Der Traum von Europa
Die Meisterschaft war zu Beginn des letzten Viertels spannend wie selten zu vor. Die Austria aus Wien führte mit 49 Punkten die Tabelle an, dahinter lauerte Sturm Graz mit drei Punkten Rückstand. Salzburg hatte 44 Punkte auf ihrem Konto, Ried 43 und sowohl Rapid als auch Magna Wiener Neustadt 42. Wacker Innsbruck war noch mit 39 Zählern in Schlagdistanz zu einem Europacupplatz. Das tivoli12 magazin blickt nochmals auf den Endspurt zurück.
Premiere
Eine Woche nach dem fulminanten Unentschieden in Niederösterreich fand das Rückspiel am Tivoli statt. Wacker Innsbruck hatte die große Chance mit einem Sieg die Wiener Neustädter in der Tabelle zu überholen. So weit, so gut, nur gelang in den bisherigen Spielen kein voller Erfolg gegen die Niederösterreicher. Die Innsbrucker wollten diese Bilanz von Beginn an ändern und marschierten munter nach vorne. Die Gäste versteckten sich keineswegs und waren stets gefährlich in ihren Angriffen. In Minute 39 nahm Schreter sich ein Herz und zog aus 30 Metern ab. Fornezzi konnte den Ball kurz abprallen lassen, war aber gegen den Nachschuss von Miran Burgic machtlos. Nach dem Pausentee versuchten die Wiener Neustädter die Partie herumzureißen, am Ende sogar mit der Brechstange. Doch die Innsbrucker Abwehr mit Harald Planer, der den verletzten Grünwald ersetzte, im Tor ließ nichts anbrennen. Der erste volle Erfolg brachte Wacker Innsbruck den sechsten Tabellenplatz ein.
Ein kleiner Dämpfer
Eine Woche später kam der punktgleiche Tabellennachbar aus Wien Hütteldorf auf das Tivoli. Die Rapidler hatten in der Woche vor dem Spiel Trainer Pacult gefeuert. Der ehemalige Innsbruck-Spieler Zoran Barisic übernahm den Trainersessel. Er sollte eine positive Premiere als Cheftrainer feiern. Schon nach zehn Minuten zeigte Schiedsrichter Drachta nach einem Zweikampf im Strafraum auf den Punkt, Salihi verwandelte sicher. Die Innsbrucker erholten sich davon im Laufe von Hälfte eins und erarbeiteten sich Chancen, die aber ungenutzt blieben. Nach 60 Minuten fiel die Entscheidung, als Drazan durch die Abwehr dribbelte und einschoss. Hofmann sorgte noch wenig später für das 3:0.
Grandiose Aufholjagd im Westderby
Das Spiel, das folgen sollte, wird noch länger in den Köpfen der schwarz-grünen Anhänger bleiben. Das vierte Westderby stand auf dem Programm. Nach neun Minuten hob Merino einen Freistoß gefühlvoll zum Tor, Burgic irritierte Keeper Gustafsson, Perstaller stand goldrichtig und schob unbedrängt ein. Das Gegentor wirkte als Initialzündung für die Hausherren. Auf einmal rollten Salzburger Angriffe auf Keeper Planer zu. Ebenfalls ein Freistoß brachte nach einem Dudic-Kopfball den Ausgleich. Zarate erhöhte wenig später auf 2:1. Die Mozartstädter hatten sogar noch die Möglichkeiten höher in Führung zu gehen, es blieb bei dem Ein-Tore-Vorsprung.
In Hälfte Zwei schlug Wacker Innsbruck in Minute 62 wie aus dem Nichts zu. Abermals kam ein Merino Freistoß in den Strafraum, wieder war Perstaller zur Stelle und es stand 2:2. Dann waren wohl einige Zuschauer verdutzt, denn der Aufsteiger spielte plötzlich Katz und Maus mit dem Meisterkandidaten. Zuerst ließen die Innsbrucker ihre Chancen liegen. Dann nahm sich Carlos Merino ein Herz, wagte ein Solo und schob den Ball, begleitet von zwei Gegenspielern, an Gustafsson vorbei. Innsbruck führte erneut. Salzburg versuchte noch einen Punkt zu holen, jedoch Bea und Co. ließen nichts anbrennen und feierten im vierten Spiel den ersten vollen Erfolg gegen Salzburg in dieser Saison.
Die Europaliga zum Greifen nahe
Nach dem Sieg im Westderby bekam die Euphorie und der Traum international zu spielen einen neuen Aufschwung. Kapfenberg sollte in diesem Höhenflug überflügelt werden. Doch man machte die Rechnung ohne den Wirt. Zunächst lief alles nach Plan, die Schwarz-Grünen hatten einen Angriff nach dem anderen. Erst mit dem letzten Angriff vor der Pause ging Wacker in Front, Julius Perstaller erhöhte mit einem abgefälschtem Schuss ins lange Eck sein Torkonto. Nach der Pausenbesprechung das gleiche Bild. Wacker im Vorwärtsgang. An diesem Tag war es wie verhext, das zweite Tor wollte einfach nicht gelingen. Und es kam noch bitterer: In Minute 93 traf Sencar zum Ausgleich.
Nach diesem Dämpfer ging es gegen Mattersburg. Gegen die Burgenländer hatten die Innsbrucker in dieser Saison noch nicht verloren. Die Lederer-Elf war im Abstiegskampf schon fast durch. An diesem Abend wollten sie das Wort fast streichen. Trotzdem erwischte Wacker Innsbruck den besseren Start, konnte aber seine Torchancen nicht verwerten. Die Tore fielen dann in Halbzeit Zwei. Spuller schoss den Ball zur Führung ein, Bürger erhöhte wenig später auf 2:0. Das Aufbäumen der Kogler-Elf währte nur kurz. Carlos Merino verwandelte einen Freistoß aus 30 Metern unter Mithilfe der Abwehr. Es blieb beim 1:2, der Traum von Europa war vorbei.
Bis zum Schluss im Meisterkampf
Wacker Innsbruck hatte alle Träume von einem internationalen Startplatz ausgeträumt, blieb aber dank der Auslosung bis zum Schluss im Titelrennen involviert. Zunächst kam Ried auf das Tivoli. Walter Kogler begann mit drei nominellen Stürmern. Das Offensivspektakel wurde anfangs nicht belohnt. Die Elf von Paul Gludovatz ging nach einer halben Stunde durch Reifeltshammer in Führung. Zwanzig Minuten vor Schluss wurde es im Tivoli Stadion noch einmal hektisch: Zuerst sah Marcel Schreter nach einem Foul die rote Karte, wenige Minuten später musste Pichler mit Gelb-Rot runter. Dies alles, nachdem in der zweiten Halbzeit einige strittige Abseits gegen den Tiroler Traditionsverein gepfiffen worden waren. Auf den Tribünen trat das Geschehen in den Hintergrund, da die Emotionen hochkochten und Schiedsrichter Harkam am Platz bunte Kartenspiele veranstaltete. So musste auch Schrammel wegen Verzögerung vorzeitig unter die Dusche. Trotzdem kämpfte die Kogler-Elf wacker weiter und kam zu Neunt noch zu einigen guten Chancen. Und die Innsbrucker wurden belohnt: Sie kämpften mit dem Mut der Verzweiflung, bis Tomas Abraham in der 92. Minute den Ball zu Marko Köfler brachte, der aus 20 Metern zum 1:1 verwertete.
Drei Runden vor Schluss musste die Kogler Elf ins Horr-Stadion zur Austria. Dass die Austria für einen möglichen Meistertitel einen Sieg brauchte, war der Antrieb, der von der ersten Minute der zweiten Halbzeit an die Violetten nach vorne peitschte. Tomas Abraham hatte in der 48 Minute die bis dato beste Chance des Spiels, als er nach einem Eckball volley aufs Tor schoss, der Ball ging aber knapp vorbei. Doch nur vier Minuten später musste Fabian Schumacher hinter sich greifen. Nach einem Zuspiel aus stark abseitsverdächtiger Position konnte Jun den Ball ins Tor schieben. Die Innsbrucker steckten bis zum Schluss nicht auf, konnten aber den wohl verdienten Ausgleich nicht realisieren.
Im letzten Spiel der Saison ging es nach Graz. Die Grazer konnten aus eigener Kraft Meister werden, sollten sie Wacker Innsbruck schlagen. Die Kogler-Elf wehrte sich mit dem letzten Aufgebot wie die Löwen. Den frühen Treffer von Ex-Innsbrucker Hölzl, glich Alexander Hauser nach einer Bergmann-Flanke mit dem Kopf aus. Lange stand es 1:1. Während die Ersatzspieler schon feierten, da die Austria gegen Salzburg zurück lag, schoss Muratovic den 2:1 Siegtreffer.
Der Abschied am Tivoli
In der vorletzten Runde gastierte der bereits abgestiegene LASK am Tivoli. Die Innsbrucker wollten sich gebührend von den Fans und dem Tivoli aus dieser Saison verabschieden. Von Beginn setzten sie ihr Vorhaben in die Tat um. Die Schachner-Elf konnte sich nur selten aus der eigenen Hälfte befreien. Nach dem Seitenwechsel schoss Ernst Öbster ein Tor der Marke Weltklasse. Außerhalb des Strafraums nahm er eine Flanke volley und donnerte den Ball ins Kreuzeck. Die Spieler machten in diesem Spiel Werbung in eigener Sache. Man darf sich auf die neue Saison freuen.
Damit schlagen wir das Kapitel Saison 2010/11 noch nicht ganz zu. Lesen Sie im letzten Teil was abseits der Meisterschaft passiert ist.