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Eine Klasse für sich

Als treuer Konsument der österreichischen Fußball-Übertragungen ist man ja vom Staatsfernsehen einiges gewöhnt. Das, was der wackere Fan aber am Sonntag beim Spiel FC Wacker Innsbruck – FC Salzburg zu Ohren bekam, kann mit seinem karikaturistischen Inhalt höchstens mit den Auswüchsen eines Alfred Dorfer zu später Stunde mithalten.

Für die neueste Blüte des öffentlich-rechtlichen Sportjournalismus ist diesmal dessen Fußball-Aushängeschild, Oliver Polzer, verantwortlich. Versuchte er zu Beginn des Spiels noch mit stilsicheren Aussagen zum zugegebenermaßen schlechten Innsbrucker Wetter zu punkten, schoss er einige Zeit später mit wohl ernst gemeinter Kritik an der Nordtribüne den Vogel ab. Freundlicherweise nahm der Regisseur das Transparent „In Salzburg niemals top – in Leipzig schon der nächste Flop“ großformatig ins Bild und Polzer ließ sich prompt sinngemäß zu der Beurteilung hinreißen, dass hinter dieser Aktion wenig Einfallsreichtum stehe. Eine Aussage, die die Rubrik „Lachen mit dem ORF“ im Ballesterer um ein weiteres Highlight reicher machen dürfte. Dass es den Urhebern nicht zwangsläufig darum gegangen sein muss, dem angesprochenen Transparent eine ungewollte Individualität aufzuzwingen, ist Herrn Polzer wohl noch nicht in den Sinn gekommen. Vielmehr geht es um den Transport einer Botschaft, mit deren Hilfe manche Fans ihre Sorge um die zukünftige Entwicklung des Fußballs äußern wollten.

Wenn man der ORF-Sportredaktion ein gewisses Maß an Kompetenz zugestehen kann, so wenige Kenntnisse sind dort über das Wesen der Fankultur vorhanden. Unvergessen ist auch ein Ereignis aus nicht allzu ferner Vergangenheit: Während sich die Anhänger der Wiener Austria in ihrem Mattersburger Gästesektor ausgelassen-fröhlich ihrer Leidenschaft hingaben, sprach der zuständige Kommentator zunächst aufgeregt und in Unkenntnis der Lage von „Fanausschreitungen“. Wer angesichts solcher Stilblüten immer noch meint, Einschätzungen zur Qualität der Arbeit in den heimischen Kurven geben zu wollen, der sollte sich zunächst erst einmal besser mit der Materie vertraut machen. Der schwarz-grüne Fan sollte solche Kritik daher mit einem Schmunzeln zur Kenntnis nehmen.

Das, was im Allgemeinen trotzdem für Ärger sorgt, ist die Tatsache, dass oftmals kreative Aktionen der Fankurven, ob nun mit oder ohne Pyrotechnik, oftmals gar nicht mehr wahrgenommen oder angesprochen werden. Zumindest kann ich mich nicht erinnern, dass in der jüngeren Vergangenheit einmal eine Supportaktion positiv erwähnt wurde. Goutiert manches Transparent aber dem Reporter nicht, ist der leidige Fan vor Kritik nicht gefeit. Das passt nicht zusammen. Insbesondere dann nicht, wenn der Winter Einzug gehalten hat und beim Schladminger Flutlicht-Spektakel wieder die „feurige“ Stimmung propagiert wird oder zum zehnten Mal der Manni-Pranger-Fanklub Gschnitz Erwähnung findet.

Es geht an dieser Stelle ausdrücklich nicht darum, Sportarten gegeneinander auszuspielen. Es muss vielmehr betont werden, dass diejenigen, welche den Sport dem Zuschauer näher bringen, sensibler mit dem umgehen, was sie in ihr Mikrofon sprechen. Aussagen, egal von wem sie ins Fernsehen kommen, sollten immer mit dem nötigen Hintergrundwissen und entsprechender Kompetenz getätigt werden. Solche Äußerungen wie zuletzt tragen schlussendlich dazu bei, dass das gefühlte Ungleichgewicht zwischen Sommer- und Winterberichterstattung noch größer wird. Und als Fan von Anna Fenninger und Marcel Hirscher habe ich auch die Erwartungshaltung, dass über meinen FC Wacker Innsbruck objektiv berichtet wird. Deshalb: Das üben wir nochmal, Herr Polzer!

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Autor: admin

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