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Machtspielchen

Nun ist er also weg der Roli – gegangen oder „gegangen worden“? Das ist eine gute Frage, auf die nur die wenigsten die wirkliche Antwort kennen. Fakt ist, dass mit Roland Ortner ein mit der Philosophie und den Werten des FC Wacker Innsbruck durch und durch infizierter Trainer die Bühne verlässt. Schon früh zeigte das Spiel der wackeren Nachwuchshoffnungen seine Handschrift. Stets hatte für ihn die individuelle Verbesserung Vorrang vor dem Erfolg der Mannschaft. Nicht allein deshalb sind Namen wie Fabian Koch, Marco Köfler, Alexander Fröschl, Lukas Hinterseer oder Marco Kofler heute nicht nur mehr eingefleischten Zuschauern in der Regionalliga ein Begriff, sondern in der breiten Tiroler Fußball-Öffentlichkeit angekommen. Mit seinem Kapitän Thomas Grumser verband ihn eine besondere Beziehung. Der Kapitän war de facto der verlängerte Arm des Trainers am Spielfeld – mit blindem Verständnis konnten sich beide aufeinander verlassen. Denn was Ortner und sein Co Benni Beiler von der Linie aus nicht umsetzen konnten, wurde ihnen von Grumser abgenommen. Die Philosophie des Trainerteams setzte er mit und in der Mannschaft mit dem Ball um – eine hervorragende Arbeitsaufteilung.

So gut das Wirken nach innen auch war, so war zuletzt nicht zu übersehen, dass die Zusammenarbeit zwischen Roland Ortner und dem Profibereich, wie vor kurzem auch des Öfteren berichtet, nicht immer ohne Nebengeräusche ablief. Dennoch können die damit zusammenhängenden atmosphärischen Störungen nicht zu schwerwiegend gewesen sein – ansonsten hätten es wohl weit weniger Spieler als oben aufgeführt in den Kader von Walter Kogler geschafft. Zugegebenermaßen waren Rolis Emotionen auf und neben dem Platz oftmals Anlass für den einen oder anderen „Schmunzler“, jedoch waren sie der beste Beweis, mit welchem Eifer er seiner Aufgabe nachging. Genau jene Impulsivität war der erfrischende Gegenentwurf zu den eher rational vorgehenden Walter Kogler und Oliver Prudlo. Dass die unterschiedlichen Charaktere der handelnden Personen durchaus befruchtend auf die sportliche Entfaltung der gesamten Herrenabteilung wirkten, beweist der Blick auf die Statistiken seit dem Abstiegs-Jahr 2008. Dass aber genau jene Unterschiedlichkeit in den Handlungsansätzen nun ursächlich für das Ausscheiden von Roland Ortner gewesen sein soll, vermögen wiederum die wenigsten zu glauben.

Denn eine weitere Eigenschaft unseres Ex-Trainers war auch seine Art, Probleme ohne Berührungsängste offen anzusprechen. Und wenn Roland Ortner die Notwendigkeit sieht, auf Schwierigkeiten bei Personalbesetzungen in der Akademie hinzuweisen, ist dies nicht nur sein Recht, sondern sogar Pflicht. Denn kein anderes Aufgabengebiet bei Wacker II hat eine solch existenzielle Wichtigkeit, wie die Zusammenarbeit mit der Talenteschmiede des Tiroler Fußballverbandes. Dass Kritik offensichtlich nicht willkommen ist, ist die eine Seite der Medaille. Das macht die erfolgte Trennung aber auch nicht verständlicher. Sollte hingegen die auf die Ortner-Initiative erfolgte Reaktion des TFV nun aber tatsächlich den Abschied besiegelt haben, so ist offen zu diskutieren, welche Macht der Verband de facto ausüben kann und darf. Denn der FC Wacker Innsbruck ist kein ausführendes Organ des Tiroler Fußballverbandes, sondern einer von vielen gleichberechtigten Mitgliedsvereinen, dessen Autonomie auch in Personalfragen zu achten ist.

Unabhängig davon, wer nun Ortners Abgang bewusst voran getrieben hat – am Ende verbleibt ein fader Beigeschmack, zumal Rolis Werk noch als unvollendet angesehen werden kann. Denn nach der durchwachsenen Frühjahrssaison wäre es ihm zu gönnen gewesen, mit vielen neuen Gesichtern in der Mannschaft erneut für positive Schlagzeilen zu sorgen. So bleibt nur einem hervorragenden Trainer für sein Werk aufrichtig „Danke“ zu sagen und ihm für die Zukunft alles Gute und weiterhin viel Erfolg zu wünschen. Sein Anteil an der Entwicklungsarbeit des FC Wacker Innsbruck war groß und die Neuaufstellung von FCW II bleibt mit seinem Namen verbunden.

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Autor: admin

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