach außen wieder präsentieren, wie es ein Wacker Innsbruck verdient?
Einst wurde unter Gerhard Stocker der gläserne Verein propagiert; nie mehr sollten öffentlich Fragen zum Budget und dessen potentielle Nichdeckung unbeantwortet bleiben. Ehrlichkeit sollte den Fluch der FC Tirol Pleite, der seither über dem Tiroler Fußball schwebt, vergessen machen. Doch die Entwicklung war eine andere: Aus dem einstmaligen Glashaus wurde eine düstere Burg. bei der niemand weiß, was hinter den Mauern passiert und nur ab und zu ein kleiner, meist nicht erfreulicher Anblick über die Medien gewährt wird.
Mir selbst liegt unheimlich viel an diesem Verein, auch wenn ich selten vor Ort sein kann. Wie muss es dann aber erst jenen Fans gehen, die alles jeden Tag mitmachen müssen? Was ist mit all jenen, die sich in Fanclubs engagieren, kreativ neue Choreographien entwickeln und denen kein Kilometer zu weit ist für unseren Wacker Innsbruck? Wie steht es mit den vielen Ehrenamtlichen in und um den Verein, die sich jeden Tag in der Woche für den FCW aufopfern? Soll all diese investierte Energie sinnlos gewesen sein? Glauben kann man es nicht – und das hält noch die Hoffnung auf ein gutes Ende aufrecht.
Nach dem Lizenzierungsverfahren ist nichts mehr so, wie es einmal war. Ob aus dem GAU nun auch ein Super-GAU wird, wissen wir erst am 14. Mai. Ich möchte auf jeden Fall nicht, dass es gegen den LASK das letzte Heimspiel in der Bundesliga gegeben hat.