Falsche Signale
Dass der FC Wacker Innsbruck nicht auf finanziellen Rosen gebettet ist, ist seit der Neugründung als Spielgemeinschaft Wattens/Wacker 2002 eine unerfreuliche Tatsache. Als Mitgliederverein sollte nun nach einer der größten Pleiten alles anders werden. Nun steht der Verein nach dem neuerlichen Wiederaufstieg in die Bundesliga vor dem schwierigen zweiten Jahr der Bewährung.
Jammer statt Stolz
Vor einem Jahr befand sich der Verein, die sich neu formierende Mannschaft und das gesamte Umfeld in einer freudigen Aufbruchsstimmung, viele Fußballzuschauer in ganz Österreich freuten sich auf den Traditionsverein mit den vielen begeisterungsfähigen Fans. Von dieser Stimmung getragen, ließ sich die Mannschaft mitreißen, schwebte auf der Aufstiegswelle weiter und legt diesen sensationellen Start in der obersten Spielklasse hin. Statt diese positive Stimmung, die auch die steigenden Zuschauer- und Mitgliederzahlen belegen, zu nutzen und intensiv daran zu arbeiten, eine breitere finanzielle Basis zu schaffen, begannen bereits die ersten Diskussionen um gewinnbringende Transfers von Spielern.
Wochenlang wurde mit Austria Wien gerungen, die Zukunftsaktie Fabian Koch durch ein momentanes Machtwort des Obmanns kurzfristig gehalten. Schon dachte der wohl zu naive Beobachter, alles sei in Ordnung, denn der Vertrag des Spielers wurde bei Wacker verlängert. Aber in der Winterpause ging der Transfer rasch und diskussionslos über die Bühne. Zu sehr drückten schon wieder einmal die finanziellen Fesseln. Über den Erlös wurde, wie das oft üblich ist, Stillschweigen vereinbart. Zu viel dürfte aber nicht in die Kassa geflossen sein, denn die anstehende Lizensierung und die Generalversammlung warfen bereits ihre Schatten voraus und dem aufmerksamen Beobachter entging die Spannung und Nervosität nicht.
Gespenstische Ruhe statt Aufstand
Bei der Generalversammlung ließen die Mitglieder, denen zwar die unerfreuliche Situation bewusst war, den Vorstand „ungeschoren“. Aber welche Wahl blieb ihnen denn? Standen Alternativen zur Verfügung? Kennt irgendjemand interessierte finanzkräftige Persönlichkeiten, die sich in die Verantwortung begeben wollen und hinter dem FC Wacker Innsbruck stehen?
All diese Fragen müssen leider mit einem klaren Nein beantwortet werden. Der stressgeplagte Wackerfan zittert sich der Lizenzentscheidung entgegen. In erster Instanz durchgefallen: Über die Gründe und deren Darstellung wurde schon viel in Kommentaren und Leserbriefen geschrieben. Aber die nach außen dringenden Signale verschärfen die Situation noch weiter, langsam wird in „Fußball-Österreich“ über den Verein mitleidig gelächelt.
Lizenz, aber zu welchem Preis?
Hektisch werden Unterlagen herbeigeschafft, neue Abkommen eingegangen, die Liga überzeugt, aber einen neuen Sponsor sucht man nach wie vor vergebens auf der Homepage. Also stellt man sich die bange Frage, woher die neuen Geldmittel stammen und wie das Budget nun geplant ist. Nein, dunkle Machenschaften muss niemand vermuten. Es ist viel einfacher. Der Verein freut sich auf jeden Euro, den er einnehmen darf. Diese geradezu zynische Aufforderung an die Mitbewerber bleibt nicht ungehört. Die Bitten des wackeren Vorstandes werden schnell erhört. Der Kapitän zappelt im Netz der Austria aus Wien, der junge Verteidiger hängt an der grün-weißen Angel, der Mittelfeldspieler mit relativ wenig Einsatzminuten wandert in die Heimat zurück, auslaufende Verträge junger Spieler werden nicht verlängert – und schon hat man viele Kosten eingespart und ein wenig Geld aufs Konto bekommen. Die Kommunikation läuft zum Teil über die Zeitungen, weiß der Vorstand was die sportliche Führung vorhat und umgekehrt?
Banger Blick
Diesen wird jeder, der dem FC Wacker Innsbruck verbunden ist, bis 31. August auf die Homepage wohl täglich werfen, denn man stellt sich die Frage, welcher Spieler als nächstes gewinnbringend der Konkurrenz in den Rachen geworfen wird. Die anderen Bundesligamannschaften mit schwarz-grünen Spielern stärken, das eigene Team mit jedem Transfer schwächen. Toll ist das für die Gegner, aber nicht für das fanatische, kritische und erfolgsverwöhnte Publikum, das in der letzten Saison ins Tivoli gekommen ist. Einige wenige gewinnbringende Spieler hat der derzeitige kader sicherlich noch. Verraten werde ich das aber nicht, denn ein wenig Arbeit soll schon den Verantwortlichen bleiben. Sie werden schließlich dafür bezahlt, ich dagegen zerbreche mir den Kopf ehrenamtlich.
Noch mehr Sorgen machen sich auf der Stirn breit, denn neben der sportlichen Zukunft steht auch die des gesamten Vereins auf dem Spiel. Doch wer den Wacker wirklich liebt, der leidet seit Wochen, Monaten, Jahren und sogar Jahrzehnten. Und jetzt sei doch noch ein Hoffnungsschimmer da, es wird ihn immer geben – den geliebten Verein, aber die Signale müssen endlich in die richtige Richtung gelenkt werden, sonst verkümmert das schwarz-grüne Pflänzchen in den Fußballniederungen für viele Jahre – und wartet auf Besserung?