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Gesundschrumpfen in Schwarz-Grün

Die Wogen gehen wieder einmal hoch in der Wackerfamilie: Die Mitgliedschaft ruhend stellen, das Abo kündigen, den Vorstand rauswerfen – im Wackerforum geht es rund und der Grund dafür ist wie immer nicht der Sport, sondern das liebe Geld. Doch diesmal stehen die Vorzeichen genau verkehrt herum: Wacker schreibt nicht unerwartet neue rote Zahlen, sondern lukriert Zusatzeinnahmen aus Spielerverkäufen und saniert damit das aus den Vorsaisonen angeschlagene Vereinskonto. Bleibt eine Frage offen: Handelt es sich beim Sanierungskonzept des FC Wacker Innsbruck um ein kontrolliertes Gesundschrumpfen oder ein schmerzvolles Ausbluten des Vereins ohne Hoffnung auf ein Ende?

Die Abgänge unter der Lupe

Ganze sechs Abgänge verzeichnet der FC Wacker Innsbruck in der diesjährigen Sommerpause: Benjamin Pranters Wechsel zur WSG Wattens dürfte von allen Abgängen den geringsten Einfluss auf die Kampfmannschaft haben: Das langzeitverletzte Talent brachte es im Vorjahr nämlich auf lediglich zwei Bundesligaeinsätze. Auf der Torhüterposition verließen Pascal Grünwald, Fabian Schumacher und Harald Planer Innsbruck und wurden durch Szabolcs Safar und Markus Egger adäquat nachbesetzt. Der routinierte Safar wird in seinem wohl letzten Bundesligajahr dem erst Regionalliga-geprüften Markus Egger als Konkurrent und Mentor zur Verfügung stehen – ein schlüssiges Konzept für die weitere Zukunft. Ernst Öbster wechselte nach Grödig, hinterlässt jedoch im zentralen Mittelfeld, das mit Carlos Merino und Momo Ildiz ohnehin stark besetzt ist, keine gröbere Lücke. Der letzte Abgang betrifft Harald Pichler, der im letzten Jahr als kopfballstarker Abräumer in der Wackerabwehr aufzeigte. Auch hier gilt: Wacker ist mit Inaki Bea, Martin Svejnoha, Dario Dakovic und Marco Kofler in der Innenverteidigung sehr gut aufgestellt, ein Leistungseinbruch muss hier wohl nicht befürchtet werden. Die Freude des Vereinskassiers über die Transfereinnahmen ist dagegen durchaus angebracht.

Ein Traditionsverein als Ausbildungsverein

Dass der FC Wacker Innsbruck seine Kaderbreite auf eine leistbare Spielerzahl ausdünnt, kann auch sehr positiv interpretiert werden: Genau dieser Vorgang gibt dem schwarz-grünen Nachwuchs die Chance, sich direkt in die Kampfmannschaft zu spielen. Das lange eingeforderte Konzept – die Spieler der Zukunft über den FC Wacker Innsbruck II in der Regionalliga an die Kampfmannschaft heranzuführen, kann nur dann funktionieren, wenn nicht für alle Positionen fix-fertige Profis als Ersatz bereitstehen. Genau diese Entwicklung muss die Chance für schwarz-grüne Talente wie Harald Cihak, Mladen Kaloperovic oder Florian Toplitsch (sofern dieser nicht nach Wattens wechselt) sein, durch Bundesliga-Einsätze ihr unbestrittenes Potential endlich auf höchstem Niveau aufzuzeigen. Dass hinter den genannten „alten Hasen“ des FC Wacker Innsbruck II noch jüngere Talente bereits kräftig nachdrücken, stimmt an dieser Stelle noch positiver. Problematisch wird der Exodus von Leistungsträgern nämlich erst dann, wenn der FC Wacker Innsbruck keine fertigen Alternativen mehr im Kader parat hat. Dieser Punkt ist für mich an der momentanen Stelle noch nicht erreicht, sondern wird erst schlagend, wenn der Wacker-Schlussverkauf auch in den folgenden Transferperioden anhalten sollte.

Zurück zu alter Stärke dank Planungssicherheit

Um das geschilderte Szenario zu verhindern, muss der Vorstand des FC Wacker Innsbruck die aktuellen Zusatzeinnahmen sinnvoll nutzen und damit den Grundstein zur wirtschaftlichen Gesundung des FCW legen. Zum momentanen Zeitpunkt (nach dem Tirol-Werbung-Deal) steht am wackeren Konto dem Vernehmen nach virtuell die runde Null, das Eintrudeln der Transfererlöse wird Wacker wohl erstmals in der jüngeren Geschichte Rücklagen ermöglichen. Wenn diese Finanzreserven nun nicht reflexmäßig für Neuverpflichtungen ausgegeben werden, sondern Planungssicherheit für die nächsten Jahre ermöglichen, ist ein großer Schritt in eine goldene Zukunft für Schwarz-Grün getan. Wacker muss vielleicht nicht mehr bis zum letzten Tag der Lizenzierung um eine Unterschrift betteln und diverse Rettungspakete einfach alternativlos hinnehmen, sondern kann selbst die Kraft entwickeln, ein ebenbürtiger Verhandlungspartner zu sein. Dass sich aus einer derartigen bisher unbekannten Stärkeposition auch neue Verhandlungsmöglichkeiten hinsichtlich der von der Politik ermöglichten Rahmenbedingungen für Spitzenfußball in Tirol ergeben können, ist nur die logische Konsequenz. Gerade in den von der Lokalpolitik dominierten Punkten Stadion, Stadionvermarktung, Catering, Trainingsbedingungen, Akademie und Nachwuchs hat der FC Wacker Innsbruck noch ungeahntes Potential zur weiteren Entwicklung.
Hoffentlich führt der Weg über den Status des Ausbildungsvereins für die früher auf Augenhöhe befindlichen Wiener Erzrivalen den FC Wacker Innsbruck wieder zurück zu alter Stärke. Alle aktuellen Mitglieder und Abonnenten sind aufgerufen, diesen neuen Weg konsequent mitzutragen. Das reflexartige Beschimpfen des Führungsgremiums, das mit dem Sparkurs nun erstmals ernsthafte Akzente zur Kurskorrektur setzt, bringt nichts als eine weitere Verschlechterung der Außendarstellung.

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Autor: Julian Fuchs

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